Rittertum
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Das Rittertum bezeichnet ein kulturelles und gesellschaftliches Konzept mit erheblicher Bedeutung für die meisten Hierarchieordnungen der leändrischen Nationen. Ritter sind demnach herausgehobene Würdenträger, manchmal im oder in den Adelstand erhoben, welche sich durch eine besondere Loyalität zu ihren höherstehenden weltlichen Gebietern auszeichnen. Meistens sind sie berittene Krieger, die kleine Truppen anführen und spezielle Aufgaben in ihrem jeweiligen Einflussgebiet wahrnehmen. Ritter stehen damit in einem besonderen Dienst- und Treueverhältnis. Sie werden auf der einen Seite mit besonderen Privilegien gefördert, müssen auf der Gegenseite aber auch im Ernstfall jederzeit ihr Leben freigiebig riskieren.
Historie
Der Ursprung des heute in Leändrien verbreiteten Rittertums liegen der Ansicht von Historikern nach in der späten Mittländischen gepanzerten Kavallerie. Diese wurden schon rund 1000 Jahre vor Beginn der deynistischen Zeitrechnung zum Schutz hochrangiger Würdenträger etabliert. Vorerst in Bronzerüstungen eingekleidet und mit fahnenbesetzten Langspeeren ausgestattet, dienten sie vor allem zeremoniellen Zwecken. Mit der Zeit entwickelte sich aus diesen besseren Wächtern eine eigene Kaste innerhalb der mittländischen Gesellschaft, die sich zwischen wohlhabenden Kaufleuten und dem Adel ansiedelte. Stellenweise wurden sie dabei nur als bessere Söldner behandelt. Gerade bei Konflikten zwischen einzelnen Organisationen wurden die damaligen Ritter als hochbezahlte, konfliktorientierte Schlägereinheit mit staatlicher Unterstützung eingesetzt. Sie wechselten dabei so oft die Seiten, wie ihre wohlhabenden Gönner den Sold erhöhten.
Etliche Jahrhunderte später zeugen Aufzeichnungen davon, dass die Ritter neben ihrer offiziellen Rolle aus Schildwachen auch als Mittel der Unterhaltung eingesetzt wurden. Die Turneistrukturen ließen sie um größtmöglichen Ruhm und immer wohlhabendere bzw. mächtigere Gönner antreten. Dabei galten vor allem nacheinander gewonnene Kämpfe als Zeichen einer hohen Ehre am Schwert bzw. der Lanze. Unterschieden wurde dabei stets der berittene Stoßkampf auf dem Ross mit Lanze und der direkte Kampf mit Klinge und Schild. Letzterer wurde bei Anwärtern des Rittertums in großen Gruppen ausgetragen, bis nur noch eine zuvor festgelegte Anzahl an Kriegern lebte. Im späteren Verlauf nahm der ehrenvolle Zweikampf mit der Option des Eingeständnisses einer Niederlage stark zu. Mit vermehrten und verbreiteterem Aufkommen der Ritter wuchs auch ihre Bedeutung im Kriegsfall. Ihre finanziellen Wohltäter und damit faktisch die Träger ihres Soldes beriefen sie in ihre eigenen bzw. landesübergreifenden Streitigkeiten mit ein. Die erfahrenen Kämpfer wurden dabei den Generälen der Heere anbei gestellt bzw. diesen manchmal mit eigenen Einheiten an eingezogenen Bauernvolk auch unterstellt. Dutzende Berichte deuten daraufhin, dass gerade für die Kämpfe zwischen Mittland und dem Djidanistischen Reich die Ritter von der Isla de la Riqueza eine entscheidende Rolle gespielt haben könnten.
Auch für bewaffnete Auseinandersetzungen im Inneren ließen die Landherren immer öfter ihre Ritter antreten. Sie selbst blieben mehr und mehr im Hintergrund, erteilten lediglich die Befehle. Hatten ihre Ritter Erfolg in ihren Angriffen, konnten sie ihren Einfluss deutlich vermehren. Hatten sie Misserfolg, starben sie entweder oder wurden direkt unehrenhaft aus dem Dienst entlassen. Für viele junge Männer bot der Anreiz des Rittertums Macht, Geld und einen Aufstieg zu erlangen, trotz der hohen Risiken einen enormen Reiz. Die vergleichsweise niedrigen Einstiegsvoraussetzungen bestanden meist darin sich Kampffertigkeiten im Dienste von anderen Rittern anzueignen und genug Geld für gebrauchte Ausrüstung zu sparen. Wer diese Voraussetzungen erfüllte, erlangte sogleich die Möglichkeit sich in den Dienst eines geringeren Landherren zu stellen - ein neuer Ritter war geboren.
Mit dem Fortbestand der Zeit und dem Niedergang sowie dem Aufstieg von Nationen wandelte sich auch das Bild der Ritter immer mehr. In der Gesellschaft festigte sich ein Bild über die berittenen und fähigen Krieger, die mit kräftiger Hand für ihre Herren jeden Befehl ausführen und sogar sehenden Auges in den Tod reiten würden. Während des Aufkommens des Heiligen Sorridianischen Reiches und des Gottkaisertums institutionalisierten sich die Ritter (Sorridianisch: Cavaliere) als unterster Stand des niederen Adels. Der gesamte Hochadel wurde ermächtigt jederzeit Ritter zu ernennen, wurde gleichzeitig aber mit der Pflicht beauftragt diese auch ihres Standes gemessen zu unterhalten. Ritter durften wiederum ihre Ritterwürde erstmalig an ihre eigenen Nachkommen vererben und so ein Fortführen der Linie sicherstellen. Ausrüstung und Ausbildung sowie ein bekanntes Bild des ehrbaren, tugendhaften Heroen etablierte sich zudem. Alle Cavalieres und ihre nachfolgenden Knappen, Beiritter und Fußknechte konnten jederzeit eigenen Abteilungen des Sorridianischen Heeres unterstellt werden. Gerade dies geschah auch in nahezu jedem Kampf. Die hochgerüsteten und dennoch schnell verlegbaren Einheiten der Cavalieres wurden so zu schlagfertigen Truppen, die ihrerseits oft gegen die Kalifaten aus Al'bastra ziehen mussten.
Ritter zogen anschließend mit den sorridianischen Siedlern in die mittlerweile vielfältigen Nationen nördlich des ehemaligen Sorridianischen Reiches. Stellenweise wurden sie zu den lokalen Landherren und Kolonialverwaltern, manchmal überwachten sie auch nur das neugewonnene Land für die Regierungen in der Ferne. Die dadurch oftmals in der Abgeschiedenheit, weitentfernt ihrer Heimat lebenden, Ritter standen somit ihren lokalen Gesellschaften deutlich näher als ihren eigenen Gebietern. Auch um ihre eigenen Ansprüche lokal zu festigen, schlossen sich Ritter überdurchschnittlich häufig allen Unabhängigkeitsbewegungen an. Aus sorridianischen Cavalieres wurden somit Tasperiner Ritter, Silventrumer Schwerdknechte oder die weidtländischen honourable knights. Später schufen etwa das Königreich Patrien und das 1359 AD wieder untergangene Königreich Fallice ebenfalls vergleichbare Strukturen.
Besonders ab dem 11. Jahrhundert AD wurden die Ritter deutlich mehr als Stand im heutigen Sinne wahrgenommen. Anstelle einer rein militärischen Funktion traten sie wieder vermehrt in Thronsälen in Leändrien auf, wo sie teils beratend, teils sogar nur dekorativ ihren Herren zur Seite standen. Landseitig sind sie überall als lokale Herren für Verbünde aus mehreren Dörfern die Lehnsherren. Sie treiben selbstständig Abgaben ein, schützen ihre Untertanen vor Gefahren und organisieren die freien Kriegshaufen im Wehrfalle. So kam es beispielsweise im Sorridianisch-Tasperiner Krieg von 1337 dazu, dass gerade im Süden Tasperins Ritter mit ihren Bauern in den Kampf an der Südgrenze ziehen mussten. Den meisten Rittern wird eine allgemeine Freiheit bei der Entscheidungsfindung und Herrschaft überlassen, solange sie sich in einem gesetzmäßigen Rahmen bewegt. Dabei wird ihnen jedoch regelmäßig eine ausgeprägte Willkür zu ihrem eigenen Vorteil unterstellt.
Gegenwärtiges Rittertum
Im Leändrien des 14. Jahrhunderts nach dem Kontakt der Menschen mit Deyn Cador lassen sich Ritter in zwei grundsätzliche Kategorien unterteilen. Beide Teile folgen jedoch dem stilisierten Bild von bewaffneten, hochgerüsteten und fähigen Kämpfern, die sich vor allem durch ihre Taten bewiesen haben. Der größte Unterschied liegt jedoch in der Eigenschaft des Gefolges. Gehören die Ritter einer staatlichen oder in einigen Ausnahmefällen auch kirchlichen Institution an und folgen somit einem übergeordneten Würdenträger, gelten sie als Ritter im eigentlichen Sinn. Daneben gibt es noch die zahlenmäßig kleinere Gruppe der freien oder fahrenden Ritter. Diese agieren autonom von Adel und Staatsinstitutionen, haben sich vor allem den edlen Tugenden verschrieben und verdienen sich ihren Unterhalt entweder durch söldnerähnliche Verhältnisse oder das Ableisten von Aufträgen. In Leändrien ist es in den jeweiligen Nationen Gesetz, dass der Titel des Ritters (als Adelstitel) nur durch diejenigen getragen werden darf, die ihn vom höhergestellten Adel verliehen bekommen haben. Im Laufe der Jahrhunderte sind durch die Erbfolge weitergegebene Rittertitel jedoch auch stellenweise im gehobenen Bürgertum, unter den Kaufleuten und Industriellen sowie in wenigen Ausnahmeverhältnissen auch unter verarmten Familien aufgekommen. Die Titel werden meist nur bei schweren Verfehlungen entzogen, um die Ehre und Taten der längst vergangenen Generationen weiterhin zu würdigen.
Sorridianische Cavalieres
Die in Sorridia aktiven Cavalieres gelten als die ältesten Ritter der gegenwärtigen Gesellschaft des Kontinents. Sie haben ihre Ursprünge meist noch aus der Zeit der Gottkaiser, sodass viele der umherziehenden Krieger noch immer dem Hause des Gottkönigs unterstellt sind. Zwischenzeitlich haben sich viele Familien einzelnen Höfen angeschlossen. Blutsbande wurden vermischt und die Ritter zogen in Teile der Gesellschaft ein. Noch heute wird das Bild der Ritter von ehrenhaften, berittenen Kriegern geprägt, die sich zugleich für eine staatliche und kirchliche Ordnung einsetzen. Die Bevölkerung erwartet regelmäßige Heldentaten und Hilfen, wenn die fahrenden Krieger durch ihr Land ziehen. Im Gegenzug offeriert man ein Obdach für die Nacht und eine Gelegenheit das Pferd zu versorgen.
Freie Ritter sind in Sorridia aufgrund einer mittlerweile sehr restriktiven Titelvergabe selten geworden. Viele der ehemaligen Geschlechter fielen im Kampf, Nachfahren waren entweder noch nicht geboren oder verloren als Frauen durch eine Heirat mit dem gemeinem Volk jeden Anspruch auf den Titel. Nichtsdestotrotz gibt es immer noch einige namenhafte und gern von Barden besungene Epen über die ruhmreichen Siegeszüge der fahrenden Cavalieres des Heiligen Sorridianischen Reichs.
Königreich Patrien
Das Königreich Patrien hat mit seiner Unabhängigkeit vom Heiligen Sorridianischen Reich 1341 AD alle Ritter des späteren Gottkönigs auf seinem Hoheitsgebiet unter der Voraussetzung eines Treueschwurs entweder zu Cavalieres de Patria oder gar zu Grandes des Patria erklärt. Die meisten Ritter, welche ohnehin mehr oder minder dem Königreich als Teil des Heiligen Sorridianischen Reiches zugetan waren, schlossen sich ohne weitere Zeitverzögerung direkt ihrem neuen König an. Seither erließ die Königsfamilie Campillo jedoch für die in Patrien ungewöhnlich unabhängigen Cavalieres einige Auflagen, die besonders mit einer Treuepflicht gegenüber dem Volk einhergingen. Die Ritter sind durch ihren Schwur verpflichtet in Notsituationen zur Stelle zu sein und selbst freie Einwohner zu schützen. Sie sollen außerdem als verlängerter Arm der Strafverfolgung dienen. Damit wurden sie gar zu Kopfgeldjägern, da das Aufspüren und Einsammeln von Verbrechern zu einer der lukrativsten Rittertätigkeiten im gesamten Land geworden ist.
Abseits dessen sind es die ebenso die Cavalieres, die regelmäßig eigene Turniere organisieren und in einer Art Wettkampf um die Hand von Damen des niederen Adels anhalten. Mancher Grande macht die Vermählung der Tochter vom Sieg in Schlachten oder den Turnieren abhängig, und das Volk genießt die abenteuerlichen Spektakel mit immer neuen Formen des tugendhaften Turneis. Dabei sind es nicht nur die Kämpfe in denen sich die Ritter beweisen müssen, auch die Lyrik und Poesie sowie verschiedene Wissenswettbewerbe, etwa der Heraldik, haben deutlich an Beliebtheit zugenommen.