Rittertum: Unterschied zwischen den Versionen
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Das Rittertum bezeichnet ein [[Kultur|kulturelles]] und gesellschaftliches Konzept mit erheblicher Bedeutung für die meisten Hierarchieordnungen der [[Leändrien|leändrischen]] Nationen. Ritter sind demnach herausgehobene Würdenträger, manchmal im oder in den [[Anreden und Titel|Adelstand]] erhoben, welche sich durch eine besondere Loyalität zu ihren höherstehenden weltlichen Gebietern auszeichnen. Meistens sind sie [[Pferde|berittene]] Krieger, die kleine Truppen anführen und spezielle Aufgaben in ihrem jeweiligen Einflussgebiet wahrnehmen. Ritter stehen damit in einem besonderen Dienst- und Treueverhältnis. Sie werden auf der einen Seite mit besonderen Privilegien gefördert, müssen auf der Gegenseite aber auch im Ernstfall jederzeit ihr Leben freigiebig riskieren. | Das Rittertum bezeichnet ein [[Kultur|kulturelles]] und gesellschaftliches Konzept mit erheblicher Bedeutung für die meisten Hierarchieordnungen der [[Leändrien|leändrischen]] Nationen. Ritter sind demnach herausgehobene Würdenträger, manchmal im oder in den [[Anreden und Titel|Adelstand]] erhoben, welche sich durch eine besondere Loyalität zu ihren höherstehenden weltlichen Gebietern auszeichnen. Meistens sind sie [[Pferde|berittene]] Krieger, die kleine Truppen anführen und spezielle Aufgaben in ihrem jeweiligen Einflussgebiet wahrnehmen. Ritter stehen damit in einem besonderen Dienst- und Treueverhältnis. Sie werden auf der einen Seite mit besonderen Privilegien gefördert, müssen auf der Gegenseite aber auch im Ernstfall jederzeit ihr Leben freigiebig riskieren. | ||
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===[[Vereinigte Provinzen von Silventrum|Silventrumer Schwerdknechte]]=== | ===[[Vereinigte Provinzen von Silventrum|Silventrumer Schwerdknechte]]=== | ||
+ | Das Rittertum in Silventrum unterscheidet sich mit der Schwerdknechtschaft deutlich von den anderen Konzepten der leändrischen Ritter. Die Schwerdknechte sind alle gemeinschaftlich in einer gildenähnlichen Vereinigung organisiert, die dem Großherzog als Oberhaupt der Nation unterstellt ist. Die Aufnahmebedingungen formuliert die Gilde selbst, lässt sich dabei aber ihren elitären Status durch hohe Anforderungen an die körperlichen und geistigen Eignungen nicht absprechen. Aufgenommen werden kann so ziemlich jede Person, die einen redlichen Status aufweist, eine weiße Weste besitzt und sich vor den Schwerknechten beweist. Die Schwerdknechte ziehen jeweils als berittene Pikeniere mit einem Knappen durch die Nation, um kleinere und größere Probleme für die Menschen in Silventrum zu lösen. Sie werden hauptsächlich durch Gebühren und Spenden finanziert, welche gemeinschaftlich zum Erhalt der gesamten Organisation verwendet werden. Die eigene Reichtumsmehrung ist dabei nur durch Korruption möglich; welche die Schwerdknechte grausam ahnden. Redlichkeit und Treue gegenüber Großherzog sowie Bürger werden in den Vordergrund des eigenen Tuns gestellt. | ||
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+ | Angeführt werden die Schwerknechte durch einen Ältestenrat, welcher aus den meist körperlich verkrüppelten oder nicht mehr kampffähigen Veteranen besteht. Die Mitgliedschaft wird auf Lebenszeit eingetreten und kann nur durch den Tod aufgelöst werden. Stellenweise sind Schwerdknechte daher für ihre Fahnenflüchtigkeit bekannt geworden. | ||
===[[Königreich Weidtland|Weidtländer honourable knights]]=== | ===[[Königreich Weidtland|Weidtländer honourable knights]]=== | ||
+ | Die Landritter gelten in Abgrenzung zu den ebenfalls in Weidtland bekannten [[Edle zur See|Edlen zur See]] tatsächlich zum Rittertum. Sie mögen zwar den Titel eines Ritters halten, besitzen jedoch in Abgrenzung zu den anderen leändrischen Nationen faktisch keinen Grund- und Lehnsbesitz. Vielmehr sind sie den einzelnen Shires im Third zugeordnet, nachdem sie von den weltlichen Herren des Thirds in die ehrenhafte Rolle eines knights erhoben worden sind. Sobald eine Person in den Ritterstand gelangt, kann sie sich frei einem Lehnsherren anschließen oder aber als freier Ritter innerhalb der Nation umherziehen. Sollte es jedoch zu einem Aufruf an die Waffen kommen, sind die Ritter gehalten, ihren ernennenden Herren in jeden Kampf zu folgen. So kanne s durchaus vorkommen, dass ein honourable knight einem Count oder gar nur einem Baron folgt, gleichzeitig aber jederzeit von einem entgegen dessen Interessen handelnden Duke in den Kampf berufen werden kann. | ||
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+ | Die Ritter sind daher zumindest in ihren meisten Handlungen völlig frei, was sich auch in der eher unbedarft lebenden Natur der meisten Ritter äußerst. Viele der knights des Landes verhalten sich wie fahrende Ritter, obgleich sie eigentlich keine sind. Als Reisegefährten dienen sie oft Karawanen als schützende Alternative zu Soldaten oder Söldnern. Gleichzeitig haben sie dank ihres guten Rufs und einer, zumindest vorausgesetzten, tugendhaften Art die Rolle eines Heilsbringers inne. Nichtsdestotrotz nutzen gerade die Dukes ihre knights gerne, um sie als Spione in andere Domänen einzuschleusen. Ob die Treue eines weidtländischen Ritters wirklich bei ihren Lehnsherren, an ihrem eigentlichen Lebensort oder doch beim Land selbst liegt, vermögen nur die berittenen Krieger selbst zu wissen. | ||
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+ | Weidtland gilt zugleich auch als das Land der armen Ritter. Viele der berittenen Soldaten sind finanziell von sich selbst abhängig und gänzlich verarmt. Teilweise müssen sie sich ihren Lebensunterhalt erbetteln oder mit moralisch bzw. rechtlich fragwürdigen Aufträgen selbst verdienen. Ihre Ausrüstung ist manchmal schlecht, selten sogar gänzlich abscheulicher Natur. Wenn ein knight dann auch noch die Anforderungen seines Lehnsherrn nicht gerecht werden kann, finden sie oft ein unvermittelt brutales Ende - denn die nächsten Anwärter auf den Titel eines knights warten schon in Reih und Glied. | ||
==Ausrüstung und Gefolge== | ==Ausrüstung und Gefolge== | ||
+ | Die Qualität, Menge und Beschaffenheit von Ausrüstung und Gefolge der Ritter sind nicht nur einerseits Ausdruck ihrer militärischen Funktion, sondern auch ihres gesellschaftlichen Rangs und ihrer Rolle als Symbol von Macht und Ehre. Von ihren frühen Ursprüngen bis zu ihrem aktuellen Wesen in der Gesellschaft stand jedoch vor allem ihre Bewaffnung und Rüstung entscheidend für ihren Erfolg auf dem Schlachtfeld. Die Rüstung des Ritters ist auch dabei mehr als nur ein Schutz – sie ist zugleich Zeichen seines Standes und seines Reichtums. Nach der Zeit der Kupferrüstungen bestand sie oft aus Kettenhemden, die aus tausenden ineinander verwobenen Metallringen gefertigt waren. Diese boten zwar Beweglichkeit, waren aber nicht immer ausreichend gegen schwere Hiebe oder Stiche. Mit der Zeit entwickelten sich die Rüstungen zu komplexen Plattenpanzern, die den gesamten Körper schützen. Diese Plattenrüstungen, oft maßgefertigt und mit aufwendigen Verzierungen versehen, stellen meist Wappen und Ziersymbole der Familie oder Lehnsherren dar. Die Herstellung einer solchen Rüstung erfordert das Können erfahrener Schmiedemeister und gilt als entsprechend kostspielig. Umso mehr ist die Rüstung immer auch eine Wertanlage. | ||
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+ | Den Rittern steht die Wahl ihrer Waffe in aller Regel frei. Die Lanze stellt aber bis heute das Symbol des berittenen Kampfes und ist unverzichtbar bei Turnieren und Schlachten zu Pferde. Schwerter sind die bevorzugte Waffe im Nahkampf. Sie werden meist kunstvoll verziert oder mit besonderen Merkmalen nach den Wünschen ihrer neuen Eigner angefertigt. Neben Schwertern führen viele Ritter auch Streitkolben, Äxte oder Dolche, je nach Vorliebe und Kampfsituation. Schilde sind oft mit dem Wappen des Ritters verziert, womit sie nicht nur dem Schutz, sondern auch der Identifikation auf dem Schlachtfeld dienen. | ||
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+ | Ein Ritter kommt selten allein daher. Sein Gefolge spielt meist eine wichtige Rolle bei seinem Erfolg und für seine Reputation. Knappen, junge Männer im Dienst eines Ritters, sind für die Pflege der Waffen und Rüstungen verantwortlich und lernen als Gegenleistung die Kunst des Kampfes. Sie sind oftmals die Hoffnungsträger der nächsten Generation von Rittern. Beiritter, erfahrene Kämpfer, die selbst noch nicht den vollen Ritterstatus erreicht haben, begleiten ihren Herrn in die Schlacht und unterstützen ihn im Kampf. Fußknechte in Form einfacher Soldaten oder bewaffneter Bauern bilden das Rückgrat der Rittereinheiten und sorgen dafür, dass die schwer gepanzerten Reiter nicht von feindlichen Truppen überwältigt wurden. Heutzutage trifft man jedoch immer seltener vollständige Rittergefolgschaften in Leändrien. Vielmehr hat es sich aufgrund der immensen Kosten herumgesprochen, dass ein Ritter und sein Knappe zu Pferd das Bild des leändrischen Rittertums prägen. | ||
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+ | Die [[Pferde]] der Ritter sind von ebenso großer Bedeutung wie ihre Kampfkünste. Im Idealfall handelt sich nicht um gewöhnliche Reittiere, sondern um speziell gezüchtete Schlachtrösser. Sie müssen stark genug sein, um das Gewicht eines voll gepanzerten Ritters zu tragen. Dazu sollten sie auch ausreichend trainiert worden sein, um in das Chaos der Schlacht zu galoppieren und nicht ihren Fluchtinstinkten zu unterliegen. Ein gutes Ross ist oft so wertvoll wie die Rüstungen ihrer Reiter und wird mit größter Sorgfalt gepflegt. Ein gut ausgebildetes Schlachtross hat schon in so manchem Kampf den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ausgemacht. | ||
+ | [[Kategorie:Kulturelles]][[Kategorie:Leändrien]] |
Aktuelle Version vom 28. Januar 2025, 17:38 Uhr
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Das Rittertum bezeichnet ein kulturelles und gesellschaftliches Konzept mit erheblicher Bedeutung für die meisten Hierarchieordnungen der leändrischen Nationen. Ritter sind demnach herausgehobene Würdenträger, manchmal im oder in den Adelstand erhoben, welche sich durch eine besondere Loyalität zu ihren höherstehenden weltlichen Gebietern auszeichnen. Meistens sind sie berittene Krieger, die kleine Truppen anführen und spezielle Aufgaben in ihrem jeweiligen Einflussgebiet wahrnehmen. Ritter stehen damit in einem besonderen Dienst- und Treueverhältnis. Sie werden auf der einen Seite mit besonderen Privilegien gefördert, müssen auf der Gegenseite aber auch im Ernstfall jederzeit ihr Leben freigiebig riskieren.
Historie
Der Ursprung des heute in Leändrien verbreiteten Rittertums liegen der Ansicht von Historikern nach in der späten Mittländischen gepanzerten Kavallerie. Diese wurden schon rund 1000 Jahre vor Beginn der deynistischen Zeitrechnung zum Schutz hochrangiger Würdenträger etabliert. Vorerst in Bronzerüstungen eingekleidet und mit fahnenbesetzten Langspeeren ausgestattet, dienten sie vor allem zeremoniellen Zwecken. Mit der Zeit entwickelte sich aus diesen besseren Wächtern eine eigene Kaste innerhalb der mittländischen Gesellschaft, die sich zwischen wohlhabenden Kaufleuten und dem Adel ansiedelte. Stellenweise wurden sie dabei nur als bessere Söldner behandelt. Gerade bei Konflikten zwischen einzelnen Organisationen wurden die damaligen Ritter als hochbezahlte, konfliktorientierte Schlägereinheit mit staatlicher Unterstützung eingesetzt. Sie wechselten dabei so oft die Seiten, wie ihre wohlhabenden Gönner den Sold erhöhten.
Etliche Jahrhunderte später zeugen Aufzeichnungen davon, dass die Ritter neben ihrer offiziellen Rolle aus Schildwachen auch als Mittel der Unterhaltung eingesetzt wurden. Die Turneistrukturen ließen sie um größtmöglichen Ruhm und immer wohlhabendere bzw. mächtigere Gönner antreten. Dabei galten vor allem nacheinander gewonnene Kämpfe als Zeichen einer hohen Ehre am Schwert bzw. der Lanze. Unterschieden wurde dabei stets der berittene Stoßkampf auf dem Ross mit Lanze und der direkte Kampf mit Klinge und Schild. Letzterer wurde bei Anwärtern des Rittertums in großen Gruppen ausgetragen, bis nur noch eine zuvor festgelegte Anzahl an Kriegern lebte. Im späteren Verlauf nahm der ehrenvolle Zweikampf mit der Option des Eingeständnisses einer Niederlage stark zu. Mit vermehrten und verbreiteterem Aufkommen der Ritter wuchs auch ihre Bedeutung im Kriegsfall. Ihre finanziellen Wohltäter und damit faktisch die Träger ihres Soldes beriefen sie in ihre eigenen bzw. landesübergreifenden Streitigkeiten mit ein. Die erfahrenen Kämpfer wurden dabei den Generälen der Heere anbei gestellt bzw. diesen manchmal mit eigenen Einheiten an eingezogenen Bauernvolk auch unterstellt. Dutzende Berichte deuten daraufhin, dass gerade für die Kämpfe zwischen Mittland und dem Djidanistischen Reich die Ritter von der Isla de la Riqueza eine entscheidende Rolle gespielt haben könnten.
Auch für bewaffnete Auseinandersetzungen im Inneren ließen die Landherren immer öfter ihre Ritter antreten. Sie selbst blieben mehr und mehr im Hintergrund, erteilten lediglich die Befehle. Hatten ihre Ritter Erfolg in ihren Angriffen, konnten sie ihren Einfluss deutlich vermehren. Hatten sie Misserfolg, starben sie entweder oder wurden direkt unehrenhaft aus dem Dienst entlassen. Für viele junge Männer bot der Anreiz des Rittertums Macht, Geld und einen Aufstieg zu erlangen, trotz der hohen Risiken einen enormen Reiz. Die vergleichsweise niedrigen Einstiegsvoraussetzungen bestanden meist darin sich Kampffertigkeiten im Dienste von anderen Rittern anzueignen und genug Geld für gebrauchte Ausrüstung zu sparen. Wer diese Voraussetzungen erfüllte, erlangte sogleich die Möglichkeit sich in den Dienst eines geringeren Landherren zu stellen - ein neuer Ritter war geboren.
Mit dem Fortbestand der Zeit und dem Niedergang sowie dem Aufstieg von Nationen wandelte sich auch das Bild der Ritter immer mehr. In der Gesellschaft festigte sich ein Bild über die berittenen und fähigen Krieger, die mit kräftiger Hand für ihre Herren jeden Befehl ausführen und sogar sehenden Auges in den Tod reiten würden. Während des Aufkommens des Heiligen Sorridianischen Reiches und des Gottkaisertums institutionalisierten sich die Ritter (Sorridianisch: Cavaliere) als unterster Stand des niederen Adels. Der gesamte Hochadel wurde ermächtigt jederzeit Ritter zu ernennen, wurde gleichzeitig aber mit der Pflicht beauftragt diese auch ihres Standes gemessen zu unterhalten. Ritter durften wiederum ihre Ritterwürde erstmalig an ihre eigenen Nachkommen vererben und so ein Fortführen der Linie sicherstellen. Ausrüstung und Ausbildung sowie ein bekanntes Bild des ehrbaren, tugendhaften Heroen etablierte sich zudem. Alle Cavalieres und ihre nachfolgenden Knappen, Beiritter und Fußknechte konnten jederzeit eigenen Abteilungen des Sorridianischen Heeres unterstellt werden. Gerade dies geschah auch in nahezu jedem Kampf. Die hochgerüsteten und dennoch schnell verlegbaren Einheiten der Cavalieres wurden so zu schlagfertigen Truppen, die ihrerseits oft gegen die Kalifaten aus Al'bastra ziehen mussten.
Ritter zogen anschließend mit den sorridianischen Siedlern in die mittlerweile vielfältigen Nationen nördlich des ehemaligen Sorridianischen Reiches. Stellenweise wurden sie zu den lokalen Landherren und Kolonialverwaltern, manchmal überwachten sie auch nur das neugewonnene Land für die Regierungen in der Ferne. Die dadurch oftmals in der Abgeschiedenheit, weitentfernt ihrer Heimat lebenden, Ritter standen somit ihren lokalen Gesellschaften deutlich näher als ihren eigenen Gebietern. Auch um ihre eigenen Ansprüche lokal zu festigen, schlossen sich Ritter überdurchschnittlich häufig allen Unabhängigkeitsbewegungen an. Aus sorridianischen Cavalieres wurden somit Tasperiner Ritter, Silventrumer Schwerdknechte oder die weidtländischen honourable knights. Später schufen etwa das Königreich Patrien und das 1359 AD wieder untergangene Königreich Fallice ebenfalls vergleichbare Strukturen.
Besonders ab dem 11. Jahrhundert AD wurden die Ritter deutlich mehr als Stand im heutigen Sinne wahrgenommen. Anstelle einer rein militärischen Funktion traten sie wieder vermehrt in Thronsälen in Leändrien auf, wo sie teils beratend, teils sogar nur dekorativ ihren Herren zur Seite standen. Landseitig sind sie überall als lokale Herren für Verbünde aus mehreren Dörfern die Lehnsherren. Sie treiben selbstständig Abgaben ein, schützen ihre Untertanen vor Gefahren und organisieren die freien Kriegshaufen im Wehrfalle. So kam es beispielsweise im Sorridianisch-Tasperiner Krieg von 1337 dazu, dass gerade im Süden Tasperins Ritter mit ihren Bauern in den Kampf an der Südgrenze ziehen mussten. Den meisten Rittern wird eine allgemeine Freiheit bei der Entscheidungsfindung und Herrschaft überlassen, solange sie sich in einem gesetzmäßigen Rahmen bewegt. Dabei wird ihnen jedoch regelmäßig eine ausgeprägte Willkür zu ihrem eigenen Vorteil unterstellt.
Gegenwärtiges Rittertum
Im Leändrien des 14. Jahrhunderts nach dem Kontakt der Menschen mit Deyn Cador lassen sich Ritter in zwei grundsätzliche Kategorien unterteilen. Beide Teile folgen jedoch dem stilisierten Bild von bewaffneten, hochgerüsteten und fähigen Kämpfern, die sich vor allem durch ihre Taten bewiesen haben. Der größte Unterschied liegt jedoch in der Eigenschaft des Gefolges. Gehören die Ritter einer staatlichen oder in einigen Ausnahmefällen auch kirchlichen Institution an und folgen somit einem übergeordneten Würdenträger, gelten sie als Ritter im eigentlichen Sinn. Hierzu zählen Historiker gemeinhin auch die Mitglieder besonderer Institutionen wie der Kaiserlichen Garde Tasperins oder den Guardellas.
Daneben gibt es noch die zahlenmäßig kleinere Gruppe der freien oder fahrenden Ritter, wie bspw. die Ritter der weißen Lilie. Diese agieren autonom von Adel und Staatsinstitutionen, haben sich vor allem den edlen Tugenden verschrieben und verdienen sich ihren Unterhalt entweder durch söldnerähnliche Verhältnisse oder das Ableisten von Aufträgen. In Leändrien ist es in den jeweiligen Nationen Gesetz, dass der Titel des Ritters (als Adelstitel) nur durch diejenigen getragen werden darf, die ihn vom höhergestellten Adel verliehen bekommen haben. Im Laufe der Jahrhunderte sind durch die Erbfolge weitergegebene Rittertitel jedoch auch stellenweise im gehobenen Bürgertum, unter den Kaufleuten und Industriellen sowie in wenigen Ausnahmeverhältnissen auch unter verarmten Familien aufgekommen. Die Titel werden meist nur bei schweren Verfehlungen entzogen, um die Ehre und Taten der längst vergangenen Generationen weiterhin zu würdigen.
Sorridianische Cavalieres
Die in Sorridia aktiven Cavalieres gelten als die ältesten Ritter der gegenwärtigen Gesellschaft des Kontinents. Sie haben ihre Ursprünge meist noch aus der Zeit der Gottkaiser, sodass viele der umherziehenden Krieger noch immer dem Hause des Gottkönigs unterstellt sind. Zwischenzeitlich haben sich viele Familien einzelnen Höfen angeschlossen. Blutsbande wurden vermischt und die Ritter zogen in Teile der Gesellschaft ein. Noch heute wird das Bild der Ritter von ehrenhaften, berittenen Kriegern geprägt, die sich zugleich für eine staatliche und kirchliche Ordnung einsetzen. Die Bevölkerung erwartet regelmäßige Heldentaten und Hilfen, wenn die fahrenden Krieger durch ihr Land ziehen. Im Gegenzug offeriert man ein Obdach für die Nacht und eine Gelegenheit das Pferd zu versorgen.
Freie Ritter sind in Sorridia aufgrund einer mittlerweile sehr restriktiven Titelvergabe selten geworden. Viele der ehemaligen Geschlechter fielen im Kampf, Nachfahren waren entweder noch nicht geboren oder verloren als Frauen durch eine Heirat mit dem gemeinem Volk jeden Anspruch auf den Titel. Nichtsdestotrotz gibt es immer noch einige namenhafte und gern von Barden besungene Epen über die ruhmreichen Siegeszüge der fahrenden Cavalieres des Heiligen Sorridianischen Reichs.
Den Cavalieres aus Sorridia wird in besonderem Maße eine Treue zu Deyn Cador abverlangt. Sie werden als religiöse Vorbilder gesehen, die die Ordnung Deyns mit ihrem Schwert aus eigener Bestrebung, unabhängig der Orden aufrecht erhalten. In diesem Zuge wird ihnen manchmal auch die Rolle eines Richters oder Entscheidungsträgers zugespielt, der in gleichem Maße gerecht und deynbasiert über lokale Streitereien schlichten und richten muss.
Patrische Cavalieres
Das Königreich Patrien hat mit seiner Unabhängigkeit vom Heiligen Sorridianischen Reich 1341 AD alle Ritter des späteren Gottkönigs auf seinem Hoheitsgebiet unter der Voraussetzung eines Treueschwurs entweder zu Cavalieres de Patria oder gar zu Grandes des Patria erklärt. Die meisten Ritter, welche ohnehin mehr oder minder dem Königreich als Teil des Heiligen Sorridianischen Reiches zugetan waren, schlossen sich ohne weitere Zeitverzögerung direkt ihrem neuen König an. Seither erließ die Königsfamilie Campillo jedoch für die in Patrien ungewöhnlich unabhängigen Cavalieres einige Auflagen, die besonders mit einer Treuepflicht gegenüber dem Volk einhergingen. Die Ritter sind durch ihren Schwur verpflichtet in Notsituationen zur Stelle zu sein und selbst freie Einwohner zu schützen. Sie sollen außerdem als verlängerter Arm der Strafverfolgung dienen. Damit wurden sie gar zu Kopfgeldjägern, da das Aufspüren und Einsammeln von Verbrechern zu einer der lukrativsten Rittertätigkeiten im gesamten Land geworden ist.
Abseits dessen sind es die ebenso die Cavalieres, die regelmäßig eigene Turniere organisieren und in einer Art Wettkampf um die Hand von Damen des niederen Adels anhalten. Mancher Grande macht die Vermählung der Tochter vom Sieg in Schlachten oder den Turnieren abhängig, und das Volk genießt die abenteuerlichen Spektakel mit immer neuen Formen des tugendhaften Turneis. Dabei sind es nicht nur die Kämpfe in denen sich die Ritter beweisen müssen, auch die Lyrik und Poesie sowie verschiedene Wissenswettbewerbe, etwa der Heraldik, haben deutlich an Beliebtheit zugenommen.
Tasperiner Ritter
Entstanden aus den aus Sorridia in die Ferne des seinerzeit noch wenig befriedeten Tasperins entstanden Ritterbewegungen, bildeten sich mit der Unabhängigkeit der Nation Tasperin zahlreiche Gruppen Tasperiner Ritter heraus. Ihre Unabhängigkeit und auch ihre Vielfältigkeit erscheint im Vergleich zu den anderen leändrischen Nationen bemerkenswert. Sie alle eint meist nur der erhaltene Titel, da sie vielfach unterschiedlichen Zielen folgen. Die meisten Ritter in Tasperin verfügen über ein Lehen in Form mehrerer Dörfer, teilweise gar nur verwahrloster Wald-, Sumpf- und Wiesengebiete. Ihre weltlichen Herren haben sie zwar mit einer gewissen Macht ausgestattet, doch obsiegen ihre Pflichten in den allermeisten Fällen. Viele der Ritter müssen sich selbst um ihren Unterhalt kümmern. Als Gegenzug für die Würde des Amtes, haben sie allzeit ihren eigenen Herren zur Seite zu stehen und vor allem deren Kämpfe zu bewältigen. Immerhin werden sie von vielen Teilen der Bevölkerung angesehen. Zumeist haben sie Knappen oder ein kleines Gefolge hinter sich, ziehen von Turnei zu Turnei oder befrieden die ländlichen Gegenden der Nation. Besonders überall dort, wo das Tasperiner Heer nicht präsent ist und die Stadtwachen aus einfachen Bütteln bestehen, sorgen Ritter für Sicherheit und Ordnung.
Die Ritter Tasperins sind dabei nicht nur Krieger, sondern auch Verwalter und Richter im Namen ihrer eigenen Herren. Sie sind verantwortlich für die kleinteilige Rechtsprechung in ihren Ländereien und müssen oft Streitigkeiten zwischen Bauern, Händlern und dem gemeinen Volk schlichten. In Zeiten des Friedens dürfen sie sich zusätzlich der der Verbesserung der Ländereien, dem Bau von Burgen und Wegen und der Förderung des Handels widmen. In aller Regel klingen diese Aufgaben erhabener, als es die Realität ist. Meist überwachen sie den bau von Straßen und Brücken, spielen Aufseher oder kontrollieren lediglich die Holz- und Jagdqouten auf ihrem eigenen Lehen.
Silventrumer Schwerdknechte
Das Rittertum in Silventrum unterscheidet sich mit der Schwerdknechtschaft deutlich von den anderen Konzepten der leändrischen Ritter. Die Schwerdknechte sind alle gemeinschaftlich in einer gildenähnlichen Vereinigung organisiert, die dem Großherzog als Oberhaupt der Nation unterstellt ist. Die Aufnahmebedingungen formuliert die Gilde selbst, lässt sich dabei aber ihren elitären Status durch hohe Anforderungen an die körperlichen und geistigen Eignungen nicht absprechen. Aufgenommen werden kann so ziemlich jede Person, die einen redlichen Status aufweist, eine weiße Weste besitzt und sich vor den Schwerknechten beweist. Die Schwerdknechte ziehen jeweils als berittene Pikeniere mit einem Knappen durch die Nation, um kleinere und größere Probleme für die Menschen in Silventrum zu lösen. Sie werden hauptsächlich durch Gebühren und Spenden finanziert, welche gemeinschaftlich zum Erhalt der gesamten Organisation verwendet werden. Die eigene Reichtumsmehrung ist dabei nur durch Korruption möglich; welche die Schwerdknechte grausam ahnden. Redlichkeit und Treue gegenüber Großherzog sowie Bürger werden in den Vordergrund des eigenen Tuns gestellt.
Angeführt werden die Schwerknechte durch einen Ältestenrat, welcher aus den meist körperlich verkrüppelten oder nicht mehr kampffähigen Veteranen besteht. Die Mitgliedschaft wird auf Lebenszeit eingetreten und kann nur durch den Tod aufgelöst werden. Stellenweise sind Schwerdknechte daher für ihre Fahnenflüchtigkeit bekannt geworden.
Weidtländer honourable knights
Die Landritter gelten in Abgrenzung zu den ebenfalls in Weidtland bekannten Edlen zur See tatsächlich zum Rittertum. Sie mögen zwar den Titel eines Ritters halten, besitzen jedoch in Abgrenzung zu den anderen leändrischen Nationen faktisch keinen Grund- und Lehnsbesitz. Vielmehr sind sie den einzelnen Shires im Third zugeordnet, nachdem sie von den weltlichen Herren des Thirds in die ehrenhafte Rolle eines knights erhoben worden sind. Sobald eine Person in den Ritterstand gelangt, kann sie sich frei einem Lehnsherren anschließen oder aber als freier Ritter innerhalb der Nation umherziehen. Sollte es jedoch zu einem Aufruf an die Waffen kommen, sind die Ritter gehalten, ihren ernennenden Herren in jeden Kampf zu folgen. So kanne s durchaus vorkommen, dass ein honourable knight einem Count oder gar nur einem Baron folgt, gleichzeitig aber jederzeit von einem entgegen dessen Interessen handelnden Duke in den Kampf berufen werden kann.
Die Ritter sind daher zumindest in ihren meisten Handlungen völlig frei, was sich auch in der eher unbedarft lebenden Natur der meisten Ritter äußerst. Viele der knights des Landes verhalten sich wie fahrende Ritter, obgleich sie eigentlich keine sind. Als Reisegefährten dienen sie oft Karawanen als schützende Alternative zu Soldaten oder Söldnern. Gleichzeitig haben sie dank ihres guten Rufs und einer, zumindest vorausgesetzten, tugendhaften Art die Rolle eines Heilsbringers inne. Nichtsdestotrotz nutzen gerade die Dukes ihre knights gerne, um sie als Spione in andere Domänen einzuschleusen. Ob die Treue eines weidtländischen Ritters wirklich bei ihren Lehnsherren, an ihrem eigentlichen Lebensort oder doch beim Land selbst liegt, vermögen nur die berittenen Krieger selbst zu wissen.
Weidtland gilt zugleich auch als das Land der armen Ritter. Viele der berittenen Soldaten sind finanziell von sich selbst abhängig und gänzlich verarmt. Teilweise müssen sie sich ihren Lebensunterhalt erbetteln oder mit moralisch bzw. rechtlich fragwürdigen Aufträgen selbst verdienen. Ihre Ausrüstung ist manchmal schlecht, selten sogar gänzlich abscheulicher Natur. Wenn ein knight dann auch noch die Anforderungen seines Lehnsherrn nicht gerecht werden kann, finden sie oft ein unvermittelt brutales Ende - denn die nächsten Anwärter auf den Titel eines knights warten schon in Reih und Glied.
Ausrüstung und Gefolge
Die Qualität, Menge und Beschaffenheit von Ausrüstung und Gefolge der Ritter sind nicht nur einerseits Ausdruck ihrer militärischen Funktion, sondern auch ihres gesellschaftlichen Rangs und ihrer Rolle als Symbol von Macht und Ehre. Von ihren frühen Ursprüngen bis zu ihrem aktuellen Wesen in der Gesellschaft stand jedoch vor allem ihre Bewaffnung und Rüstung entscheidend für ihren Erfolg auf dem Schlachtfeld. Die Rüstung des Ritters ist auch dabei mehr als nur ein Schutz – sie ist zugleich Zeichen seines Standes und seines Reichtums. Nach der Zeit der Kupferrüstungen bestand sie oft aus Kettenhemden, die aus tausenden ineinander verwobenen Metallringen gefertigt waren. Diese boten zwar Beweglichkeit, waren aber nicht immer ausreichend gegen schwere Hiebe oder Stiche. Mit der Zeit entwickelten sich die Rüstungen zu komplexen Plattenpanzern, die den gesamten Körper schützen. Diese Plattenrüstungen, oft maßgefertigt und mit aufwendigen Verzierungen versehen, stellen meist Wappen und Ziersymbole der Familie oder Lehnsherren dar. Die Herstellung einer solchen Rüstung erfordert das Können erfahrener Schmiedemeister und gilt als entsprechend kostspielig. Umso mehr ist die Rüstung immer auch eine Wertanlage.
Den Rittern steht die Wahl ihrer Waffe in aller Regel frei. Die Lanze stellt aber bis heute das Symbol des berittenen Kampfes und ist unverzichtbar bei Turnieren und Schlachten zu Pferde. Schwerter sind die bevorzugte Waffe im Nahkampf. Sie werden meist kunstvoll verziert oder mit besonderen Merkmalen nach den Wünschen ihrer neuen Eigner angefertigt. Neben Schwertern führen viele Ritter auch Streitkolben, Äxte oder Dolche, je nach Vorliebe und Kampfsituation. Schilde sind oft mit dem Wappen des Ritters verziert, womit sie nicht nur dem Schutz, sondern auch der Identifikation auf dem Schlachtfeld dienen.
Ein Ritter kommt selten allein daher. Sein Gefolge spielt meist eine wichtige Rolle bei seinem Erfolg und für seine Reputation. Knappen, junge Männer im Dienst eines Ritters, sind für die Pflege der Waffen und Rüstungen verantwortlich und lernen als Gegenleistung die Kunst des Kampfes. Sie sind oftmals die Hoffnungsträger der nächsten Generation von Rittern. Beiritter, erfahrene Kämpfer, die selbst noch nicht den vollen Ritterstatus erreicht haben, begleiten ihren Herrn in die Schlacht und unterstützen ihn im Kampf. Fußknechte in Form einfacher Soldaten oder bewaffneter Bauern bilden das Rückgrat der Rittereinheiten und sorgen dafür, dass die schwer gepanzerten Reiter nicht von feindlichen Truppen überwältigt wurden. Heutzutage trifft man jedoch immer seltener vollständige Rittergefolgschaften in Leändrien. Vielmehr hat es sich aufgrund der immensen Kosten herumgesprochen, dass ein Ritter und sein Knappe zu Pferd das Bild des leändrischen Rittertums prägen.
Die Pferde der Ritter sind von ebenso großer Bedeutung wie ihre Kampfkünste. Im Idealfall handelt sich nicht um gewöhnliche Reittiere, sondern um speziell gezüchtete Schlachtrösser. Sie müssen stark genug sein, um das Gewicht eines voll gepanzerten Ritters zu tragen. Dazu sollten sie auch ausreichend trainiert worden sein, um in das Chaos der Schlacht zu galoppieren und nicht ihren Fluchtinstinkten zu unterliegen. Ein gutes Ross ist oft so wertvoll wie die Rüstungen ihrer Reiter und wird mit größter Sorgfalt gepflegt. Ein gut ausgebildetes Schlachtross hat schon in so manchem Kampf den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ausgemacht.