Sorridianisch-Tasperiner Krieg von 1337: Unterschied zwischen den Versionen
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− | Der Sorridianisch-Tasperiner Krieg von 1337 AD war ein Krieg zwischen den [[Leändrien|leändrischen]] Nationen [[Kaiserliche Monarchie Tasperin|Tasperin]] und [[Königreich Sorridia|Sorridia]]. Er wurde im Jahr [[Chronologica|1337 AD]] von Tasperin erklärt und ging 1340 AD mit einem inoffiziellen weißen Frieden zu Ende. | + | Der Sorridianisch-Tasperiner Krieg von 1337 AD war ein Krieg zwischen den [[Leändrien|leändrischen]] Nationen [[Kaiserliche Monarchie Tasperin|Tasperin]] und [[Königreich Sorridia|Sorridia]]. Er wurde im Jahr [[Chronologica|1337 AD]] von Tasperin erklärt und ging 1340 AD mit einem inoffiziellen weißen Frieden zu Ende. Inoffiziell (vor allem in der Allgemeinbevölkerung) wird er auch als ''Zweikronenkrieg'' bezeichnet. |
− | Die kriegerische Auseinandersetzung gilt auch als | + | Die kriegerische Auseinandersetzung gilt auch als Mitauslöser des [[Sorridianischer Bürgerkrieg|Sorridianischen Bürgerkriegs]], der mittelfristig die Unabhängigkeit von [[Fallicer Bund|Fallice]] und [[Königreich Patrien|Patrien]] vom [[Königreich Sorridia|Heiligen Sorridianischen Reich]] verursacht hat. |
==Auslöser== | ==Auslöser== | ||
− | Tasperin und Sorridia gelten nicht nur seit [[Zeitrechnung|Jahrhunderten]] als Erzrivalen sondern sind historisch noch immer tief verwurzelt. 764 AD erklärte sich das heutige Tasperin von Sorridia unabhängig, fünf Jahre später wurde zudem die [[Silvanische Kirche]] begründet, wodurch der Einfluss der [[Sorridianische Kirche|Sorridianischen Kirche]] enorm beschränkt wurde. Obgleich Militärstrategen, Kriegsbefürworter und auch die Führungen beider Nationen lange über Angriffskriege auf den Nachbarn | + | Tasperin und Sorridia gelten nicht nur seit [[Zeitrechnung|Jahrhunderten]] als Erzrivalen sondern sind historisch noch immer tief miteinander verwurzelt. 764 AD erklärte sich das heutige Tasperin von Sorridia unabhängig, fünf Jahre später wurde zudem die [[Silvanische Kirche]] begründet, wodurch der Einfluss der [[Sorridianische Kirche|Sorridianischen Kirche]] enorm beschränkt wurde. Obgleich Militärstrategen, Kriegsbefürworter und auch die Führungen beider Nationen seit den letzten offiziellen Auseinandersetzungen lange Zeit über offene Angriffskriege auf den Nachbarn taktierten, sollte er erst 1337 AD wieder ausbrechen. |
− | Während dieses Zeitraums gab es am bedeutsamen ''Grenztal'' am [[Wyrzgebirge]] bei [[Padarak]] monatlich kleine Scharmützel von Wachtruppen des [[Tasperiner Heer|Tasperiner Heeres]] mit dem [[Sorridianisches Heer|Sorridianischen Heer]]. Zentrum des Streits war der exakte Grenzverlauf, der von beiden Nationen regelmäßig in Frage gestellt und verschoben wurde. Wann immer die Soldaten einer Seite weiter vordrangen, sah sich die Gegenseite | + | Während dieses Zeitraums gab es am bedeutsamen ''Grenztal'' am [[Wyrzgebirge]] bei [[Padarak]] monatlich kleine Scharmützel von Wachtruppen des [[Tasperiner Heer|Tasperiner Heeres]] mit dem [[Sorridianisches Heer|Sorridianischen Heer]]. Zentrum des Streits war der exakte Grenzverlauf, der von beiden Nationen regelmäßig in Frage gestellt und verschoben wurde. Wann immer die Soldaten einer Seite weiter vordrangen, sah sich die Gegenseite zu einer militärischen Antwort gezwungen. Trotz der in schlimmen Jahren hohen Verluste von Soldaten galten diese Kämpfe beidseitig nie offiziell als Krieg, da keine Kriegserklärung erfolgte. Zumeist wurden die Auseinandersetzungen als Grenzsicherungsmaßnahmen militärischer Art klassifiziert, die Toten begraben und ihre Familien über den gewaltsamen Tod durch Soldaten des Erzfeindes unterrichtet. |
Auf beiden Seiten des Landstriches zwischen den hohen Gebirgsgipfeln wurden Mauern, Burgen, Festungen und Fallen installiert. Das Betreten des Grenztals war bis auf zwei befestigte und abgesteckte Straßen ein gefährliches und risikoreiches Unterfangen. Händler, Grenzgänger und auch fremdländische Reisende mussten sich beidseitig langen Kontrollen unterziehen. Erst nach Abschluss einer eingehende Visite durften sie in vorgegebenen Zeitzonen auf die andere Seite übertrete, nur um sich dort einer weiteren intensiven Befragung stellen zu müssen. | Auf beiden Seiten des Landstriches zwischen den hohen Gebirgsgipfeln wurden Mauern, Burgen, Festungen und Fallen installiert. Das Betreten des Grenztals war bis auf zwei befestigte und abgesteckte Straßen ein gefährliches und risikoreiches Unterfangen. Händler, Grenzgänger und auch fremdländische Reisende mussten sich beidseitig langen Kontrollen unterziehen. Erst nach Abschluss einer eingehende Visite durften sie in vorgegebenen Zeitzonen auf die andere Seite übertrete, nur um sich dort einer weiteren intensiven Befragung stellen zu müssen. | ||
− | Im [[Zeitrechnung|Lenzmond]] (März) des Jahres 1337 AD arteten mehrere der Scharmützel zwischen den Soldaten aus. Zunächst provozierte eine sorridianische [[Sorridianisches_Heer#Kavalleriedivision|Kavalleriedivision]], indem sie mit vereinzelten Spähtruppen tief in das von Tasperin beanspruchte Gebiet eindrang. Die ausrückenden Tasperiner reagierten mit rücksichtsloser Gewalt und schossen mehrere der Reiter von ihren [[Pferde|Pferden]], ohne sie vorher festzunehmen oder vertreiben zu wollen. Gerade derartige Vertreibungsmaßnahmen, etwa durch Warnschüsse, hatten sich im [[Recht|Gewohnheitsrecht]] zwischen den Nationen zum ersten Mittel der Wahl entwickelt. Wenige Tage später sprengte als Reaktion auf die berittenen Sorridianer ein spezieller [[Tasperiner_Heer#Aufbau|Trupp]] des Tasperiner Heers einen sorridianischen Wachturm. Beim Einsturz des Gebäudes starben fünf sorridianische Schützen, die Tasperiner flohen nach dem weithin hörbaren Knall wieder | + | Im [[Zeitrechnung|Lenzmond]] (März) des Jahres 1337 AD arteten mehrere der Scharmützel zwischen den Soldaten aus. Zunächst provozierte eine sorridianische [[Sorridianisches_Heer#Kavalleriedivision|Kavalleriedivision]], indem sie mit vereinzelten Spähtruppen tief in das von Tasperin beanspruchte Gebiet eindrang. Die ausrückenden Tasperiner reagierten mit rücksichtsloser Gewalt und schossen mehrere der Reiter von ihren [[Pferde|Pferden]], ohne sie vorher festzunehmen oder vertreiben zu wollen. Gerade derartige Vertreibungsmaßnahmen, etwa durch Warnschüsse, hatten sich im [[Recht|Gewohnheitsrecht]] zwischen den Nationen zum ersten Mittel der Wahl entwickelt. Wenige Tage später sprengte, als Reaktion auf die berittenen Sorridianer, ein spezieller [[Tasperiner_Heer#Aufbau|Trupp]] des Tasperiner Heers einen sorridianischen Wachturm. Beim Einsturz des Gebäudes starben fünf sorridianische Schützen, die Tasperiner flohen nach dem weithin hörbaren Knall wieder hinter ihre eigenen Mauern. |
− | + | Einen Tag später trafen sich ein sorridianischer Colonnello und der vom Tasperiner Heer eingesetzte Oberst, um über die letzten Vorfälle zu beraten. In der Vergangenheit gingen solche Gespräche zwar nie mit gänzlichem Einverständnis zu Ende, doch konnte man sich immerhin auf (für beide Parteien) humane Lösungen einigen. Die beiden Verhandlungsführer veranschlagten eine zweiwöchige Ruhe, um die Gemüter wieder zu beruhigen und Sicherheit für die grenzübertretenden Zivilisten zu bringen. Währenddessen kam es aber zu einem, von beiden Offizieren unbekannten, Vergeltungseinsatz beider Staaten. Ein sorridianischer Trupp sollte eine Tasperiner Stallung in Brand setzen, dabei möglichst noch Ausrüstung stehlen und Tasperiner Soldaten schwere Wunden zufügen. Gleichzeitig versuchten die Tasperiner ihren Sprengangriff zu wiederholen. Zum Nachsehen aller Soldaten trafen sich ausgerechnet die Einheiten auf einem Schleichpfad im [[Wyrzgebirge]]. Ein Kampf entbrannte, der beinahe dreißig Menschen das Leben kostete. Nur wenige Soldaten beider Seiten konnten sich schwer verwundet zurückziehen. | |
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+ | Die gebrochene Waffenruhe wurde sowohl vom Königshaus Tasperins als auch vom [[Gottkönige Sorridias|Sorridianischen Gottkaiser]] als Protestanlass genommen. Gerade die Verständigung der hochrangigen Offiziere sei eine Beleidigung, wenn derartige Absprachen ohnehin nicht eingehalten würden. Genau eine Woche später erklärte König Silvarsteed aus [[Reichsstadt Carviel|Carviel]] heraus Sorridia offiziell den Krieg. Historiker gehen heute davon aus, dass hinter den Kulissen bereits bekannt war, dass Tasperin eine derartige Intention hatte. Unbelegte Vermutungen deuten zugleich auch an, dass ähnliche Kriegsvorhaben von Seiten Sorridias vorlagen. | ||
==Kriegsbeginn== | ==Kriegsbeginn== | ||
+ | [[Datei:Sorridianisch-Tasperiner Krieg von 1337-5.png|thumb|right|450px|Tasperiner Soldat]] | ||
+ | Die durchgehend besetzten und von schwerem Arsenal geprägten Bastionen am Grenztal begannen binnen Stunden nach dem Eintreffen erster Befehle mit den Vorbereitungen. In beiden Ländern waren sofort die stehenden Heere mobilisiert worden, als die ersten Einsatzbefehle zur Verlagerung, noch einige Tage vor offiziellem Kriegsbeginn, eingegangen waren. Neben den Heeren wurden auch die [[Sorridianische Marine]] und ihr [[Tasperiner Marine|Tasperiner Pendant]] mobilisiert. Dem Umstand geschuldet, dass viele Schiffe noch auf anderen Einsätzen auf See waren, dauerte es deutlich länger bis erste maritime Kämpfe erfolgten. | ||
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+ | Nachdem am 21. Lenzmond (21. März) die Kriegserklärung einging, warteten die Generäle eine Nacht bis zum ersten Angriff ab. Im Morgengrauen des 22. Lenzmonds stürmten erste Truppen über die Grenze und begannen die jeweils gegnerischen Festungen im Grenztal anzugreifen. Währenddessen waren erste verstärkende Einheiten eingetroffen, die zunächst in nahegelegenen Städten kampierten. Äcker wurden zu Feldlagern umfunktioniert, innerhalb von Stunden ganze Wälder gerodet. Zur Mittagszeit begannen die Kanonen unablässig in das Gebiet des Feindes zu feuern. Bis zum Abend sollten mehrere Türme gefallen und rund zweihundert Tote beklagt worden sein. Diese Nummern erhöhten sich in den Folgetagen exponentiell, als das Grenztal zu einem Niemandsland des Todes verkam. Beide Seiten wollten unbedingt bis zu den strategischen Grenzfestungen des Widersachers vorrücken. Unzählige Soldaten wurden in diesen unterfangen verheizt, viele indem sie von Kanonenkugeln zerschmettert wurden oder auch in den Gefechten um wenige Meter Land fielen. | ||
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+ | Mit Beginn des Folgemonats [[Zeitrechnung|Grasmond]] (April) konkurrierten auch die Kriegsschiffe der Länder an der Westküste des seinerzeit noch zu Sorridia gehörenden Fallice. Der Schiffsverkehr wurde offiziell am 2. Grasmond eingestellt, damit Zivilisten vor den Seekämpfen geschützt waren. Eine strategische Bedeutung hatten die Marineeinheiten zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Mit dem Verlauf der Zeit trafen immer mehr Heereseinheiten am Grenztal an. Südlich von [[Silberlauf]] in Tasperin und bei [[Padarak]] in Sorridia entstanden riesige Lager, die als Logistikzentren eingerichtet wurde. In den ersten Kriegstagen wirkte es auf viele Heerführer so, dass die Soldaten lediglich durchlaufende Ware wären. Am Morgen zogen sie einige Tage nach Süden, um dort in der Schlacht zu dienen und kaum zwei Wochen später wurden ihre Leichen schon in den Kriegsgräbern [[Bestattung|bestattet]]. Landgewinne verzeichneten beide Kriegsparteien faktisch nicht. | ||
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+ | Einen Durchbruch für Tasperin brachten die Gebirgsjäger des Heeres, die sich über die schwer besteigbaren Gipfel des [[Wyrzgebirge|Wyrzgebirges]] kämpften und erfolgreiche Sabotageakte an sorridianischen Militärlagern sowie in der [[:Kategorie:Stadt|Stadt]] [[Padarak]] mit ihren anderen grenznahen Orte verübten. Die Sprengungen verängstigten die Menschen, sodass viele Zivilisten die Flucht nach Süden antraten. Die Zerstörung einer wichtigen Verkehrsstraße schuf ein logistisches Loch von über zwei Wochen bei den Sorridianern. Ein schwerer Schlag der [[Tasperiner Marine|9. Offensivflotte]] zerstörte weite Teile des Hafens von [[Le Tiullé]]. Während die sorridianischen Truppen ihre eigene Reorganisation und Stärkung der Versorgungswege unternehmen mussten, gelang es den Tasperiner Einheiten bis zur Außenmauer von Padarak zu gelangen. Neben den dröhnenden Kanonen, die tiefe Löcher in die Gemäuer schossen und ganze Stadtteile als Schutt zurückließ, rückten sie mit Belagerungstürmen in der Nacht des 18. Grasmonds vor. Zum Mittag des Folgetags war die Stadt umstellt. Soldaten des Heeres gelang es die Stadtmauer zu besetzen, die Verteidiger in die Flucht zu schlagen und die Tore der Stadt zu öffnen. Die noch im Stadtgebiet lebenden [[Sorridianer]] wurden nach einer Durchsuchung mittellos nach Süden geschickt, wo sie die bereitstehenden Heerestruppen des Gottkaisers bereits empfingen. Sie waren auf eine derartige Situation offenbar vorbereitet und wurden durch zahlreiche [[Orden|Ordensritter]] unterstützt. | ||
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+ | Dank zuvor in den Untergrund gemauerter Tunnel konnte Padarak bereits zum 23. Grasmond zurückerobert werden. Die Verluste auf beiden Seiten waren dabei hart, besonders nachdem zumindest einige der unterirdischen Gänge durch die Tasperiner entdeckt werden konnten. Weitere Sprengungen verwüsteten geraume Teile der Stadt, begruben unzählige Seelen in den Steinen und halfen der Verteidigung am Ende dennoch nicht. Für eine Woche herrschte anschließend eine inoffizielle Waffenruhe. Nur wenige Kämpfe brachen zwischen einzelnen Truppen aus, offiziell wurden die Toten von Feldern geholt und begraben. Inoffiziell wurden die Vorbereitungen für weitere Offensiven getroffen. Zum [[Zeitrechnung|1. Weidenmond]] (1. Mai) begann ein sorridianischer Angriff, der vor allem von Ordenstruppen angeleitet wurde und zudem als relativ erfolgreich galt. Gerade die untereinander herrschende Asymmetrie der [[Deyn Cador|deynistischen]] Orden half enorm dabei keine eindeutige Taktik erkennen zu lassen, wodurch schnell Landgewinne seitens Sorridias erzielt wurden. Herbeigeschaffte Feuertrebuchets erzielten auch die Nacht hindurch Wirkung, als die vor allem aus Holz und Stoff bestehenden Feldlager der Tasperiner in Flammen aufgingen. Die dahinterliegenden Festungsabschnitte wurden vor dem Eintreffen der Sorridianer durch die eigenen Vorkehrungen irreparabel zerstört. Zwischen der Festung von Padarak und der Tasperiner Grenzlinie, einige Kilometer davon entfernt, lag fortan ein Feld des Todes. | ||
==Verlauf== | ==Verlauf== | ||
+ | [[Datei:Sorridianisch-Tasperiner Krieg von 1337-3.png|thumb|right|450px|Saboteure im Wald]] | ||
+ | Über den Weidenmond und Rosenmond 1337 AD intensivierten sich die Scharmützel temporär. Auf beiden Seiten wurden die Verluste jedoch so stark, dass erste Reservisten zurück in den Militärdienst berufen werden mussten. Die Bereitstellung von Rüstmaterial und Waffen für diese Gruppen dauerte ebenso sehr an wie die Anreise der zusätzlichen Verstärkung. Beide Nationen begannen zusätzlich damit kampferfahrene Zivilisten aus Stadtwachen oder lernfähige junge Männer zu rekrutieren. Ausbildungen wurden enorm heruntergeschraubt, intensiviert und verkürzt. Auch die täglichen Kanonenschüsse wurden durch den hohen Pulver- und Eisenverbrauch weniger, sodass vor allem gezielte Schüsse vorgeschrieben wurden. | ||
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+ | Die Tasperiner Marine konnte indes nach einem weiteren Angriff auf die sorridianische Armada deutliche Siege auf See erzielen. Nachdem beinahe ein Dutzend sorridianischer Kriegsschiffe in den Wellen versunken waren, rächte sich der Gottkaiser, indem er vermehrt kleine Kanonenboote an die Küstengewässer Tasperins entsendet. Diese versenkten mit wenigen Treffern Transportschiffe, sodass die Küste fortan auch von vielen fremdländischen (vor allem [[Königreich Weidtland|weidtländischen]]) Händlern gemieden wird. Lediglich die [[Edle zur See|Edlen zur See]] vermochten die weidtländischen Segelschiffe partiell zu schützen. | ||
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+ | Innerhalb Sorridias brach unterdessen der [[Sorridianischer Bürgerkrieg|Bürgerkrieg]] aus. Vor allem im Königreich Fallice des Heiligen Sorridianischen Reiches kam es zu innerlichen Konflikten. Bauern in [[Caldagro]] weigerten sich der Einberufung zu folgen und begehrten auf. Auf der [[Region Granhojas|Isla de la Riqueza]] blieb es vergleichsweise ruhig, doch auch im Königreich Patrien rumorte es gewaltig. Dem Gottkaiser wurde nachgesagt die Kontrolle über die Konflikte im Land zu verlieren. Aus diesem Grund entschloss er sich zu einer radikalen Maßnahme. Anstelle weiterer Gegenoffensiven wies er die ihm immerhin treuen Soldaten an, fortan einen gnadenlosen Stellungskrieg zu führen. Weitere Gräben wurden ausgehoben und neue Verteidigungseinheiten errichtet. | ||
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+ | Eine Beschreibung des Tasperiner Militärschriftführers Korporal Walther Wagenwagen beschreibt die sorridianische Verteidigungslinie treffend: | ||
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+ | |Text=Soweit das Auge reicht sind ihre hölzernen Gerüsttürme aufgebaut. Sie stehen etwa einhundert Meter hinter einer Linie aus Holzschranken, die die Kanonen der ersten Reihe schützen sollen. Die Türme selbst sind mit Schützen und Kanonen bestückt. Es scheint auf der ganzen Weite nur drei Übergänge zwischen den Gräben zu geben, die jeweils versetzt angeordnet sind. Ein schnelles Durchkommen ist weder für sie noch für uns möglich. | ||
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+ | In der Nacht entzünden sie keine Fackeln, doch wissen wir, dass sie durchgehend schussbereit sind. Selbst auf den Ausläufern des Gebirges haben sie Posten bezogen. Die Späher berichten, dass die ehemaligen Schleichpfade mit Geröll versperrt und Fallen gespickt sind. | ||
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+ | Insbesondere für unsere Artillerie und Kavallerie sind ihre Gräben unpassierbar. Wir zählen mittlerweile fünf Gräben mit jeweils einer Tiefe von mehreren Metern sowie drei Metern Breite. Sie erstrecken sich solang sie nur graben konnten. Zu uns gerichtet wurden kleine Holzplateaus für ihre Schützen installiert. Dahinter vermuten wir geschärfte Holzpfähle als Abwehrmaßnahme für unsere Reiter. | ||
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+ | Auf unserer Seite wurde heute die aus Stein gebaute Bastion III West repariert. Die Kanonen sollen Morgen wieder schussbereit sein. Am heutigen Tag gab es nur etwa siebzehn Dutzend Schüsse aufeinander. Die Soldaten verhalten sich ruhig. | ||
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+ | |Autor=Korporal Walther Wagenwagen | ||
+ | |Quelle=Militärbericht 19. Heumond 1337 AD | ||
+ | |Seite=2/3 | ||
+ | |Sprache=Fassung in Tasperin | ||
+ | |Uebersetzung=Bericht des Korporal Wagenwagen über die sorridianische Front | ||
+ | }} | ||
+ | [[Datei:Sorridianisch-Tasperiner Krieg von 1337-1.png|thumb|right|450px|Die blutigen Schlachtfelder]] | ||
+ | Der gesamte restliche Verlauf des Jahres 1337 AD bis hin ins Jahr 1338 AD bekämpften sich die Nationen mit wechselhaften Ergebnissen. Meist gab es auf beide Seiten große Verluste, die in aller Regel im von den Soldaten als ''Todestal'' getauften Grenzgebiet entstanden. Mehrfach monatlich stürmten die Tasperiner auf die Befestigungen der Sorridianer zu. Beide Seiten kämpften bitterlich, verheizten vor allem aber junge Arbeiter, die in den Kriegsdienst einberufen wurden. Die wahren Truppen machten sich in dieser Zeit mit Sabotageakten und Störungsoperationen im Hinterland verdient. Auf beiden Seiten schlichen sich unzählige ausgebildete Soldatentrupps umher, die nicht nur Militäranlagen beschädigten sondern auch den versorgenden Bauernbetrieben und Dörfern schwerste Schäden zufügten. Gefangenenaustausche mehrten sich, nachdem immer mehr Zivilisten von Rang und Namen verschleppt wurden. Im Sommer 1338 AD kehrte zunächst einige Wochen Stillstand in den Krieg ein. Auf beiden Seiten hatte er bereits enorme Verluste eingefordert. Für die Sorridianer verstärkten sich die inneren Konflikte Monat um Monat. | ||
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+ | Die Tasperiner Marine schaffte es zum Frühjahr 1338 AD die sorridianischen Schiffe mit einer Seeblockade auf Abstand zu halten. Für die beidseitig geschwächten, vor allem aber an sorridianischer Front zurückgedrängte und versenkten maritimen Kriegseinheiten, bedeutete dies mehr oder minder das Ende des Krieges. Die in der Anschaffung teuren Schiffe sollten nicht mehr nutzlos verheizt werden, sodass sie fortan vor allem die eigenen Schifffahrtsrouten vor kleineren Kampfeinheiten des Gegners sicherten. | ||
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+ | Mit einer Großoffensive zum [[Zeitrechnung|17. Regenmond]] (17. September) 1338 AD überwand Tasperin den Abwehrwall der Sorridianer. Mit gezielten, eigens von [[Mathematik|Mathematikern]] berechneten Schüssen wurden die Kanonentürme Sorridias zerstört. In einem Regenschauer starteten die Angreifer ihren eigentlichen Angriff, als die Schützen aufgrund der beschränkten Sicht nicht ausreichend Gegendruck aufbauen konnten. Mit Wägen voller Holzplanken überwand auch die Kavallerie des Königreichs die Gräben. Innerhalb von nur etwa sechs Stunden standen die Angreifer erneut vor Padarak. Die Stadt hatte sich im vergangenen Kriegsjahr stark gewandelt, die Tunnel waren zu Versorgungsgängen ausgebaut worden und die Löcher in den Mauern mehrfach verstärkt worden. Die Festungsanlage hielt dem Erst- und Zweitangriff der Tasperiner stand, doch mussten die Verteidiger im Inneren ihre knappen Vorräte schonen. Ein Belagerungskrieg kaum bekannten Ausmaßes begann, der sich vor allem durch viel Wartezeit auszeichnete. Beide Kriegsparteien konnten keine Fortschritte erringen und saßen die Belagerung daher vor allem aus. Für die Armee des Königs von Tasperin war der Einfall in die Region [[Caldagro]] nun aber spielend leicht, sodass große Teile des Gebiets um die Stadt bis nach [[Anadilga]] und stellenweise bis zur [[Sonnenhöhe]] gebrandschatzt werden konnten. | ||
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+ | Für Padarak gab es erst im [[Zeitrechnung|Wolfsmond]] (Januar) 1339 AD die erlösende Befreiung. Nur dank der Entscheidung des Gottkaisers die bisher geschonte [[Sorridianische Inquisition]] zum Krieg hinzuzuziehen, konnte genug Manneskraft aufgebracht werden, um die Tasperiner zumindest einige Kilometer von der Stadt wegzudrängen. Die um die Befestigung entstandenen Lager wurden niedergebrannt. Seitens der Inquisition soll es zu grausamen Kriegsverbrechen wegen der vermeintlich ungläubigen Soldaten des Gegners gekommen sein. Unabhängige Bestätigungen oder Aufklärungen gibt es bis heute nicht, sodass nur gegenseitige Anschuldigungen gestellt wurden. | ||
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+ | Der Sorridianische Bürgerkrieg erreichte unterdessen immer neue Höhen. Die Abwesenheit der Inquisitionstruppen entspannte einerseits die Gemüter in vielen Orten, sorgte aber auch für deutlich weniger Handhabe des Gottkaisers über seine Bevölkerung. Beide Nationen hatten bereits Unmengen an Geldmitteln, Soldaten und vor allem auch jungen Wehrpflichtigen in den Kampf gepumpt. Auf beiden Seiten schien es jedoch keinen Fortschritt zu geben. Unzufrieden mit der Situation wurden weitere Kämpfe initiiert. Vor allem die erfolgreichen Aktivitäten hinter den Wehrlinien wurden erneuert und mit frischem Personal aufgestockt. Gerade die Zivilbevölkerung hatte weiter zu fliehen, um einem grausamen Schicksal durch die kriegsmüden Soldaten zu entgehen. Die Scharmützel an den Grenzen schienen manchmal zu einem Übungskampf von Rekruten beider Länder zu werden; nur, dass sie stets einen tödlichen Ausgang für nahezu alle Beteiligten hatten. Dennoch wollte niemand nachgeben, sich gar eine Schuld oder Schwäche eingestehen. Die Kämpfe wurden aufrecht erhalten, egal wie sehr sie gegen den Willen der Bevölkerung gingen. | ||
==Frieden== | ==Frieden== | ||
+ | [[Datei:Sorridianisch-Tasperiner Krieg von 1337-4.png|thumb|right|450px|Kriegsmüde Soldaten]] | ||
+ | Nachdem die Kämpfe noch über ein Dreivierteljahr anhielten, der Sorridianische Bürgerkrieg ungeahnte Höhen erreichte und sich auch König Silvarsteed in Tasperin mit enormer Kritik bedroht sah, gab es Vermutungen, dass sich auch die Soldaten gegen ihre Herrscher zu wenden. Über Jahre hinweg erzielten die Heere keinen Fortschritt, das Land wurde zerstört und die jungen Männer starben für Landgewinne von wenigen Metern. Die Marineeinheiten standen derweil in ewiger Abwehrhaltung auf dem Meer, wo sie die ohnehin knappen Kriegsressourcen nur weiter verschwendeten. | ||
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+ | Am [[Zeitrechnung|21. Taumond]] (21. Februar) [[Chronologica|1340 AD]] wurde daher eine erste Verhandlungsrunde zwischen den sorridianischen Tenenterales und den Tasperiner Generalen anberufen. Ihre Soldaten wurden zuvor angewiesen auf dem Kriegsfeld weiße Fahnen aufzustellen sowie eine feierliche Tafel mit Stühlen bereitzustellen. Die Soldaten beider Seiten weigerten sich größtenteils. Die weißen Fahnen wurden aus Stoffresten hergestellt und überall gehisst, wo man sie sehen konnte. Anstelle der Tische wurden jedoch hölzerne Grabstelen herbeigeholt und auf zerstörten Kanonengestellen aufgebaut. Als Stühle wurden abgesessene Hocker der verblieben Wachtruppen gebracht. Die Heerführer beider Seiten schluckten dieses leichte Aufbegehren ihrer Truppen, sie wussten schließlich weshalb dieses eigentlich unverzeihliche Verhalten überhaupt gewagt wurde: Die Soldaten hatten schlichtweg keine Angst mehr vor Bestrafung oder Tod. | ||
− | + | Die zweite und dritte Verhandlungsrunde wurde auf die nachfolgenden Tage terminiert. Mit einem Vorschlag zu einem nahezu weißen Frieden ritten die Boten nach [[Montebrillo|Montebrillo]] und [[Reichsstadt Carviel|Carviel]] aus. Weder Tasperins König noch der Gottkaiser schienen noch in irgendeiner Weise an diesem zerstörerischen Krieg interessiert zu sein. Sie stimmten beide den Bedingungen in ihrer vorgeleten Form zu. | |
+ | |||
+ | Am [[Zeitrechnung|12 Lenzmond]] (12. März) 1340 AD unterzeichneten die Heerführer beider Kriegsparteien stellvertretend den Friedensvertrag. Zwischen der ersten Verhandlungsrunde und der Unterzeichnung gab es keine gewaltsame Auseinandersetzung mehr. Lediglich die im Hinterland agierenden Saboteure waren stellenweise noch aktiv, wurden meist aber zuvor festgenommen oder auf eigene Initiative zurückgezogen. | ||
+ | |||
+ | Der Frieden sah folgende Vereinbarungen vor: | ||
+ | *Jegliche Kampfhandlungen werden mit sofortiger Wirkung eingestellt. Es herrscht wieder Frieden. | ||
+ | *Alle militärischen Einheiten beider Nationen kehren unverzüglich, nach Kenntnis des Kriegsendes, auf das eigene Hoheitsgebiet zurück. | ||
+ | *Die neue Grenzlinie wird an der momentanen Frontlinie gezogen. Tasperin erwirbt damit wenige Kilometer Land im Grenztal. | ||
+ | *Die Seeblockade wird aufgehoben. | ||
+ | *Der Grenzverkehr für Zivilisten wird mit sofortiger Wirkung wieder ermöglicht. | ||
+ | *Alle Kriegsgefangenen werden (sofern möglich) in Uniform und ohne Bewaffnung freigelassen. | ||
+ | *Alle noch nicht bestatteten Leichname werden wieder an ihr Herkunftsland übergeben. | ||
+ | *Die [[Silvanische Kirche|Silvanische]] und [[Sorridianische Kirche]] segnen gemeinsam das als ''Todestal'' unter den Soldaten bekannte Land. | ||
− | + | Das Dokument wurde nach der später eintreffenden Zustimmung des Gottkaisers sofort unterschrieben. Die Heerführer tauschten ihre Klingen als Zeichen der Anerkennung. Die letzten drei Kanonenschüsse wurden gemeinsam von einem Kanoniertrupp beider Länder in das [[Wyrzgebirge]] geschossen. Den Bedingungen des Friedens wurde von Seiten des Klerus und Adels ebenso zugestimmt. Viele Soldaten warteten nicht einmal auf ihre Entlassung, als sie vom Frieden erfuhren. Ihre zerstörten Heimat und vor allem die teils verlassenen Landstriche im Süden von Tasperin bzw. im Norden von [[Caldagro]] sprachen Bände über die hinterlistigen Taktiken beider Kriegsparteien. Unzählige Soldaten, Wehrpflichtge und Unschuldige ließen ihr Leben in dem heute als zerstörerisch in die Geschichte eingegangenen Krieg. | |
− | + | ==Nachwirkungen== | |
+ | [[Datei:Sorridianisch-Tasperiner Krieg von 1337-2.png|thumb|right|450px|Brennende Dörfer]] | ||
+ | Der neugezogene Grenzverlauf zwischen Sorridia und Tasperin erforderte die Anpassung sämtlichen Karten- und Grenzmaterials. Gerade die [[Gilde der Kartographen]] konnte aufgrund einer zeitnah herausgebrachten neuen Karte [[Leändrien|Leändriens]] größere Summen einnehmen. | ||
− | + | Innerhalb von Tasperin sorgte die Unzufriedenheit der Bürger mit König Silvarsteed und den daraus resultierenden inneren Unruhen dafür, dass sich [[Familie von Severius|Cadorian von Severius]] an die Macht putschen konnte. Er warf den Kopf des vorherigen Kriegskönigs vor die Füße der Carvieler Bürger und erklärte sich selbst zum Kaiser. Die Silvanische Kirche wurde zur Staatsreligion innerhalb Tasperins. Tasperin wird noch 1340 AD von einer königlichen Monarchie zu einer kaiserlichen Monarchie. | |
− | + | Der [[Sorridianischer Bürgerkrieg|Bürgerkrieg]] in Sorridia wütete weiter. 1341 AD konnte er durch das Eingreifen der nun freigewordenen Truppen der Inquisition, der [[Orden]] und verbliebener Heeressoldaten im Gebiet von [[Caldagro]] und der [[Region Granhojas]] befriedet werden. Das [[Königreich Patrien]] und das [[Königreich Fallice]] spalten sich ab, wodurch sie zu eigenständigen Staaten werden. Während in Patrien die Königsfamilie der Campillos Sicherheit und Wohlstand bringt, versinkt Fallice unter [[Familie Gráncais|Königsfamilie Gráncais]] in einem immer stärker werdenden Strudel des Niedergangs. Die [[Sorridianische Kirche]] mäßigt sich nach den enormen Verlusten des Landes sowie den bekanntgewordenen Kriegsverbrechen der [[Sorridianische Inquisition|Sorridianischen Inquisition]] ebenso. Sorridia wird vom Heiligen Sorridianischen Reich zum Heiligen Königreich Sorridia, der Gottkaiser zum Gottkönig, um der eklatante Niederlage durch den Bürgerkrieg gerecht zu werden. Gleichzeitig steht das Ziel für das gebeutelte Land fest: Zu altem Glanz zurückzukehren. | |
− | + | Zwischen Tasperin und Sorridia herrscht vorerst Frieden. | |
− | + | [[Kategorie:Kulturelles]][[Kategorie:Kaiserliche Monarchie Tasperin]][[Kategorie:Königreich Sorridia]] |
Aktuelle Version vom 8. März 2024, 03:56 Uhr
Der Sorridianisch-Tasperiner Krieg von 1337 AD war ein Krieg zwischen den leändrischen Nationen Tasperin und Sorridia. Er wurde im Jahr 1337 AD von Tasperin erklärt und ging 1340 AD mit einem inoffiziellen weißen Frieden zu Ende. Inoffiziell (vor allem in der Allgemeinbevölkerung) wird er auch als Zweikronenkrieg bezeichnet.
Die kriegerische Auseinandersetzung gilt auch als Mitauslöser des Sorridianischen Bürgerkriegs, der mittelfristig die Unabhängigkeit von Fallice und Patrien vom Heiligen Sorridianischen Reich verursacht hat.
Auslöser
Tasperin und Sorridia gelten nicht nur seit Jahrhunderten als Erzrivalen sondern sind historisch noch immer tief miteinander verwurzelt. 764 AD erklärte sich das heutige Tasperin von Sorridia unabhängig, fünf Jahre später wurde zudem die Silvanische Kirche begründet, wodurch der Einfluss der Sorridianischen Kirche enorm beschränkt wurde. Obgleich Militärstrategen, Kriegsbefürworter und auch die Führungen beider Nationen seit den letzten offiziellen Auseinandersetzungen lange Zeit über offene Angriffskriege auf den Nachbarn taktierten, sollte er erst 1337 AD wieder ausbrechen.
Während dieses Zeitraums gab es am bedeutsamen Grenztal am Wyrzgebirge bei Padarak monatlich kleine Scharmützel von Wachtruppen des Tasperiner Heeres mit dem Sorridianischen Heer. Zentrum des Streits war der exakte Grenzverlauf, der von beiden Nationen regelmäßig in Frage gestellt und verschoben wurde. Wann immer die Soldaten einer Seite weiter vordrangen, sah sich die Gegenseite zu einer militärischen Antwort gezwungen. Trotz der in schlimmen Jahren hohen Verluste von Soldaten galten diese Kämpfe beidseitig nie offiziell als Krieg, da keine Kriegserklärung erfolgte. Zumeist wurden die Auseinandersetzungen als Grenzsicherungsmaßnahmen militärischer Art klassifiziert, die Toten begraben und ihre Familien über den gewaltsamen Tod durch Soldaten des Erzfeindes unterrichtet.
Auf beiden Seiten des Landstriches zwischen den hohen Gebirgsgipfeln wurden Mauern, Burgen, Festungen und Fallen installiert. Das Betreten des Grenztals war bis auf zwei befestigte und abgesteckte Straßen ein gefährliches und risikoreiches Unterfangen. Händler, Grenzgänger und auch fremdländische Reisende mussten sich beidseitig langen Kontrollen unterziehen. Erst nach Abschluss einer eingehende Visite durften sie in vorgegebenen Zeitzonen auf die andere Seite übertrete, nur um sich dort einer weiteren intensiven Befragung stellen zu müssen.
Im Lenzmond (März) des Jahres 1337 AD arteten mehrere der Scharmützel zwischen den Soldaten aus. Zunächst provozierte eine sorridianische Kavalleriedivision, indem sie mit vereinzelten Spähtruppen tief in das von Tasperin beanspruchte Gebiet eindrang. Die ausrückenden Tasperiner reagierten mit rücksichtsloser Gewalt und schossen mehrere der Reiter von ihren Pferden, ohne sie vorher festzunehmen oder vertreiben zu wollen. Gerade derartige Vertreibungsmaßnahmen, etwa durch Warnschüsse, hatten sich im Gewohnheitsrecht zwischen den Nationen zum ersten Mittel der Wahl entwickelt. Wenige Tage später sprengte, als Reaktion auf die berittenen Sorridianer, ein spezieller Trupp des Tasperiner Heers einen sorridianischen Wachturm. Beim Einsturz des Gebäudes starben fünf sorridianische Schützen, die Tasperiner flohen nach dem weithin hörbaren Knall wieder hinter ihre eigenen Mauern.
Einen Tag später trafen sich ein sorridianischer Colonnello und der vom Tasperiner Heer eingesetzte Oberst, um über die letzten Vorfälle zu beraten. In der Vergangenheit gingen solche Gespräche zwar nie mit gänzlichem Einverständnis zu Ende, doch konnte man sich immerhin auf (für beide Parteien) humane Lösungen einigen. Die beiden Verhandlungsführer veranschlagten eine zweiwöchige Ruhe, um die Gemüter wieder zu beruhigen und Sicherheit für die grenzübertretenden Zivilisten zu bringen. Währenddessen kam es aber zu einem, von beiden Offizieren unbekannten, Vergeltungseinsatz beider Staaten. Ein sorridianischer Trupp sollte eine Tasperiner Stallung in Brand setzen, dabei möglichst noch Ausrüstung stehlen und Tasperiner Soldaten schwere Wunden zufügen. Gleichzeitig versuchten die Tasperiner ihren Sprengangriff zu wiederholen. Zum Nachsehen aller Soldaten trafen sich ausgerechnet die Einheiten auf einem Schleichpfad im Wyrzgebirge. Ein Kampf entbrannte, der beinahe dreißig Menschen das Leben kostete. Nur wenige Soldaten beider Seiten konnten sich schwer verwundet zurückziehen.
Die gebrochene Waffenruhe wurde sowohl vom Königshaus Tasperins als auch vom Sorridianischen Gottkaiser als Protestanlass genommen. Gerade die Verständigung der hochrangigen Offiziere sei eine Beleidigung, wenn derartige Absprachen ohnehin nicht eingehalten würden. Genau eine Woche später erklärte König Silvarsteed aus Carviel heraus Sorridia offiziell den Krieg. Historiker gehen heute davon aus, dass hinter den Kulissen bereits bekannt war, dass Tasperin eine derartige Intention hatte. Unbelegte Vermutungen deuten zugleich auch an, dass ähnliche Kriegsvorhaben von Seiten Sorridias vorlagen.
Kriegsbeginn
Die durchgehend besetzten und von schwerem Arsenal geprägten Bastionen am Grenztal begannen binnen Stunden nach dem Eintreffen erster Befehle mit den Vorbereitungen. In beiden Ländern waren sofort die stehenden Heere mobilisiert worden, als die ersten Einsatzbefehle zur Verlagerung, noch einige Tage vor offiziellem Kriegsbeginn, eingegangen waren. Neben den Heeren wurden auch die Sorridianische Marine und ihr Tasperiner Pendant mobilisiert. Dem Umstand geschuldet, dass viele Schiffe noch auf anderen Einsätzen auf See waren, dauerte es deutlich länger bis erste maritime Kämpfe erfolgten.
Nachdem am 21. Lenzmond (21. März) die Kriegserklärung einging, warteten die Generäle eine Nacht bis zum ersten Angriff ab. Im Morgengrauen des 22. Lenzmonds stürmten erste Truppen über die Grenze und begannen die jeweils gegnerischen Festungen im Grenztal anzugreifen. Währenddessen waren erste verstärkende Einheiten eingetroffen, die zunächst in nahegelegenen Städten kampierten. Äcker wurden zu Feldlagern umfunktioniert, innerhalb von Stunden ganze Wälder gerodet. Zur Mittagszeit begannen die Kanonen unablässig in das Gebiet des Feindes zu feuern. Bis zum Abend sollten mehrere Türme gefallen und rund zweihundert Tote beklagt worden sein. Diese Nummern erhöhten sich in den Folgetagen exponentiell, als das Grenztal zu einem Niemandsland des Todes verkam. Beide Seiten wollten unbedingt bis zu den strategischen Grenzfestungen des Widersachers vorrücken. Unzählige Soldaten wurden in diesen unterfangen verheizt, viele indem sie von Kanonenkugeln zerschmettert wurden oder auch in den Gefechten um wenige Meter Land fielen.
Mit Beginn des Folgemonats Grasmond (April) konkurrierten auch die Kriegsschiffe der Länder an der Westküste des seinerzeit noch zu Sorridia gehörenden Fallice. Der Schiffsverkehr wurde offiziell am 2. Grasmond eingestellt, damit Zivilisten vor den Seekämpfen geschützt waren. Eine strategische Bedeutung hatten die Marineeinheiten zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Mit dem Verlauf der Zeit trafen immer mehr Heereseinheiten am Grenztal an. Südlich von Silberlauf in Tasperin und bei Padarak in Sorridia entstanden riesige Lager, die als Logistikzentren eingerichtet wurde. In den ersten Kriegstagen wirkte es auf viele Heerführer so, dass die Soldaten lediglich durchlaufende Ware wären. Am Morgen zogen sie einige Tage nach Süden, um dort in der Schlacht zu dienen und kaum zwei Wochen später wurden ihre Leichen schon in den Kriegsgräbern bestattet. Landgewinne verzeichneten beide Kriegsparteien faktisch nicht.
Einen Durchbruch für Tasperin brachten die Gebirgsjäger des Heeres, die sich über die schwer besteigbaren Gipfel des Wyrzgebirges kämpften und erfolgreiche Sabotageakte an sorridianischen Militärlagern sowie in der Stadt Padarak mit ihren anderen grenznahen Orte verübten. Die Sprengungen verängstigten die Menschen, sodass viele Zivilisten die Flucht nach Süden antraten. Die Zerstörung einer wichtigen Verkehrsstraße schuf ein logistisches Loch von über zwei Wochen bei den Sorridianern. Ein schwerer Schlag der 9. Offensivflotte zerstörte weite Teile des Hafens von Le Tiullé. Während die sorridianischen Truppen ihre eigene Reorganisation und Stärkung der Versorgungswege unternehmen mussten, gelang es den Tasperiner Einheiten bis zur Außenmauer von Padarak zu gelangen. Neben den dröhnenden Kanonen, die tiefe Löcher in die Gemäuer schossen und ganze Stadtteile als Schutt zurückließ, rückten sie mit Belagerungstürmen in der Nacht des 18. Grasmonds vor. Zum Mittag des Folgetags war die Stadt umstellt. Soldaten des Heeres gelang es die Stadtmauer zu besetzen, die Verteidiger in die Flucht zu schlagen und die Tore der Stadt zu öffnen. Die noch im Stadtgebiet lebenden Sorridianer wurden nach einer Durchsuchung mittellos nach Süden geschickt, wo sie die bereitstehenden Heerestruppen des Gottkaisers bereits empfingen. Sie waren auf eine derartige Situation offenbar vorbereitet und wurden durch zahlreiche Ordensritter unterstützt.
Dank zuvor in den Untergrund gemauerter Tunnel konnte Padarak bereits zum 23. Grasmond zurückerobert werden. Die Verluste auf beiden Seiten waren dabei hart, besonders nachdem zumindest einige der unterirdischen Gänge durch die Tasperiner entdeckt werden konnten. Weitere Sprengungen verwüsteten geraume Teile der Stadt, begruben unzählige Seelen in den Steinen und halfen der Verteidigung am Ende dennoch nicht. Für eine Woche herrschte anschließend eine inoffizielle Waffenruhe. Nur wenige Kämpfe brachen zwischen einzelnen Truppen aus, offiziell wurden die Toten von Feldern geholt und begraben. Inoffiziell wurden die Vorbereitungen für weitere Offensiven getroffen. Zum 1. Weidenmond (1. Mai) begann ein sorridianischer Angriff, der vor allem von Ordenstruppen angeleitet wurde und zudem als relativ erfolgreich galt. Gerade die untereinander herrschende Asymmetrie der deynistischen Orden half enorm dabei keine eindeutige Taktik erkennen zu lassen, wodurch schnell Landgewinne seitens Sorridias erzielt wurden. Herbeigeschaffte Feuertrebuchets erzielten auch die Nacht hindurch Wirkung, als die vor allem aus Holz und Stoff bestehenden Feldlager der Tasperiner in Flammen aufgingen. Die dahinterliegenden Festungsabschnitte wurden vor dem Eintreffen der Sorridianer durch die eigenen Vorkehrungen irreparabel zerstört. Zwischen der Festung von Padarak und der Tasperiner Grenzlinie, einige Kilometer davon entfernt, lag fortan ein Feld des Todes.
Verlauf
Über den Weidenmond und Rosenmond 1337 AD intensivierten sich die Scharmützel temporär. Auf beiden Seiten wurden die Verluste jedoch so stark, dass erste Reservisten zurück in den Militärdienst berufen werden mussten. Die Bereitstellung von Rüstmaterial und Waffen für diese Gruppen dauerte ebenso sehr an wie die Anreise der zusätzlichen Verstärkung. Beide Nationen begannen zusätzlich damit kampferfahrene Zivilisten aus Stadtwachen oder lernfähige junge Männer zu rekrutieren. Ausbildungen wurden enorm heruntergeschraubt, intensiviert und verkürzt. Auch die täglichen Kanonenschüsse wurden durch den hohen Pulver- und Eisenverbrauch weniger, sodass vor allem gezielte Schüsse vorgeschrieben wurden.
Die Tasperiner Marine konnte indes nach einem weiteren Angriff auf die sorridianische Armada deutliche Siege auf See erzielen. Nachdem beinahe ein Dutzend sorridianischer Kriegsschiffe in den Wellen versunken waren, rächte sich der Gottkaiser, indem er vermehrt kleine Kanonenboote an die Küstengewässer Tasperins entsendet. Diese versenkten mit wenigen Treffern Transportschiffe, sodass die Küste fortan auch von vielen fremdländischen (vor allem weidtländischen) Händlern gemieden wird. Lediglich die Edlen zur See vermochten die weidtländischen Segelschiffe partiell zu schützen.
Innerhalb Sorridias brach unterdessen der Bürgerkrieg aus. Vor allem im Königreich Fallice des Heiligen Sorridianischen Reiches kam es zu innerlichen Konflikten. Bauern in Caldagro weigerten sich der Einberufung zu folgen und begehrten auf. Auf der Isla de la Riqueza blieb es vergleichsweise ruhig, doch auch im Königreich Patrien rumorte es gewaltig. Dem Gottkaiser wurde nachgesagt die Kontrolle über die Konflikte im Land zu verlieren. Aus diesem Grund entschloss er sich zu einer radikalen Maßnahme. Anstelle weiterer Gegenoffensiven wies er die ihm immerhin treuen Soldaten an, fortan einen gnadenlosen Stellungskrieg zu führen. Weitere Gräben wurden ausgehoben und neue Verteidigungseinheiten errichtet.
Eine Beschreibung des Tasperiner Militärschriftführers Korporal Walther Wagenwagen beschreibt die sorridianische Verteidigungslinie treffend:
„Soweit das Auge reicht sind ihre hölzernen Gerüsttürme aufgebaut. Sie stehen etwa einhundert Meter hinter einer Linie aus Holzschranken, die die Kanonen der ersten Reihe schützen sollen. Die Türme selbst sind mit Schützen und Kanonen bestückt. Es scheint auf der ganzen Weite nur drei Übergänge zwischen den Gräben zu geben, die jeweils versetzt angeordnet sind. Ein schnelles Durchkommen ist weder für sie noch für uns möglich.
In der Nacht entzünden sie keine Fackeln, doch wissen wir, dass sie durchgehend schussbereit sind. Selbst auf den Ausläufern des Gebirges haben sie Posten bezogen. Die Späher berichten, dass die ehemaligen Schleichpfade mit Geröll versperrt und Fallen gespickt sind. Insbesondere für unsere Artillerie und Kavallerie sind ihre Gräben unpassierbar. Wir zählen mittlerweile fünf Gräben mit jeweils einer Tiefe von mehreren Metern sowie drei Metern Breite. Sie erstrecken sich solang sie nur graben konnten. Zu uns gerichtet wurden kleine Holzplateaus für ihre Schützen installiert. Dahinter vermuten wir geschärfte Holzpfähle als Abwehrmaßnahme für unsere Reiter. Auf unserer Seite wurde heute die aus Stein gebaute Bastion III West repariert. Die Kanonen sollen Morgen wieder schussbereit sein. Am heutigen Tag gab es nur etwa siebzehn Dutzend Schüsse aufeinander. Die Soldaten verhalten sich ruhig.“ |
Korporal Walther Wagenwagen (Militärbericht 19. Heumond 1337 AD | 2/3) - Fassung in Tasperin |
„Bericht des Korporal Wagenwagen über die sorridianische Front“ |
Der gesamte restliche Verlauf des Jahres 1337 AD bis hin ins Jahr 1338 AD bekämpften sich die Nationen mit wechselhaften Ergebnissen. Meist gab es auf beide Seiten große Verluste, die in aller Regel im von den Soldaten als Todestal getauften Grenzgebiet entstanden. Mehrfach monatlich stürmten die Tasperiner auf die Befestigungen der Sorridianer zu. Beide Seiten kämpften bitterlich, verheizten vor allem aber junge Arbeiter, die in den Kriegsdienst einberufen wurden. Die wahren Truppen machten sich in dieser Zeit mit Sabotageakten und Störungsoperationen im Hinterland verdient. Auf beiden Seiten schlichen sich unzählige ausgebildete Soldatentrupps umher, die nicht nur Militäranlagen beschädigten sondern auch den versorgenden Bauernbetrieben und Dörfern schwerste Schäden zufügten. Gefangenenaustausche mehrten sich, nachdem immer mehr Zivilisten von Rang und Namen verschleppt wurden. Im Sommer 1338 AD kehrte zunächst einige Wochen Stillstand in den Krieg ein. Auf beiden Seiten hatte er bereits enorme Verluste eingefordert. Für die Sorridianer verstärkten sich die inneren Konflikte Monat um Monat.
Die Tasperiner Marine schaffte es zum Frühjahr 1338 AD die sorridianischen Schiffe mit einer Seeblockade auf Abstand zu halten. Für die beidseitig geschwächten, vor allem aber an sorridianischer Front zurückgedrängte und versenkten maritimen Kriegseinheiten, bedeutete dies mehr oder minder das Ende des Krieges. Die in der Anschaffung teuren Schiffe sollten nicht mehr nutzlos verheizt werden, sodass sie fortan vor allem die eigenen Schifffahrtsrouten vor kleineren Kampfeinheiten des Gegners sicherten.
Mit einer Großoffensive zum 17. Regenmond (17. September) 1338 AD überwand Tasperin den Abwehrwall der Sorridianer. Mit gezielten, eigens von Mathematikern berechneten Schüssen wurden die Kanonentürme Sorridias zerstört. In einem Regenschauer starteten die Angreifer ihren eigentlichen Angriff, als die Schützen aufgrund der beschränkten Sicht nicht ausreichend Gegendruck aufbauen konnten. Mit Wägen voller Holzplanken überwand auch die Kavallerie des Königreichs die Gräben. Innerhalb von nur etwa sechs Stunden standen die Angreifer erneut vor Padarak. Die Stadt hatte sich im vergangenen Kriegsjahr stark gewandelt, die Tunnel waren zu Versorgungsgängen ausgebaut worden und die Löcher in den Mauern mehrfach verstärkt worden. Die Festungsanlage hielt dem Erst- und Zweitangriff der Tasperiner stand, doch mussten die Verteidiger im Inneren ihre knappen Vorräte schonen. Ein Belagerungskrieg kaum bekannten Ausmaßes begann, der sich vor allem durch viel Wartezeit auszeichnete. Beide Kriegsparteien konnten keine Fortschritte erringen und saßen die Belagerung daher vor allem aus. Für die Armee des Königs von Tasperin war der Einfall in die Region Caldagro nun aber spielend leicht, sodass große Teile des Gebiets um die Stadt bis nach Anadilga und stellenweise bis zur Sonnenhöhe gebrandschatzt werden konnten.
Für Padarak gab es erst im Wolfsmond (Januar) 1339 AD die erlösende Befreiung. Nur dank der Entscheidung des Gottkaisers die bisher geschonte Sorridianische Inquisition zum Krieg hinzuzuziehen, konnte genug Manneskraft aufgebracht werden, um die Tasperiner zumindest einige Kilometer von der Stadt wegzudrängen. Die um die Befestigung entstandenen Lager wurden niedergebrannt. Seitens der Inquisition soll es zu grausamen Kriegsverbrechen wegen der vermeintlich ungläubigen Soldaten des Gegners gekommen sein. Unabhängige Bestätigungen oder Aufklärungen gibt es bis heute nicht, sodass nur gegenseitige Anschuldigungen gestellt wurden.
Der Sorridianische Bürgerkrieg erreichte unterdessen immer neue Höhen. Die Abwesenheit der Inquisitionstruppen entspannte einerseits die Gemüter in vielen Orten, sorgte aber auch für deutlich weniger Handhabe des Gottkaisers über seine Bevölkerung. Beide Nationen hatten bereits Unmengen an Geldmitteln, Soldaten und vor allem auch jungen Wehrpflichtigen in den Kampf gepumpt. Auf beiden Seiten schien es jedoch keinen Fortschritt zu geben. Unzufrieden mit der Situation wurden weitere Kämpfe initiiert. Vor allem die erfolgreichen Aktivitäten hinter den Wehrlinien wurden erneuert und mit frischem Personal aufgestockt. Gerade die Zivilbevölkerung hatte weiter zu fliehen, um einem grausamen Schicksal durch die kriegsmüden Soldaten zu entgehen. Die Scharmützel an den Grenzen schienen manchmal zu einem Übungskampf von Rekruten beider Länder zu werden; nur, dass sie stets einen tödlichen Ausgang für nahezu alle Beteiligten hatten. Dennoch wollte niemand nachgeben, sich gar eine Schuld oder Schwäche eingestehen. Die Kämpfe wurden aufrecht erhalten, egal wie sehr sie gegen den Willen der Bevölkerung gingen.
Frieden
Nachdem die Kämpfe noch über ein Dreivierteljahr anhielten, der Sorridianische Bürgerkrieg ungeahnte Höhen erreichte und sich auch König Silvarsteed in Tasperin mit enormer Kritik bedroht sah, gab es Vermutungen, dass sich auch die Soldaten gegen ihre Herrscher zu wenden. Über Jahre hinweg erzielten die Heere keinen Fortschritt, das Land wurde zerstört und die jungen Männer starben für Landgewinne von wenigen Metern. Die Marineeinheiten standen derweil in ewiger Abwehrhaltung auf dem Meer, wo sie die ohnehin knappen Kriegsressourcen nur weiter verschwendeten.
Am 21. Taumond (21. Februar) 1340 AD wurde daher eine erste Verhandlungsrunde zwischen den sorridianischen Tenenterales und den Tasperiner Generalen anberufen. Ihre Soldaten wurden zuvor angewiesen auf dem Kriegsfeld weiße Fahnen aufzustellen sowie eine feierliche Tafel mit Stühlen bereitzustellen. Die Soldaten beider Seiten weigerten sich größtenteils. Die weißen Fahnen wurden aus Stoffresten hergestellt und überall gehisst, wo man sie sehen konnte. Anstelle der Tische wurden jedoch hölzerne Grabstelen herbeigeholt und auf zerstörten Kanonengestellen aufgebaut. Als Stühle wurden abgesessene Hocker der verblieben Wachtruppen gebracht. Die Heerführer beider Seiten schluckten dieses leichte Aufbegehren ihrer Truppen, sie wussten schließlich weshalb dieses eigentlich unverzeihliche Verhalten überhaupt gewagt wurde: Die Soldaten hatten schlichtweg keine Angst mehr vor Bestrafung oder Tod.
Die zweite und dritte Verhandlungsrunde wurde auf die nachfolgenden Tage terminiert. Mit einem Vorschlag zu einem nahezu weißen Frieden ritten die Boten nach Montebrillo und Carviel aus. Weder Tasperins König noch der Gottkaiser schienen noch in irgendeiner Weise an diesem zerstörerischen Krieg interessiert zu sein. Sie stimmten beide den Bedingungen in ihrer vorgeleten Form zu.
Am 12 Lenzmond (12. März) 1340 AD unterzeichneten die Heerführer beider Kriegsparteien stellvertretend den Friedensvertrag. Zwischen der ersten Verhandlungsrunde und der Unterzeichnung gab es keine gewaltsame Auseinandersetzung mehr. Lediglich die im Hinterland agierenden Saboteure waren stellenweise noch aktiv, wurden meist aber zuvor festgenommen oder auf eigene Initiative zurückgezogen.
Der Frieden sah folgende Vereinbarungen vor:
- Jegliche Kampfhandlungen werden mit sofortiger Wirkung eingestellt. Es herrscht wieder Frieden.
- Alle militärischen Einheiten beider Nationen kehren unverzüglich, nach Kenntnis des Kriegsendes, auf das eigene Hoheitsgebiet zurück.
- Die neue Grenzlinie wird an der momentanen Frontlinie gezogen. Tasperin erwirbt damit wenige Kilometer Land im Grenztal.
- Die Seeblockade wird aufgehoben.
- Der Grenzverkehr für Zivilisten wird mit sofortiger Wirkung wieder ermöglicht.
- Alle Kriegsgefangenen werden (sofern möglich) in Uniform und ohne Bewaffnung freigelassen.
- Alle noch nicht bestatteten Leichname werden wieder an ihr Herkunftsland übergeben.
- Die Silvanische und Sorridianische Kirche segnen gemeinsam das als Todestal unter den Soldaten bekannte Land.
Das Dokument wurde nach der später eintreffenden Zustimmung des Gottkaisers sofort unterschrieben. Die Heerführer tauschten ihre Klingen als Zeichen der Anerkennung. Die letzten drei Kanonenschüsse wurden gemeinsam von einem Kanoniertrupp beider Länder in das Wyrzgebirge geschossen. Den Bedingungen des Friedens wurde von Seiten des Klerus und Adels ebenso zugestimmt. Viele Soldaten warteten nicht einmal auf ihre Entlassung, als sie vom Frieden erfuhren. Ihre zerstörten Heimat und vor allem die teils verlassenen Landstriche im Süden von Tasperin bzw. im Norden von Caldagro sprachen Bände über die hinterlistigen Taktiken beider Kriegsparteien. Unzählige Soldaten, Wehrpflichtge und Unschuldige ließen ihr Leben in dem heute als zerstörerisch in die Geschichte eingegangenen Krieg.
Nachwirkungen
Der neugezogene Grenzverlauf zwischen Sorridia und Tasperin erforderte die Anpassung sämtlichen Karten- und Grenzmaterials. Gerade die Gilde der Kartographen konnte aufgrund einer zeitnah herausgebrachten neuen Karte Leändriens größere Summen einnehmen.
Innerhalb von Tasperin sorgte die Unzufriedenheit der Bürger mit König Silvarsteed und den daraus resultierenden inneren Unruhen dafür, dass sich Cadorian von Severius an die Macht putschen konnte. Er warf den Kopf des vorherigen Kriegskönigs vor die Füße der Carvieler Bürger und erklärte sich selbst zum Kaiser. Die Silvanische Kirche wurde zur Staatsreligion innerhalb Tasperins. Tasperin wird noch 1340 AD von einer königlichen Monarchie zu einer kaiserlichen Monarchie.
Der Bürgerkrieg in Sorridia wütete weiter. 1341 AD konnte er durch das Eingreifen der nun freigewordenen Truppen der Inquisition, der Orden und verbliebener Heeressoldaten im Gebiet von Caldagro und der Region Granhojas befriedet werden. Das Königreich Patrien und das Königreich Fallice spalten sich ab, wodurch sie zu eigenständigen Staaten werden. Während in Patrien die Königsfamilie der Campillos Sicherheit und Wohlstand bringt, versinkt Fallice unter Königsfamilie Gráncais in einem immer stärker werdenden Strudel des Niedergangs. Die Sorridianische Kirche mäßigt sich nach den enormen Verlusten des Landes sowie den bekanntgewordenen Kriegsverbrechen der Sorridianischen Inquisition ebenso. Sorridia wird vom Heiligen Sorridianischen Reich zum Heiligen Königreich Sorridia, der Gottkaiser zum Gottkönig, um der eklatante Niederlage durch den Bürgerkrieg gerecht zu werden. Gleichzeitig steht das Ziel für das gebeutelte Land fest: Zu altem Glanz zurückzukehren.
Zwischen Tasperin und Sorridia herrscht vorerst Frieden.