Sorridianischer Bürgerkrieg

Aus Athalon
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Brennender Hof in Caldagro

Der Sorridianische Bürgerkrieg war ein blutiger innenpolitischer Konflikt im Heiligen Sorridianischen Reich und ist ein historisches Ereignis. Er entstand aus inneren Differenzen zwischen den vielen ambitionierten Machthabern des Großreiches, wurde durch Misswirtschaft und stellenweise Korruption befeuert sowie durch die Kriegserklärung im Zweikronenkrieg durch Tasperin entfacht. In seinem über drei Jahre währenden Verlauf von 1337 AD bis ins Jahr 1341 AD hinein forderte er unzählige Todesopfer, ließ das Heilige Sorridianische Reich zerbrechen und neue Nationen entstehen.

Auslöser

Der Bürgerkrieg ist nur schwer auf einen einzelnen Grund zurückzuführen. Vielmehr gilt eine Vielzahl aus wirtschaftlichen und politischen Faktoren als lang schwelender Anlass sowie der Zweikronenkrieg als direkter Auslöser für seinen Ausbruch. Unter Gottkaiser Giovanni del Candeticcia erlitten die Sorridianer in den 1330er AD Jahren in ihrem Großreich vom heutigen Patrien über Fallice bis auf die Isla de la Riqueza mehrere Wirtschaftskrisen und eine mittelschwere Hungersnot. Sie waren hierauf weitestgehend unvorbereitet, sodass gerade die wenig vermögende Landbevölkerung sowie weite Teile der Städte davon getroffen wurden. Dem Gottkaiser gelang es zwar mithilfe der Investition großer Geldmengen über den Verlauf mehrerer Jahre Abhilfe zu schaffen und viele Leben zu retten, der Lebensstandard und die Zufriedenheit insgesamt sanken jedoch.

Ab 1334 AD sollen sich dann massive Kritiken am Gottkaiser selbst, eigentlich eine Unverschämtheit sondergleichen und mit hohen Strafen geahndet, etabliert haben. Gerüchte machten sich breit, die besagten, dass Giovanni del Candeticcia sich an mehreren geheimen Orten durch zweckentfremdete Steuer-, Bestechungs- und Kirchengelder einen üppigen privaten Goldschatz aufgebaut hätte. Ferner wurde ihm zugesprochen, dass er eine Schattenregierung um sich positioniert habe, die alleine dem wohl des sorridianischen Volkes in der Region Granhojas und Caldagro dienen würde. Ein auch dadurch bedingter Verfall der allgemeinen Lebenszustände vieler Einwohner brachte große Wut in den Menschen des Landes hervor.

Daneben erhoben sich immer mehr lokale Unabhängigkeits- und Freiheitsbewegungen in den Bereichen des heutigen Fallice und Patrien. Die zwar irgendwie zum Heiligen Sorridianischen Reich, aber eben nicht zum eigentlichen Sorridia gehörenden Menschen wollten sich nicht länger einzig und allein vom Gottkaiser das Leben bestimmen lassen. Das Fass der Wut wurde mit dem massenweisen Einzug von Rekruten bzw. Wehrpflichtigen zur Verstärkung der Truppen im Zweikronenkrieg endgültig zum Überlaufen gebracht. Da vor allem wohlhabende Nachkommen aus dem Dienst herausgekauft werden konnten, sorgte der Gottkaiser unfreiwillig dafür, dass er ausschließlich die weiteren Bauern- und Arbeitergenerationen an die Front schickte. Ihre Familien und auch sie selbst wollten jedoch nicht für die betriebene Misswirtschaft und den Undank eines Landes streiten, welches sie nicht einmal als vollwertige Mitbürger anerkannte.

Beginn

Stadt in Flammen

Nachdem der Zweikronenkrieg bereits im Lenzmond (März) begann, wurde für den Bürgerkrieg der 3. Nebelmond (3. November) 1337 AD als offizieller Startpunkt datiert. Die im Grenztal bei Padarak zu Hunderten und Tausenden gefallenen Wehrpflichtigen kehrten nicht mehr in ihre Heimatdörfer zurück. Die Wut auf Tasperin, das eigene Land und den Gottkaiser wuchs. Neben einer unfassbaren Angst selbst so brutal im Krieg sterben zu müssen, zog es auch viele ältere Männer und Frauen auf die Straßen. Sie waren die Eltern oder gar Großeltern der Gefallenen, verloren nicht nur ihre Familienmitglieder sondern zugleich auch ihre soziale und wirtschaftliche Absicherung mit dem Tod der Nachfahren.

Wie ein Lauffeuer brachen erst lautstarke Proteste vor den Häusern der Adligen aus. In vielen Städten legten einfache Arbeiter ihr Tagwerk nieder und zogen in großen Gruppen direkt vor die Tore der lokalen Machthaber. Teils tagelang versuchten sie ihren Einfluss auf die Würdenträger ohne Erfolg geltend zu machen. Zur Abwehr rückte stellenweise das Sorridianische Heer an, fing an die Menschen zu verdrängen und den zumindest nach außen bestehenden inneren Frieden wiederherzustellen. Sie scheiterten jedoch erheblich an der Gegenwehr der Protestierenden. In vielen Städten kam es zu Gewaltausbrüchen. Binnen weniger Tage gab es offene Straßenschlachten zwischen Heeressoldaten, die eigentlich als Einheiten im Zweikronenkrieg gebraucht wurden, und ihrer eigenen Bevölkerung.

Über Wochen floss das Blut die Straßen hinab. Getrieben von einem ungebändigten Willen nach Änderung vermochten vor allem die jungen Menschen auf der Straße ihrem Unmut Luft zu verschaffen. Sie wurden von den älteren Einwohnern versorgt und verpflegt, teilweise auch ausgerüstet und unterstützt. Ihre Gegner waren zahlenmäßig weit unterlegen, dafür aber besser ausgebildet und bewaffnet. Nichtsdestotrotz schafften sie es erst in den kleinen Dörfern, später in Städten und schlussendlich im ganzen Land die Oberhand zu erringen. Der Preis dafür war jedoch hoch. Er wurde oft in schweren Verstümmelungen oder mit dem eigenen Tod bezahlt. Gerade im heutigen Patrien und Fallice kämpften die Verfechter der Eigenständigkeit und Selbstbewahrung zwar voneinander unabhängig, aber für dasselbe Ziel.

Verlauf

Leichen in den Straßen

Im nördlichen und östlichen Caldagro sorgte nicht nur der Zweikronenkrieg sondern auch der Machtgriff der Bevölkerung an die Adligen für immenses Blutvergießen. Ganze Städte wurden unter dem Zorn der Bauern- und Arbeiterschaft zerstört, als diese auf den Prunk der Wohlhabenden stießen. Teilweise zogen sie selbst junge Mädchen aus hohem Hause auf die Straße und verübten grauenvollste Taten an den wehrlosen Kindern. Machthaber sowie auch reiche Händlerfamilien wurden öffentlich hingerichtet, sofern sie nicht rechtzeitig die Flucht ergriffen hatten.

Inmitten der großen Proteste von Montebrillo im Jahr 1338 AD kam es in der Stadt zu schwerwiegenden Plünderungen. Oftmals waren die Einwohner einfach nur verzweifelt auf der Suche nach Nahrung, doch einige Individuen wollten sich mit der Habe anderer Menschen bereichern. Unbestätigten Informationen zufolge soll eine Gruppe Söldner einen der höfischen Kämmerer des Gottkaisers gefangengenommen haben. Unter Anwendung intensivster Gewalt soll dieser ihnen eines der Geldverstecke des Monarchen verraten haben. Dem Kämmerer gelang die Flucht zurück zur Festung des Gottkaisers während seine Entführer mit dem Raub der Münzen begannen. Der vor Wut schäumende Giovanni del Candeticcia sei selbstständig mit seinen verbliebenen Soldaten zu seiner Schattenkasse geritten, nur um nie wieder von dort zurückzukehren. Die genauen Umstände seines Tods konnten wegen seiner fehlenden Leiche nie aufgeklärt werden. Vermutungen äußern einen verlorenen Kampf mit den Söldnern bis hin zu einem Verrat durch seine eigenen Soldaten aus Gier und Hass.

Während der täglichen Unruhen lag die Wirtschaft des Landes in manchen Teilen gänzlich brach. Dies betraf nicht nur die Herstellung von weiterem Kriegsgerät für den Einsatz gegen Tasperin sondern auch den alltäglichen Nahrungsmittelanbau. Hunger machte sich im Winter 1338 AD breit, als die Mehlsäcke ausgingen und kaum mehr Vorräte bereitstanden. Wer es sich nicht leisten konnte oder zu schwach war, niemanden mit genug Geld oder Einfluss kannte oder schlichtweg Pech hatte, verhungerte manchmal elendig. Im von den Saboteuren Tasperins gebeutelten Caldagro suchten viele Sorridianer ihre Rettung in der Flucht. Ganze Schiffsladungen an Flüchtlingen wurden über das Nostrische Meer an die Häfen von Fortifa oder Guayall gebracht, um ihr Leben auf der Isla de la Riqueza zu sichern. Lager voller Zelte entstanden vor den Städten. Manche Gruppierung ließ sich in natürlichen Höhlen oder Wäldern nieder. Selbst im Granhojas-Massiv entstanden neue Orte durch die Fluchtbewegungen. Teile von Caldagro waren bald schon unbewohnt.

In größeren Ortschaften setzte sich die Selbstjustiz an Adel und Machthabern fort. Wer auch immer es geschafft hatte in Machtpositionen zu bleiben, wurde entweder durch einen wütenden Mob tagtäglichen Gefahren ausgesetzt oder durch opportunistische Gewalttäter überfallen, ausgeraubt und oft erschlagen. Mittlerweile ist bekannt, dass der Sorridianische Bürgerkrieg enorme Zuläufe von gewaltbereiten Kriminellen verzeichnete. Diese Tätergruppe schaffte es oft unter dem Deckmantel des Protests Schätze zu plündern und andere Verbrechen zu begehen. Gerade viele Fallicer Söldner sollen sich auf den Weg ins sorridianische Kernland gemacht haben, um dort als Ausgleich für Unterdrückung und Ausbeutung zu stehlen und zu rauben. Einige Gruppierungen machten nicht einmal vor den Lagern von Bauerndörfern Halt. Durch die Abwesenheit des Militärs sowie des Einzugs vieler Wachtruppen in das Sorridianische Heer zur Aufrechterhaltung der Frontlinie im Zweikronenkrieg, hatten weder Bauern noch Städtern den erfahrenen Angreifern etwas entgegenzusetzen.

Zum Höhepunkt der Kämpfe, etwa im Sommer 1338 AD, verlagerte die Sorridianische Kirche ihren Hauptsitz in den Kriegswirren für einige Monate von Montebrillo ins patrische Olapaso. Der überwiegende Teil der Würdenträger wurde durch eine bewaffnete Eskorte aus Ordensrittern sicher aus der Stadt eskortiert. Die wesentlich geringere Zerstörung und die deutlich bessere Sicherheitslage in Olapaso halfen der Kirche ihre Kernfunktionen selbst in der angespannten Lage effizienter aufrecht zu erhalten. Auf den verschwundenen bzw. vermutlich getöteten Gottkaiser Giovanni del Candeticcia folgte kurz darauf Juan Aldagro de la Estrada. Sein Aufstieg zum Staatsoberhaupt wurde maßgeblich durch eine Forderung der gläubigen Bevölkerung des Landes bewirkt. In einer ihrer vielen Protestforderungen verlangten die frommen Sorridianer von der Sorridianischen Kirche einen Staatsführer aus einer Familie mit dem reinsten Blut des Jakobus zu wählen. Zahlreiche Prediger hatten zuvor dazu aufgerufen, dass Anstand, Sitte und absolute Glaubenstreue nach dem Vorbild Jakobus' in Sorridia wiederhergestellt werden sollten. Nach Jahrzehnten zweifelhafter Gottkaiser schien das Volk tatsächlich mehr als gewillt zu sein, diesen Aufrufen zu folgen. Im Anschluss an mehrere Wochen hitziger Debatte stimmten die Erzbischöfe dem Willen des Volkes (und dem Willen Deyn Cadors selbst) zu. Gottkaiser Juan Aldagro de la Estrada, ein Nachkomme der ursprünglichen Familie de la Estrada, deren Blutlinie mit einigen wenigen Umwegen direkt zu Jakobus zurückverfolgt werden kann, wurde gekrönt.

Als einen seiner ersten Akte im Amt ließ der neue Monarch sein Montebrillo mit der Hilfe der Ordensritter der Sorridianischen Kirche und Sorridianischen Inquisition befrieden. Ohnehin hatten viele Bewohner der Hauptstadt in der Sehnsucht nach Ordnung und Besserung, nach bald einem Jahr der Zerstörung und des Todes, ihre Fackeln bereits niedergelegt. Die Vertreter der Sorridianischen Kirche kehrten daher zum Ende des Jahres 1338 AD ebenfalls nach Montebrillo an die Seite ihres neuen Herrschers zurück.

Eine darauf stattfindende, großangelegte Propaganda-Aktion von Kirche und Staat richtete sich ausschließlich mit Worten an das Volk:

„Mein Volk,

euer Ruf nach dem Recht des Wortes wurde erhört. Doch ist euer Recht des Wortes ein Irrglaube. Nur Deyn Cador entscheidet über solche Macht und ihre Verteilung. Nur er bestimmt, wer der Gottkaiser eures Landes, über euch, das Volk und die Welt namens Athalon sein kann. Nur er hat mir diesen Platz auf dem Thron verliehen, um euch und ihm zu dienen. Für ihn zu sprechen, die Verbindung zwischen euch und dem ehrwürdigen Herrn Deyn Cador zu sein.

Somit ist es ganz natürlich, dass nur der Wille Deyn Cadors die Ordnung unseres Landes bestimmt. Diesen Willen hat er mir auferlegt. Diese Bürde muss ich für euch ganz allein tragen. Und dadurch ist es mein Wort und meine Verantwortung, die bestimmt, wer über euch im Kleinen wie im Großen herrscht. Lasst euch nicht von falschen Worten locken, die euch sagen, dass ihr selbst entscheiden könnt. Denn nur ich habe das Wort Deyn Cadors für euch vernommen. Nur ich kann euch die rechte Antwort unseres Herrn und Bestimmers mitteilen. [...]“

Gottkaiser Juan Aldagro de la Estrada (Ansprache an das Volk | 1) - Sorridianisch
„Mitteilung des Gottkaisers an das Volk, 1338 AD“


Der neue Herrscher organisierte daraufhin einen Plan zur Sicherung seines eigenen Landes und damit auch seines Machtanspruchs über sein Volk. Er wollte beginnen das Land zugweise von Montebrillo aus wieder gänzlich zu kontrollieren. Hierfür stellte er die ihm zur Verfügung stehenden Truppen aus seinem Militär, Ordensrittern und Freiwilligen zusammen unter ein Banner. Zeitgleich folgten den Kriegern Priester und Verwaltungskräfte, die das entstandene Chaos reorganisieren mussten. Ferner sollte der Glaube wieder an erster Stelle der Menschen stehen, wodurch er gerade der ebenfalls nicht unerheblich belasteten Sorridianischen Kirche eine wichtige Aufgabe zuteilte.

Auch Tiere fielen dem Krieg zum Opfer

Sein Plan zeigte, wenn auch erst langsam, Wirkung. Als das Umland von Montebrillo recht schnell eingenommen wurde, ließ er einen Korridor in das von Marinetruppen zum überwiegenden Teil gesicherte Fortifa schaffen. Der Gottkaiser erhielt damit seinen wichtigen Hafen zurück und konnte eine weitere Ausschiffung seiner Soldaten für den Zweikronenkrieg sorgen. Während die Marine Jerwaz ansteuerte, verlegte er seine Bodentruppen über Alagón und Jorméz nach Leanopol sowie Anamera. In letzter Stadt dauerte es einige Wochen bis die revoltierenden Bauern im Umland ihre Mistgabeln niederlegten. Besonders den warmen Worten einer Priesterschaft war es zu verdanken, dass die Landwirte irgendwann nachgaben. Mit täglichen Gesprächen und Gebeten wurden sie von ihrer aufrührerischen Haltung abgebracht und zur Herrschaft des Gottkaisers zurückgeführt.

Aironia und Jeorgina auf der Insel von Szemäa konnte der Gottkaiser ohne größere Eingriffe wieder unter Kontrolle bringen. Die hier lebenden Bürger seines Landes waren durch seine Krönung in ihrem teils fanatisch ausgelebten Glauben so entzückt, dass sie die Waffen niederlegten. Mancher Historiker führte diese Geste zwar auch auf die ausbleibenden Nahrungsmittellieferungen und den damit einhergehenden Hunger zurück, in Sorridia ist jedoch der feste Glauben als Begründung geläufiger. Der Rest der Region Granhojas konnte bis ins Frühjahr 1339 AD durch den Gottkaiser befriedet werden. Die Flüchtlingslager in dieser Region wuchsen dadurch nur noch mehr an. Schwierigkeiten in der ausreichenden Versorgung mit Nahrung führten zu einer Rationierung, die wiederum eigene Proteste auslöste. Diese ließ der Gottkaiser mit wohlgewählten Worten und Schlägen niederknüppeln.

Die Sicherung Caldagros zog sich von 1339 AD bis ins Jahr 1341 AD hin. Obgleich einige Landesteile verlassen waren oder auch durch die Saboteure des Tasperiner Heeres niemandem mehr Obdach boten, zeigten sich die hier lebenden Sorridianer deutlich wehrhafter. Sie hatten in den letzten zwei Jahren keinerlei Unterstützung von ihrer Majestät erhalten. Stattdessen erlitten sie Hunger, Krieg, Krankheit und Tod. Zu allem Übel wurden viele von ihnen als Dank hierfür auch noch zum Militärdienst verpflichtet. Als erste Friedenserklärung begann der Gottkaiser mit einer Amnestie für alle Kriegsdienstverweigerer, die in ihrer Heimat geblieben oder sich auf andere Weise dem sorridianischen Staat verdient gemacht hatten. Hierunter fiel beinahe jede einzelne Person, die Tasperin nicht in entfernter Weise geholfen hatte. Als weiterer Schritt wurde Land für die nächsten fünf Jahre zur Bestellung abgabenfrei angeboten.

Trotz dieser und weiterer gütiger Angebote seitens der Sorridianischen Krone bedurfte es an vielen Stellen im nördlichen Teil des Landes einer individuelleren Beratung und Fürsprache. Gerade die Kirche war hier oft gefordert, sodass sich das ganze Land auf der Suche nach Frieden noch mehr dem Wert der Anhänger Deyn Cadors bewusst werden konnte. Erst mit dem Ende des Zweikronenkriegs und der Rückkehr der letzten eingezogenen Kriegsveteranen gelang es Caldagro gänzlich wieder unter die Kontrolle des Gottkaisers zu bringen.

Während die Truppen des Gottkaisers in Caldagro gebunden waren, fielen die aufmüpfigen Fallicer mit einer großen Menge Separatisten im Norden von Patrien ein. Um Almasee und Odejo wurde alles geplündert und zerstört, was nicht von den fliehenden Menschen davongetragen werden konnte. Die Fallicer kannten in ihrem Wahn keine Gnade, nicht einmal vor Kirchengebäuden oder Klöstern. Nach einer dreijährigen militärischen Auseinandersetzung zwischen den in Patrien verbliebenen, und später als Teil des Königreichs Patrien agierenden Soldaten, und fallicer Separatisten wurden die Angreifer vertrieben. Der Preis hierfür war jedoch hoch. Ganze Dörfer wurden aus Gier ausradiert, unzählige Menschen ließen in den Eroberungsbestrebungen der unabhängig von jeder anderen Fraktion agierenden Separatisten auf der Suche nach einem eigenen Herrschaftsgebiet ihr Leben.

Die Patrier setzten unter Einbezug großer Verstärkung einen direkten Rückangriff auf Fallice an. Sie brandschatzten ebenso schwer, vertrieben ebenso viele Familien und gingen ebenso brutal gegen den Süden des nördlichen Nachbarn vor. Von Forteresse Côtiere bis nach Fontaineblanc sorgten sie für eine nachhaltige Zerstörung des fallicischen Südens. Mithilfe moderner Methoden der Kriegsführung und dem Einsatz von alchemischen Gebräuen verdarben sie aus einem Akt der Rache den Boden des einst fruchtbaren Gebiets auf Dauer. Die Vernarbten Lande entstanden. Nachdem sie den Fallicern ihre Übermacht präsentiert hatten, zogen sie nach wenigen Monaten wieder siegreich ab.

Der Bürgerkrieg fand schließlich zu Beginn des Jahres 1341 AD ein unverhofft abruptes Ende. In Fallice und Patrien bildeten sich eigene Staaten, die sich wehrhaft gegen Sorridia erhoben. Sie beließen zwar die Sorridianische Kirche als Staatskirche, doch verweigerten sie dem Gottkaiser die weltliche Treue. Der noch immer in seinen eigenen Landesteilen mit der Versorgung und vor allem dem Wiederaufbau beschäftigte und vom erst im Vorjahr beendeten Zweikronenkrieg angeschlagenen sorridianische Staat musste nachgeben. Für einen weiteren militärischen Konflikt war weder die Kraft noch die Finanzierung vorhanden.

In einer beispiellosen Säuberungsaktion ließ Gottkaiser Juan Aldagro de la Estrada die Sorridianische Inquisition und weitere Organisationen nach den überlebenden Aufrührern suchen. Meist ohne Anklage und ohne wirkliche Beweisführung wurden die Männer und Frauen auf offener Straße für ihre Verfehlungen mit dem Todesurteil gerichtet. Zum Taumond (Februar) 1341 AD erklärte der Monarch den Bürgerkrieg offiziell für beendet und Sorridia für befriedet.

Nachwirkungen

Unzählige Menschen verloren ihr Leben

Das Heilige Sorridianische Reich zerbrach im Verlauf der Bürgerkriegs. Sowohl das Königreich Patrien als auch das Königreich Fallice erklärten ihre Unabhängigkeit von Sorridia. Während in Patrien die Königsfamilie Campillo, selbst als Rey im Sorridianischen Reich über Patrien regierend, die Macht über ein recht homogenes und zusammengehöriges Volk erlangte, kam in Fallice König Lothair I. der Familie Gráncais auf den Thron.

Gottkaiser Juan Aldagro de la Estrada erklärte, dass seine Nation fortan als Heiliges Königreich Sorridia auftrete. Das offen erklärte Ziel sei die langfristige Reintegration der verlorenen Gebiete, um wieder als Heiliges Sorridianisches Reich agieren zu können. Zugleich würde er nicht mehr Gottkaiser sondern fortan Gottkönig seines Landes sein. Der Titel des Gottkaisers möge ab dem Moment wieder vergeben werden, an dem die Nation wieder zu alter Größe zurückgefunden hat.

In den Kriegsjahren gingen viele einst mächtige Adelsfamilien nieder, von denen einige vollständig ausgelöscht wurden. Die überlebenden privilegierten Häuser teilten sich die Ländereien neu auf, wobei sie darauf bedacht waren, die regionalen Strukturen weitgehend beizubehalten. Trotzdem gab es nur wenige Veränderungen in den vorherigen Gebietsgrenzen. Die Bevölkerung, insbesondere im nördlichen Sorridia, erlitt beträchtliche Verluste, und manches Gebiet brauchte Generationen um sich gänzlich zu erholen. Viele Menschen flohen während des Konflikts auf die Isla de la Riqueza, was dazu führte, dass in den größeren Städten im südlichen Sorridia zahlreiche Flüchtlinge unter schwierigen Bedingungen leben mussten.

Die in den Kriegswirren entstandenen erheblichen Schäden an der Wirtschaft blieben auch nach Kriegsende spürbar. Die Erzförderung im Granhojas-Massiv erholte sich nur langsam, da viele Minen während des Konflikts zerstört wurden und einige Zeit unzugänglich blieben. Die verarbeitende Industrie, darunter Schmieden und Gießereien, litt ebenfalls unter den Auswirkungen des Krieges, und viele Betriebe mussten ihre Tore schließen. Die Sorridianische Kirche investierte für den Wiederaufbau massiv in die Wirtschaft des eigenen Landes. Sie gründete zahlreiche eigene Betriebe und erwarb alte Handelsunternehmen. Heutzutage ist die Kirche an beinahe allen bedeutenden Geschäften beteiligt und profitiert dadurch erheblich vom wirtschaftlichen Aufschwung sowie den zuvor niedrigen Preisen. Nahezu sämtliche renommierte Weingüter, Zuchtställe und ein beträchtlicher Teil der großen Reedereien in Sorridia befinden sich deshalb vollständig im Besitz der Kirche.

Der einst gute Ruf des Militärs hatte nach dem strengen und oftmals gnadenlosen Vorgehen gegen die eigene Bevölkerung einen hohen Schaden erlitten. Einst freundlich begrüßte Soldaten wurde in den Nachkriegsjahren mit Abscheu und offener Feindseligkeit begegnet. Gerade Frauen und Kinder fürchteten sich vor den bewaffneten Truppen in Uniform, wichen auf andere Straßen aus und wollten im besten Falle keinen Kontakt mit den Einheiten haben. Auch wenn sich die Verbindungen zwischen Volk und Militär in den Folgejahren, hat die Bevölkerung die Grauen lange nicht vergessen.