Königreich Weidtland
Dieser Artikel/Abschnitt ist fertig, muss aber noch Korrektur gelesen werden. |
Königreich Weidtland | |
---|---|
300px | |
Titel | Machtringende Adelshäuser |
Hauptstadt | Asmaeth (62.850 Einwohner) |
Wichtige Städte | Molder, Rodstedt, Nordingen |
Herrscher | Adelsrat |
Herrschaftsform | Erbmonarchisches Inselreich |
Demonym | Weidtländer |
Adjektiv | Weidtländisch |
Völker | Mittländer |
Sprachen | Tasperin (Dialekt) |
Religion | Deynismus (Silvanische Kirche) |
Das Königreich Weidtland stand einst unter der Herrschaft von Fallice unter dem Heiligen Sorridianischen Reich, konnte aber vor über 500 Jahren die Unabhängigkeit erstreiten und existiert seitdem als eigenständiges Königreich. Ein langer, blutiger Krieg um die Unabhängigkeit hat die Inseln jedoch gezeichnet und gespalten. Der korrupte Adel riss kurz nach dem Sieg gegen Fallice die Regentschaft an sich, und die einstigen Helden, Kämpfer für Volk und Freiheit, galten lange Zeit als verruchte Gesetzlose. Sie versteckten sich in den nebelgeschwängerten Auwäldern und wasserreichen Sümpfen der Insel, um von dort aus für alte albionische Werte einzutreten. Und ihre Mühen waren nicht vergeben, denn bis zum Verschwinden Éireanns regierte Elsbeth I. von Großalbion über Weidtland die dazugehörigen Inseln des einstigen Großalbions. Sie war es, die die alten Traditionen erneut emporhob und ins Zentrum ihrer Poltik stellte.
Doch mit der Königin und Éireann ging auch das Vereinigte Königreich Großalbion unter. Weidtland ist seither wieder ein unabhängiges Königreich, das in ständiger Auseinandersetzung mit den kaledonischen Nachbarn lebt.
Geschichte
Die ersten Aufzeichnungen über Siedlungen auf den albionischen Inseln, stammen von ca. 300 AD. Erste Siedler des Heiligen Sorridianischen Reiches fanden die grünen Inseln des Nebels bei ihren Erkunden entlang der weitläufigen Küsten Leändriens. Den Entdeckern folgten bald erste Expansionisten und Bauern, die kleinere Siedlungen an der weidtländischen Küste errichteten. Was ursprünglich zur Versorgung der eigenen Flotte gedacht war, wurde bald zum Treffpunkt zwischen Sorridianern und Weidtländern. Denn bereits weit vor den Siedlern aus der Ferne etablierten sich tiefverwurzelte Stammesgesellschaften in den nebelverhangenen Bergen.
Geprägt von schamanistischen Naturreligionen und geleitet von Sonne und Wasserstand existierten diese Kulturen ohne großes Streben zum Aufschwung. Tagsüber verdienten sie sich als Viehhirten oder Kleinbauern ihr Tagesmahl und nachts huldigten sie ihren ganz eigenen Gottheiten. Innerhalb weniger Jahre wurden die Weidtländer durchsetzt von sorridianischen Missionaren. Was als friedliche Bekehrung zur Sorridianischen Kirche begann, wurde nach anderthalb Jahrzehnten zu einem Blutbad. Die Sorridianische Inquisition und mit ihr die Magierjäger folgten den friedlichen Priestern. All diejenigen, die ihren Glauben nicht aufgeben und zum Deynismus des sorridianischen Gottkaisers konvertieren wollten, verloren grausam ihr Leben. Magiekundige wurden gezielt gesucht und ausgeschaltet. Manchmal aus Not, manchmal aus Trotz versuchten viele ihr Leben zu retten. Ein großer Teil der Weidtländer floh gen Norden und schloss sich den kaledonischen Stämmen an. Der andere Teil konvertierte und schuf so die Grundlage für ein Jahrtausend der deynistischen Verwurzelung in Weidtland. Dennoch ließen viele Familien nicht von den alten Göttern ab, denn den Willen der Ahnen gilt es weiterhin zu respektieren.
Innerhalb des Heiligen Sorridianischen Reiches wurden die Landsherren des heutigen Königreichs Fallice mit der Herrschaft über Weidtland betraut. Sie schröpften das Land, ließen aber ausreichend Grauzonen, damit die Bevölkerung der Insel halbwegs würdig überleben konnte. Mit sorridianischer Herrschaft kam auch Wohlstand und Fortschritt. Ungeahnte Technologien und Eifer zogen in das Land ein, sodass sich schnell reiche Handelsfamilien etablierten. Ihr Aufstieg in den heutigen Adel ging manchmal innerhalb nur weniger Generationen, sodass die eigenen Enkel oftmals von Großgrundbesitzern zu lokalen Fürsten und Grafen aufstiegen.
Die Jahre zogen ins Land und die Weidtländer fanden auf dem langen Weg ihre eigene Identität. Von der unnachgiebigen Abhängigkeit zu Sorridia gequält, mehrten sich die Bestrebungen zur Unabhängigkeit. Erst ein Jahrhundert vor ihnen hatte sich die Kaiserliche Monarchie Tasperin von Sorridia losgesagt. 873 AD war es endlich auch für Weidtland, Klanreich Kaledon und Éireann an der Zeit. Doch mit ihrer Eigenständigkeit kamen auch Jahrzehnte der finanziellen und politischen Unsicherheit. Interne Konflikte und Kriege zerrissen die Länder. Ein tiefer Hass prägt auch heute noch die Beziehung zwischen Weidtländern und Kaledonern, obgleich sie doch vieles gemein haben.
Erst 1333 AD gelingt einer einzelnen Person die Einigung der zerstrittenen Ländern. Königin Elsbeth I. von Großalbion schafft es die Länder zu einen und ein gemeinsames Verbundskönigreich in die Welt zu erheben. Sie belebt den Einheitsgeist der drei Nationen wieder, knüpft an alte Traditionen an und versucht ihren ganz eigenen Platz in der Welt zu sichern. Doch alles endet 1351 AD mit dem Verschwinden Éireanns. Mit dem vernichteten Land gilt auch Königin Elsbeth I. als verschollen, die gerade zu Besuch in ihrem östlichsten Landesteil war. Die Kaledonier kündigten sofort jegliche Verträge auf und erhoben ihre kampferprobten Stämme zu alter Macht. Und Weidtland? Wird geführt von einem zerstrittenen wie unsicheren Ratsgremium, in dem jeder nur seinen eigenen Machterhalt sichern will.
Land
Als Insel wird Weidtland vollkommen vom Meer umgeben. Die Küsten sind relativ flach und grenzen direkt an die langen grünen Hügelketten. Im Norden trennt die albionische Meerenge das Land von Kaledon ab, was beiden Staaten sehr recht ist. Der Süden Weidtlands ist ein größtenteils entwaldetes Hügelland, das für Ackerbau und Viehzucht genutzt wird. Die grünen Weiden sind von Seen und vielen Bächen durchzogen, an dessen Ufern kleine Auenwälder gediehen. Die Bäche schließen sich bald schon zur Lage zusammen, welcher das Land durchzieht und bei Asmaeth in einem sumpfigen Delta ins Meer mündet.
Je weiter man nach Norden reist, desto gewöhnlicher wird der Anblick von Wäldern und Bergen, die zunehmend immer dichter und zusammenhängender werden. Die Gebirgskette des Maunas durchzieht diese Landschaft und ist von steilen Hängen und ungezähmter Fauna geprägt. Der höchste Berg von Weidtlandt ist die Skarspitze, welche im Norden zu den Grenzen zu Kaledon wie eine Nadel hervorragt.
Die Temperaturen sind ganzjährig mild und regenreich. Gerade auf dem Land ziehen immer wieder tiefe Nebelfelder auf, die die Sicht stark begrenzen und die Bewohner in ihren Häusern halten. Im Winter drohen kalte Temperaturen, die sich nur mit ausreichend Kleidung und Feuerholz überstehen lassen. Vorräte werden daher ganzjährig auf den bestellten Feldern, im Wald oder von den eigenen Viehherden eingesammelt.
Gesellschaft
Die Bewohner Weidtlands leben überwiegend in kleinen Dörfern, die über das ganze Land verteilt sind. Dazwischen bestehen einige Kleinstädte und die Metropole Asmaeth. Doch selbst in den verwinkelten Gassen der Städte halten die weitverzweigten Familien zusammen.
Die Gesellschaftsordnung Weidtlands unterteilt offiziell nur Adel, Klerus und weidtländische Bürger. Zu Zeiten Elsbeths I. wurde den Adligen des Landes oft nachgesagt, so nahe am Volk zu stehen, wie in keinem anderen Land Leändriens. Die verschwundene Königin unternahm regelmäßig Reisen durch die Ländereien und machte selbst in den kleinsten Dörfern Halt. Die Menschen kannten und liebten ihre Königin. Aber auch die aufrichtigen und gütigen Adeligen Weidtlands konnten sich der Loyalität und Zuneigung ihrer Untertanen gewiss sein, während die niederträchtigen und grausamen den Hass schon aus weiter Ferne zu spüren bekamen.
Seit dem Zerbrechen Großalbions hat sich dieses positive Bild jedoch stark gewandelt. Der einstige Zusammenhalt zwischen den Nationen und Bevölkerungsschichten zerfiel auf einen Schlag, als eine ungewisse Zukunft vor den Weidtländern lag. Interne Machtkämpfe des Adels zogen die Bürger hinab, Steuererhöhungen erzürnten sie noch mehr. Als Folge erhoben sich Aufstände, die zeitweilig blutig niedergeschlagen wurden. Gewinner waren letztlich die ohnehin schon reichen Kaufleute, die ihren Profit aus den Waffenverkäufen und Aufständen zogen. Eben deren Gilde der Kaufleute ist es auch, die sich in den letzten zweihundert Jahren erheblichen Wohlstand erarbeitete. Im Handel mit den grundbesitzenden, aber oft deutlich ärmeren Adligen, wechselten Münzen und Grundrechte den Besitzer. Die Kaufmannskaste erhob sich zu einem ganz eigenen Gesellschaftsstand, der heute aus der seefahrenden Bevölkerung kaum mehr wegzudenken ist.
Doch es blieb nicht bei einem gesellschaftlichen Umbruch. Ein zweiter, neuer Gesellschaftsstand existiert seit noch kürzerer Zeit. Als die Königin den Thron bestieg, zwangen die Umstände sie dazu, eine schlagkräftige Flotte aufzubauen und sich dabei über die gesellschaftlichen Traditionen hinwegzusetzen. Die Königin verkündete, dass jeder, der unter der Flagge Albions segelte, den Titel des „Edlen zur See“ erhalten solle – ein Titel der etwas gleichbedeutend mit dem des Ritters ist. Alle Edlen zur See bekamen einen gewissen Anteil der von ihnen unter weidtländischer Flagge erbeuteten Anteils offiziell zugesprochen. So verwundert es kaum, dass die weidtländische Flotte schon bald über die ehrgeizigen Ziele der Königin hinauswuchs. Die Titelvergabe wurde flugs eingestellt; die Beuterechte blieben aber erhalten.
Mit Erlass des Silvanos-Edikts verdrängte die Silvanische Kirche die Sorridianische Kirche nahezu vollständig, selbst wenn beide Religionen im Land akzeptiert werden. Die Weidtländer haben einen ganz eigenen Bezug zum deynistischen Glauben. So folgen sie den Ansichten Deyn Cadors treu und gutmütig, sind aber wenig begeistert von den ausrottenden Tendenzen der Inquisitionen oder des Solaner Ordens. Ihre eigenen Naturreligionen, die auf dem alten Schamanismus basieren, prägen die Stammbäume noch heute. Gerade die Verehrung der Ahnen spielt gesellschaftsübergreifend eine große Rolle, sodass silvanische Glaubensdoktrinen gern mit den eigenen Ansichten vermisch werden.
Kleriker werden nichtsdestotrotz geachtet und unterstützt, insbesondere wenn diese aus den eigenen Reihen oder Landen stammen. Sie siedeln sich irgendwo bei oder zwischen Adel und Kaufleuten an, selbst wenn die Silvanische Kirche in Weidtland bei Weitem nicht die finanziellen Mittel besitzt, wie der Kirchenrat in Carviel.
Verhasst im ganzen Land sind indes nur Kaledonier. Diese geben sich meist als Weidtländer aus, um ein halbwegs ruhiges Leben zu führen. Seit dem Zerfall Großalbions droht ihnen ansonsten beim kleinsten Fehler der Besuch eines wütenden, patriotischen Mobs. Und einem weidtländischen Bauernmob hält sprichwörtlich nicht mal die Zandiger Stadtmauer auf.
Gebräuche
Die Weidtländer sind für ihre Gastfreundschaft bekannt, aber mehr noch für ihren Aberglauben. Fern der patrischen Universitäten fällt es den Weidtländern leicht, über „wissenschaftliche Beweise“ zu spötteln, wenn sie das Heulen einer albtraumhaften Kreatur über den Hügeln hören. Der Aberglaube wird sehr ernst genommen, denn ein einziger Fehler kann einem teuer zu stehen kommen. Wer Salz verschüttet, wirft eine Brise davon über seine Schulter. Über die Wiege eines Neugeborenen wird eine eiserne Schere gehängt. Fenster sollen vor dem Sonnenuntergang fest verschlossen werden, beim Gähnen muss der Mund zugehalten werden und im Absatz des linken Schuhs sollte sich stets ein Penny befinden. Viele einstige Befürchtungen sind heute vielleicht abzulegen, aber in ihrem Glauben ist Vorsorge besser als der Besuch einer verärgerten Waldkreatur. Ganz gewiss ist jedem bei Missachtung der alten Riten der Tratsch und die Missgunst des Dorfes, manchmal auch der eigenen Sippe, sicher.
Weidtländer lieben es zu singen und Geschichten zu erzählen. In den Jahrhunderten der Gründung hat die Sorridianische Kirche den einheimischen Glauben unterdrückt, doch statt in Vergessenheit zu geraten, überdauerten die Glaubensvorstellungen und Traditionen in Liedern und Volksmärchen. Alte Götter wurden zu Königen, Helden zu Rittern und Schurken zu Bestien. Selbst die alten Ernterituale blieben als Tänze erhalten. Die vergangenen Bräuche haben heutzutage vielleicht an Bedeutung verloren, doch wer nach den alten Sitten sucht, der wird sie auch finden. Besonders die alten Herren und Damen auf den Dörfern verbringen nur zu gern ihre Zeit damit, Fremden ihre ganz eigenen Versionen der vergangenen Geschichten zu erzählen.
Kundige Menschen erkennen schnell die wiederkehrenden Muster in den Geschichten und Balladen. Die Melodien wirken irgendwie vertraut und bringen Fremde wie Einheimische gleichermaßen in Bewegung. Oft sind die Lieder fröhlich und derb, erzählen von nicht ganz so unschuldigen Jungfrauen und Männern, die diesen dann zu ihrem eigenen Pech auch noch die Treue schenken. Die Texte predigen scheinbar moralische Lektionen, doch meist hat man eher das Gefühl, dass der Sänger heimlich über die Moral lacht, die er da besingt.
Der weidtländische Landbewohner trägt gewöhnliche Hosen und Hemden, einen breitkrempigen Hut und einen Gürtel, an dem die Hämmer, Messer und anderen Werkzeuge befestigt sind, die er in seinem Alltag benötigt. Die Schuhe sind aus Leder und die Kleidung üblicherweise aus Wolle, manchmal mit Lederschürzen oder Kitteln darüber, seltener eine Jacke aus feinem Stoff, sofern sich der Besitzer dies leisten kann. Weidtländer hegen eine Vorliebe für dünne Schnurrbärte und Bärte und lassen ihr Haar lang wachsen, während Schminke und Perücken als affektiert angesehen werden.
Weidtländer Seefahrer bevorzugen Hosen mit den „neumodischen“ und praktischen Hosentaschen, die den Gürtel zusätzlich entlasten. Seeleute gehen oft barfuß und ziehen sich Kittel und Hosen aus groben Leinen an.
Frauen tragen in der Regel zwei Röcke übereinander, Blusen aus Wolle, enge Mieder und ebenfalls Hüte. Das Haar wird entweder unter den Hut gesteckt oder zu Zöpfen geflochten, je nachdem ob sie verheiratet sind oder nicht. Besonders im kalten Winter darf es gern mehr Kleidung sein, um der Kälte zu entgehen.
Religion
Die einst wilden Einwohner Weidtlands gaben sich am Beginn ihres Daseins Naturreligionen und allerlei Geistern hin. Sie entwickelten eigene Riten, beteten eigene Lebensformen an und etablierten einen Ahnenkult. Die vergangenen Vorfahren galt es zu ehren und stets zu bedenken. Ihr Wille soll auch heute noch in den weitverzweigten, alten Familien ruhen.
Mit der Kolonialisierung durch das Heilige Sorridianische Reich, kam auch die Sorridianische Kirche auf die Insel. Der Deynismus hielt erst anderthalb Jahrzehnte friedlich Einzug, indem gelehrte Missionare durch die Orte zogen und die Menschen bekehrten. Danach trat die Sorridianische Inquisition auf den Plan und unterwarf alle dem Willen Deyn Cadors in ihrer ganz eigenen Auslegung. Viele Menschen flohen oder verloren ihr Leben. Alle Überlebenden versuchten wenigstens in ihren Köpfen und Herzen die alten Traditionen zu erhalten, damit sie eines Tages wieder zum Vorschein kommen mögen.
Mit Veröffentlichung des Silvanos-Edikts trat die Silvanische Kirche auf den Plan. Sie durchsetzte die Orte immer mehr, sehr zum Missfallen der Sorridianer. So kam es, dass in größeren Orten auch heute noch zwei Kirchen unterschiedlicher Auslegungen stehen. Ganze Familien und Dörfer sollen sich wegen der richtigen Glaubensauslegung in den Haaren gelegen haben; nicht selten kam es zu blutigen Schlägereien oder anderen Formen von Gewalt. Spätestens mit der Unabhängigkeit Weidtlands setzte sich die Silvanische Kirche jedoch durch. Heute hat sie die Sorridianische Kirche fast vollständig aus Weidtland verdrängt, selbst wenn hier und da immer noch sorridianische Priester ihre Glaubensbekenntnisse abhalten dürfen.
Ihre lang vergessenen Riten und Traditionen der Ahnen konnten zumindest vorsichtig wieder hervorgeholt werden. Vielerorts vermischten sich die deynistischen Lehren mit den alten Riten der Naturgötter zu ganz eigenen Ansichten und Auslegungen des Glaubens. Viele drehen sich um eine geordnete und aufrechte Natur unter Verbannung des Chaos; entsprechen im Kern also durchaus Deyn Cador. Die jüngste Politik der verschollenen Königin hat zu einer Renaissance der alten weidtländischen Sitten geführt. Trotz der religiösen Reform brodelt es immer noch unter den Gläubigen der Inseln. Die Traditionalisten wollen selbst die letzten Einflüsse der Sorridianischen Kirche und sogar der Silvanischen Kirche beseitigen, während einzelne Stimmen eine Erstarkung der Sorridianischen Kirche fordern. Viele Sorridianische Geweihte haben Weidtland bereits verlassen und sich nach Sorridia zurückgezogen. Die Silvanischen Kirchenangehörigen stammen wesentlich aus Weidtland selbst und genießen damit einen starken Rückhalt in der Bevölkerung. Vielen Menschen ist zwar bewusst, dass der Kirchenrat aus Tasperin auch die weidtländischen Geschicke mitsteuert, doch nehmen sie diesen Einfluss unzufrieden hin.
Die Mehrheit der Weidtländer folgt heute ausschließlich der Silvanischen Kirche. Der bedeutende Rest hat den Kirchendoktrinen die eigenen Traditionen und Riten hinzugedichtet, bleibt im Kern aber dem Deynismus treu. Nur Minderheiten folgen noch der Sorridianischen Kirche oder ausschließlich Naturgöttern. Gerade die Anhänger des Letzteren leben abgeschieden in den tiefen Wäldern, fern von jeglicher Zivilisation.
Regierung
Bis zu ihrem Verschwinden stand Königin Elsbeth I. an der Spitze der Regierung des Inselkönigsreichs. Sie herrschte beinahe absolut, abgesehen von einer Art Regionalparlament, welches jedoch nur mit ihrer Erlaubnis zusammentreten durfte. Jedes Mitglied des Parlaments vertritt eine der Regionen Weidtlands im weltlichen und geistlichen Bereich. Entsandt waren damit stets die Adligen und Mitglieder des Hochklerus, die einen Teil des Landes faktisch führten. Auf klerikaler Seite stand es aber nur Mitgliedern der Silvanischen Kirche überhaupt zu in den königlichen Palast anzureisen.
Nach dem Verschwinden Königin Elsbeths I. trat ein Adelsrat an ihre Stelle und übernahm geschäftsführend die Regierungsgeschäfte. Faktisch hat sich aber ein Machtkampf zwischen den einzelnen Adelsfamilien ergeben, der seinesgleichen sucht. Es wird weder vor Intrigen noch politischen Attentaten gescheut, um den eigenen Rivalen aus dem Weg zu räumen. Die Bedürfnisse der Bevölkerung werden vollends ignoriert, es geht allein um die Mehrung der eigenen Macht.
Im ländlichen Raum regieren verschiedene Adlige die Ländereien. Aufgrund mehrfacher Neuverteilungen mit ganz unterschiedlichen Gründen sagt ein Standesname mittlerweile kaum mehr etwas über Einfluss oder Landbesitz aus. Wer nur einen Namen auf der unteren Stufe führt, kann mitunter zu den mächtigsten Familien gehören; und umgekehrt. Einige Herrscher regieren autokratisch, manche lassen ihre Bewohner aber freie Handhabe, solange der Steuerfluss passt. Es gilt schließlich weitere Intrigen in Asmaeth zu spinnen.
Wirtschaft und Währung
Die Bevölkerung Weidtlands verdient ihr Geld überwiegend mit Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei. Die weidtländischen Schleppfischer mit ihren langen Netzen sind in vielen Teilen der Welt bekannt, scheuen sie doch keine Müh auf der Suche nach besonderen Fischen. Manche von ihnen sollen sogar schon versucht haben Thoni die Flunder zu fangen, alle sind dabei natürlich gescheitert.
Abseits davon verdingen sich viele als Arbeiter auf den landwirtschaftlichen Gutshöfen der reichen Landbesitzer. Die weiten Felder eignen sich hervorragend zum Anbau von vielen Weizenarten oder für Obstplantagen. Unter dem kühlen Wind und dem verhangenen Nebel der Insel schuften die schlechtbezahlten Arbeiter dabei monatelang. Das Ergebnis ist aber auf aller Welt beliebt - neben schmackhaftem weidtländischem Mehl, werden allerlei Alkoholica aus den Obstsorten der Insel gebrannt. Für die Weidtländer ergibt sich so meist eine recht ausgewogene Ernährung, selbst wenn hochwertige Fleischstücke in den oberen Schichten natürlich deutlich präsenter sind. Schafzüchter ziehen mit ihren ausgeprägten Herden über die saftig grünen Hügel, um zwei Mal im Jahr bei einer Scherstube vorbeizukommen. Die Wolle wird meist sofort von einer ganzen Armee von Arbeiterinnen gesponnen und zu wärmender, aber gleichzeitig luftiger, Kleidung verarbeitet. Bei Seeleuten ist dagegen weidtländisches Tau und Segel begehrt.
Besagte Segel tragen die Händler und Edlen der See der Insel über den Leändischen Ozean an die Küsten fremder Länder. Dort verdingen sich die rauen Seemänner als Transporteure mit Rang und Namen. Ihr Ruf sorgt dafür, dass sie überwiegend pünktlich und lebendig ihr Ziel erreichen. Nur wenige schwarze Schafe verderben den Brei, doch haben die Seeleute ihre eigenen Wege für derlei Personen gefunden. Gebaut werden die Schiffe aus den dichten Mischwäldern der Insel, die oft jahrhundertelang nicht angetastet wurden. Die Hölzer der Insel sollen nicht nur bestandsfest sondern auch biegsam sein, beides ideale Voraussetzungen für Schiffsplanken.
Die Währung der Inseln von Weidtland basiert auf dem Ghont. Jedes Ghont ist unterteilt in 20 Schilling, und jeder Schilling in 12 Kupferlinge. Die Inseln bauen auf eine reine Geldwährung, während Banken nur selten für größere Transaktionen Papiergeld verwenden. Die Königin hat den tasperinischen Gulden als Zahlungsmittel zugelassen, auch wenn dies ihre Berater nicht unbedingt erfreut hat. In den letzten Jahren hat der Gulden immer mehr Einfluss gewonnen und ist nun schon fast so verbreitet wie die einheimische Währung.
Militär
Die weidtländischen Militäreinheiten sind zahlenmäßig wie auch in der Ausbildung schwach aufgestellt. Über größere stehende Heere verfügte das Inselreich nie, lediglich mehrere Wacheinheiten an der Nordgrenze zu Kaledon versuchen gelegentliche Überfälle der nördlichen Nachbarn zu verhindern. Eine vergleichsweise schlechte Bezahlung, ein miserabler Ruf und die abgelegene Lage sorgen jedoch für wenig Kampfbereitschaft in der Bevölkerung.
Als die Königin den Thron bestieg, war eine ihrer ersten Sorgen der Wiederaufbau des weidtländischen Militärs. Doch anstatt junge Männer und Frauen in den Kriegsdienst zu rufen, wandte sich die Königin an den Hof und gab den Befehl zum Bau einer Schiffsflotte, um ihr Reich auf dem Meer zu schützen. Sie versprach, dass jeder Adelige, der ein Schiff für ihre Marine beisteuerte, einen Anteil vom Profit erhalten würde, den dieses Schiff zurück in die Heimat bringen würde. Eine solche Gelegenheit auf neue Einkünfte ließ sich der angeschlagene Adel nicht entgehen, und in Rekordzeit entstand eine neue Flotte. Die errichteten Schiffe haben aber auch heute teils eine unzureichende Besatzung. Wie ihr landgebundenes Pendant hat auch die Marine mit Vorurteilen und einem schlechten Ruf zu kämpfen. Gerade nach Elsbeths Verschwinden brachen die Anwerberzahlen weiter ein.
Nicht unterschätzen sollte man dennoch den zähen Kampfgeist der Weidtländer. Wann immer die Not kam, waren sie stets bereit Heim und Familie gegen Widersacher zu verteidigen. Das Leben in der Gemeinschaft soll aber nicht unnötig durch sinnlose Kriege des Adels eingeschränkt werden; besonders wo es doch im Widerspruch zum Willen der Ahnen steht.