Paraskevoula Calaki
Paraskevoula Calaki war die bis 1346 AD amtierende Hohepriesterin der Efrevik des Nostrischen Götterpantheons im Kult der Töchter der Mutter. Die aus wohlhabendem Hause stammende Frau versuchte entgegen der in ihren Tempeln vorherrschenden Praktiken die Anwendung neuer Heilmethoden durchzusetzen, scheiterte dabei kläglich. Gerüchte besagen, dass sie im Verlauf ihres Lebens eine Liebschaft mit dem Plutokraten bzw. einem Sohn des Plutokraten eingegangen sein soll, der ihr letztendlich das Leben gekostet haben soll. Heute ist sie vor allem für ein starkes Selbstbild der Frau innerhalb der nostrischen Gesellschaft bekannt und stellt dabei durchaus eine herausgehobene Vorbildfigur dar.
Werdegang
Die aus dem Hause der Calaki stammende Paraskevoula war zweite Tochter einer einflussreichen Sklavenhändlerfamilie. Ihr Vater, Vaggelis Calaki, galt bis 1339 AD sogar als zweitgrößter Sklavenfänger im Bereich der Küsten Totonias bis er bei einem Seeunglück ums Leben kam. Gemeinsam mit seiner Gattin bekam er Paraskevoula als insgesamt drittes Kind im Jahr 1313 AD. Das Kind wurde mit ihren nur jeweils ein Jahr älteren Geschwistern im eigenen Hause beschult und von Sklaven rundum umsorgt. Zur Stärkung des familiären Einflusses wurde das Kind bereits im zarten Alter von acht Jahren an eine befreundete Familie zur Vermählung versprochen. Die Hochzeit wurde sechs Jahre später angesetzt. Zum Unglück beider Familien gab es enorme Zerwürfnisse, die einer Eheschließung so sehr im Wege standen, dass diese aufgelöst werden sollte. Um jedoch ihr jeweiliges Gesicht vor dem Plutokraten und den anderen Einflussgebern in Nostrien zu wahren, wurde der einzig gesellschaftlich akzeptable Ausweg für versprochene Töchter aus ihrer Verlobung gewählt: Der Beitritt in einen Gotteskult.
Die zu diesem Zeitpunkt Dreizehnjährige wurde in einen Kult der Efrevik, die Töchter der Mutter, gegeben. Hier wurde sie vor allem von alten Heilerinnen in traditionellen und stellenweise aus Sicht der Medizin bereits überholten Methoden gelehrt. Die intelligente und zugleich ambitionierte Paraskevoula Calaki ließ in Briefen an ihren Vater schnell verlauten, dass sie mit den althergebrachten Verfahrensweisen in ihrem Tempel nicht konform war. Innerhalb weniger Jahre schaffte sie es die Ausbildung mit Exzellenz abzuschließend und sich durch geschickte Einflussnahme, sowie üppige Spendensummen ihres Vaters, Vorteile zu verschaffen. Bis zu ihrem fünfundzwanzigsten Lebensjahr wurde sie zur Tempelführerin im Umland von Ilios. Nur ein Jahr später gelang es ihr dann im großen Tempel der Efrevik in der nostrischen Hauptstadt eine bedeutsame Position zu übernehmen. Wenige Monate später verschwand die vorherige Hohepriesterin und Paraskevoula Calaki trat an ihre Stelle.
Schon wenige Wochen nach ihrem Amtsantritt, der selbst innerhalb der sonst eher verschwiegenen Glaubensgemeinschaft durchaus kritisch gesehen wurde, versuchte sie über umfangreiche Reformen und Umstrukturierungsmaßnahmen die Praktiken der Töchter der Mutter voranzubringen. Die ihr entgegengebrachte Gegenwehr überraschte sie jedoch massiv. Sowohl aus ihrem Kult, als auch aus der Gesellschaft ihrer Spendengeber kamen so lautstarke Gegenstimmen, dass sie zunächst zu einigen Rückziehern gezwungen war. Viele der schriftlichen Anordnung verschwanden und waren nie wieder gesehen. Daneben erhielten die Töchter der Mutter in einer tiefen Nacht Besuch von mehreren schwerbewaffneten Reitern, die sich über etwa eine halbe Stunde mit Paraskevoula Calaki unterhalten haben sollen. Nach dieser Nacht gab sie ihre Bewegungen innerhalb des Kultus so schnell wieder auf, wie sie sie eingeleitet hatte. Calaki verschwand in der Folge manchmal für mehrere Nächte aus dem Tempelbau und ließ ihre Priesterinnen in einer weitgehenden Selbstverwaltung ohne eigenen Einfluss auf diese zu nehmen.
1343 AD erschien sie wieder vermehrt an der Öffentlichkeit und forderte Milde und Güte für Frauen ein, besonders wenn diese freie Nostrierinnen wären, unabhängig ihres Standes. Einige ihrer aus dieser Bewegung resultierenden Reden erreichten ein großes Publikum. Stellenweise wurde ihr sogar zugesprochen, dass sie erfolgreich an das Gewissen von Männern und Sklavenhaltern appelliert haben soll. Besonders im Frühjahr 1345 AD wurden die Tempel der Efrevik von Dankensbriefen und Kleinspenden überrollt, nachdem Calaki an der Seite eines Plutokratensohnes aufgetreten war und diesen in einer öffentlichen Ansprache gar zurechtgewiesen habe. Obgleich diese Handlung eigentlich mindestens in einer öffentlichen und demütigenden Leibesstrafe hätte enden müssen, applaudierte ihr der junge Staatsmann für ihre Aufrichtigkeit.
Im Sommer des darauffolgenden Jahres fand man den Leichnam Paraskevoula Calakis in ihrem Bett im Tempel der Efrevik in Ilios vor. An ihrer Seite stand ein ausgetrunkener Kelch mit Wein, einige eingelegte Oliven sowie ein rotes Tuch mit einem eigenartig riechenden Pulver. Ihrem Körper waren keine Spuren von Fremdeinwirkung anzusehen, sodass nach offizieller Ermittlung des Plutokratenhauses von einem ungünstigen natürlichen Tod im Sinne der Götter ausgegangen wurde. Ihre Bestattung wurde wenige Tage nach ihrem Tod schnell und unter Ausschluss der Öffentlichkeit durchgeführt.
Persönlichkeit
Die junge Frau galt nach außen hin vor allem als ambitioniert, intelligent und zielorientiert. Kritiker warfen ihr oft einen zu großen Fortschrittsdrang und auch ein zu großes Interesse an den als gesellschaftlich eher als "Männergeschäften" angesehenen Angelegenheit vor, doch ignorierte sie diese weitgehend. Gegenüber ihrer Familie pflegte sie nach ihrem Beitritt in den Gotteskult ein angespanntes, aber dennoch inniges Verhältnis. Vor allem mit ihrem Vater soll sie mehrere Pakte zur Vergrößerung des eigenen sowie zeitgleich des familiären Einflusses geschlossen haben. Mit ihrer Mutter soll sie selten noch überhaupt ein Wort gewechselt haben, auch ihre Geschwister sah sie allerhöchstens wenige Male im Jahr. Dahingegen offenbarten sich vor allem im späteren Verlauf ihres Aufstiegs bei den Töchtern der Mutter enge Kontakte zum Plutokratenhause, vor allem zu einem der Söhne des Plutokraten. Gerüchte besagen, dass sie eine intime Beziehung pflegten und diese über Jahre intensivierten.
Nachdem sie mit ihren Ambitionen innerhalb ihrer eigenen Organisation dermaßen auf Granit biss und scheiterte, zog sie sich immer mehr aus ihrem sonst ehrlichen Glauben zurück. Sie suchte fortan einen tieferen Bezug zum ausschließlich weltlichen Dasein. Stellenweise wurde ihr zugeschrieben, dass sie sich für eine größere Sache opfern wolle, andererseits wurde ihr eine erhebliche Unaufrichtigkeit zur Machterlangung unterstellt. Paraskevoula Calaki hörte Zeit ihres Lebens vor allem Frauen zu und versuchte deren Probleme zu mildern. Wann immer sie es vermochte, setzte sie sich mit Worten oder ihren Mitteln als Hohepriesterin gegen Zwangsverheiratungen ein.