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Die gesellschaftliche Grundstruktur wird ebenso wie das politische und wirtschaftliche Bild der Stadt durch den Sôlaner Orden vorgegeben. Nach außen hin sind alle Einwohner Anhänger [[Deyn Cador|Deyn Cadors]] sowie des Heiligen Sôlerben. Tägliche Gebetsrunden in den Betrieben gehören ebenso zum Alltag wie der Gang zur Messe. Als Gegenleistung für ihre Sicherheit erwarten die Mitglieder des Sôlaner Ordens die aktive Unterstützung und Teilnahme am Glauben, der durch die große Verbundenheit der Stadtbevölkerung miteinander durchaus auch ausgelebt wird. Gemeinsame Gesänge erklingen mit den Worten der [[Heilige Schrift|Heiligen Schrift]] oder anderer religiöser [[Buch|Texte]] durchaus aus dem ein oder anderen Minenschacht, wenn man genau hinhört. Junge Kinder werden in den Kirchen vor der anhaltenden Kälte bewahrt, solange die Eltern ihrer Arbeit nachgehen. Zeitgleich erzählen ihnen die Priester und Laienschwestern Geschichten über die heroischen Taten ihres [[Orden|Ordens]]. Der Glaube an Deyn Cador sei eine menschliche Pflicht, die jeder Lötzener wie auch die Menschen in der gesamten Kurmark einhalten müssen. Nur dann würde ihr Herr sie erneut über den Winter bringen, was er Jahr für Jahr wieder beweist. Aus diesem Grund werden die  [[Feiertage der Silvanischen Kirche]] in erhabenem Maße ausgelassen zelebriert. Monatliche Rituale prägen die Abendstunden, die manchmal gesäumt sind von öffentlichen Lesungen oder auch kleinen Kerzenmärschen entlang der Stadtmauern, um einen erneuten Segen zu spenden.
  
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Ureigene Lötzener gibt es kaum. Viele der hier lebenden Menschen sind zugezogen oder nur mehr seit einer Generation vor Ort. Nach den großen Katastrophen zog es einige Menschen wieder vor Ort, doch gelockt von einem gutem Auskommen kamen sogar mehr neue Bewohner in die Stadt. Ihr gemeinsames winterliches Leid hat viele Leute zusammengeschweißt. Gerade die in der Heimat wartende Armut sorgte dank der höheren Löhne zu einer Gastfreundschaft und Geselligkeit, die die Lötzener untereinander an den Tag legen. Man gönnt einander und das auch gern, sofern man eben auch eine entsprechende Gegenleistung zurückerhält. Im Wesen sollen die winterharten Einwohner als belastbar und stur gelten. In ihrer Meinung und vor allem auch ihren Ansichten lassen sie sich ungern belehren. Diese Eigenschaft haben auch die Priester bereits aufgenommen und sorgen daher eher mit gemeinsamen Aktivitäten zur Glaubensbildung bei. Das Wort Deyn Cadors wird zum Glück als so allmächtig akzeptiert, dass es nahezu nie in Frage gestellt wird. Gegenüber ihren Nachbarn und dem Orden sind die Lötzener aufgeschlossen und freundlich. Selbst Fremden wird in der eigenen, oftmals kleinen, Behausung die Gastfreundschaft angeboten. Besonders in der Kälte des Winters zeigen die Lötzener eine wirklich dankbare Nachsicht gegenüber all denjenigen, die des nachts an der eigenen Tür klopfen und einen Moment der Wärme benötigen.
  
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Die Küche der Stadt gilt als schlicht, aber nahrhaft. Eintöpfe, die mit den reichlich verfügbaren Knollenfrüchten, [[Pilz|Pilzen]] und gepökeltem Fleisch angereichert sind, gehören zum täglichen [[Brot]]. Besonders beliebt sind dunkle Brotscheiben, die mit starkem Tee genossen und darin eingeweicht werden. In der Zeit der Feiertage werden traditionelle [[Speisen]] wie gesüßter Winterbrei in der Gemeinschaft zubereitet und geteilt. Viele Einwohner widmen sich in ihrer Freizeit kleineren Kunsthandwerken, wie der Holzschnitzerei oder sogar der Herstellung filigraner Kerzen, die oft religiöse Szenen oder Motive aus der Heiligen Schrift darstellen. Besonders erwähnenswert sind auch die regelmäßigen Abendlichterfeste, bei denen die Bürger ihre Häuser mit selbstgefertigten Laternen schmücken und gemeinsam durch die Straßen ziehen, um die Dunkelheit symbolisch zu vertreiben.
 
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Version vom 12. Januar 2025, 17:54 Uhr

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Lötzen
LötzenWappen.png
Name Lötzen
Bewohner 29.550 Einwohner
Regentschaft Abtpräses Kacper Jastrzębski
Garnisonen Solaner Orden
Tempel Silvanische Kirche unter dem Solaner Orden
Wirtschaft Rüstungs- und Erzindustrie
Besonderheiten Grenzbastion
Stimmung Glaubensstark und stur


Lötzen ist eine Stadt im Norden des Erzbistums Kurmark. Sie befindet sich zwischen Horntannwald und Zandiger Ostwall und markiert die nördliche Grenze zu den Haldarischen Stammesländern. Die über wesentliche Teile des Jahres von Schnee beherrschte Siedlung ist Ausgangspunkt der Operationen des Solaner Ordens gegen die Haldaren und gleichzeitig ein wirtschaftsstarker Industriestandort, der neben Rüstungsgütern große Erzmengen verarbeiten kann. Die Einwohner gelten als absolut glaubenskonform mit den extremistisch gelebten Idealen Deyn Cadors.

Geographie

Als nördlichste große Siedlung des Festlandteils des Erzbistums Kurmark liegt Lötzen zwischen den tiefen Forstgebieten des Horntannwaldes auf seiner westlichen Seite und an den Gipfeln des Zandiger Ostwalls auf seiner östlichen Seite. Die von hohen Stadtmauern umgebene Stadt schließt beinahe nahtlos an die Gipfel an, gerade die Minenkomplexe befinden sich in Sicht- und Laufweite der Lötzener Arbeiter. Nach Süden hin erstreckt sich eine meist von Schnee ausgefüllte Schneise, die die Straße nach Süden und damit nach Zandig bildet. Der Norden ist von unzähligen Wachtürmen und vorgelagerten Festungen gesäumt. Der Sôlaner Orden hat hier eine derartig massive Präsenz errichtet, dass aus dem festen Gestein des Ostwalls hohe Türme mit Belagerungsgeräten sowie massive Mauern gegen potenzielle Angreifer hochgezogen wurden. Den Blick nach Westen gerichtet sieht man so weit das Auge reicht die schneebedeckten Gipfel des Waldes. Auch die Stadt ist über wesentliche Teile des Jahres in einen weißen Schleier gehüllt. Nur im Sommer steigen die Temperaturen auf bis zu zehn Grad über dem Gefrierpunkt an und legen die Dächer und Böden für einen kurzen Zeitraum von wenigen Monaten frei. In schlechten Jahren kommt es sogar vor, dass lediglich zwei Wochen lang die Gräser aus der Erde sprießen können, bevor die Temperaturen sich wieder abkühlen und der Schneefall wieder einsetzt. Die Winter kommen mit tiefen Temperaturen von meist unter -10 bis -20 Grad daher und lassen das Verweilen außerhalb von Häusern stellenweise zu einer Tortur werden. Gepaart mit den vom Zandiger Ostwall herabpfeifenden Winden, ist warme Kleidung für die Lötzener Pflicht. Selbst im Frühjahr tauen die Thermometer kaum auf. Die Durchschnittstemperatur in Lötzen liegt unter dem Gefrierpunkt, selbst das Trinkwasser wird aus abgekochtem Schnee gewonnen.

Dennoch lohnt es sich für den Sôlaner Orden die Stadt aufrechtzuerhalten. Die großen Erzvorkommen im Norden des Ostwalls verlocken mit den ebenso üppigen Holzbeständen aus dem Horntannwald. Direkt vor Ort werden Hochöfen betrieben in denen das Erz eingeschmolzen wird, oftmals direkt weitverarbeitet oder nach Zandig gebracht wird. In vielen Betrieben wurden die Öfen so umgebaut, dass sie zugleich als Feuerstelle und Aufenthaltsort sowie Kochgelegenheit dienen können. Selbst die aus dem geschmolzenen Metall entstehende Schlacke wird als Wärmequelle weiterverwendet. Die zumeist aus einem Verbund aus Stein und Holz gebauten Häuser zentrieren sich um einen in aller Regel mittig gelegenen Ort der Wärme. Fenster existieren meist gar nicht, sodass Licht nur durch kleine Dachfenster hereinfallen kann. Die städtische Infrastruktur ist überwiegend an den Bedürfnissen der Bewohner orientiert. Die Wege sind kurz gehalten und ein städtisches Zentrum im eigentlichen Sinne existiert nicht. Stattdessen sind die Kirchen und Kapellen Anlaufpunkt des gemeinschaftlichen Lebens. Als Lötzener Besonderheit gelten die überall aufgestellten Ölschüsseln sowie zum Teil flammende Altare. Diese mit besonderen Feuern versehenen Glaubensorte symbolisieren zeitgleich die lodernde Inbrunst des Hl. Sôlerben und spenden die dringend benötigte Wärme.

Nennenswerte Wasserquellen oder bedeutsame Bauwerke abseits der Mauerbauten bietet Lötzen nicht. Auch spielt das Wetter meist nicht in die Karten von Reisenden. Nebel und Schneestürme, die die Sicht gänzlich bedecken sind mehrfach in der Woche an der Tagesordnung. Die sich am Ostwall aufstauenden Wolkenmeere sorgen zusätzlich für kurze Tage und lange Nächte. Wegweiser sind daher nur die an vielen Stellen entzündeten Fackeln und Öllaternen, die das Licht im Dunkel des hohen Nordens spenden.

Geschichte

Stadtgebäude von Lötzen

Die recht junge Stadt wurde erst im Jahr 1202 AD offiziell begründet. Nichtsdestotrotz wuchs Lötzen schnell und organisiert an. Zuerst als Grenzfestung mit anliegenden Dörfern zum Abtrag von Holz und Erz gedacht, intensivierte die Ordensführung der Sôlaner schnell ihre Bemühungen, nachdem weitere tiefe Erzadern entdeckt worden waren. Nachdem bereits 1208 AD die erste Großschmelze etabliert werden konnte, begann man mit der Errichtung des heute ältesten Wachturms zur Sicherung des Gebietes. Zur Gründungszeit von Lötzen bestand eine sehr schlechte Beziehung zwischen den im Süden von Haldar lebenden Stämmen und den Kurmarkern. Stetige Überfälle und Vergeltungsschläge waren mindestens wöchentlich Auslöser von Angst und Tod. Angelockt von guten Löhnen wagten sich trotzdem viele junge Leute und ambitionierte Ordensritter in den Norden der Kurmark. Die täglichen Scharmützel zwischen den Grenzwächtern der Sôlaner und den haldarischen Stammeskriegern zogen sich bis ins Jahr 1220 AD als die wesentlichen Mauerabschnitte endlich vollendet werden konnten. Fortan zogen sich die Haldaren immer mehr aus dem Süden zurück, da die Spähtrupps schnell zwischen den Mauerzinnen entdeckt wurden. Die Sôlaner ließen sich ihre Angriffe jedoch nicht nehmen und erzielten starke Landgewinne, sorgten so aber zweckdienlich zur Befriedung des gesamten Lötzener Umlands. Zeitgleich entstanden immer mehr Minen und Gießereien, Lötzen fasste schon 18 Jahre nach seiner Gründung weit über 5.000 Einwohner. Die entsprechende Infrastruktur aufzubauen stellte dabei einen wahren Kraftakt dar. Gerade die Kirchengebäude wurden nicht rechtzeitig fertig, sodass Messen unter freiem Himmel abgehalten werden mussten. Lediglich umgeben von Feuerschalen sprachen die Priester die Worte aus der Heiligen Schrift an ihre Bevölkerung.

Als Lötzen 1238 AD als Ausgangspunkt einer Haldarfahrt der Orden ausgewählt wurde, versammelten sich tausende Ordensritter vor den Mauern und Toren der Stadt. Obgleich dieser Angriff auf die Stämme letztlich nicht so erfolgreich verlief, wie die Sôlaner es sich erwünscht hatten, bescherte der Zuwachs an Bekanntheit und Nachfrage an Wirtschaftskraft Lötzen einen erheblichen Standortvorteil. Geradezu ungebremst wuchs die Rüstungsindustrie weiter an. Ein katastrophales Ereignis erschütterte die Stadt in den ersten Tagen des Herbstes im Jahr 1243 AD: die sogenannte Große Feuernacht. Unter dem Schutz der Dunkelheit wagte ein haldarischer Kriegsbund einen Überraschungsangriff. Die Angreifer entzündeten im Schutz der Dunkelheit ein Feuer in den entlegeneren Vierteln und stürmten durch eines der offenstehenden Tore. Es gelang ihnen die Wachen zu überrumpeln und an mehreren Stellen zeitgleich Feuer zu legen. Aufgrund eines aufziehenden Nebels lag neben dem schwarzen Rauch auch ein grauer Schleier über der Stadt, der eine große Panik ausgelöste. Anstelle von Löschbemühungen versuchten sich viele Menschen nur selbst in Sicherheit zu bringen, trugen dabei ihre Habe in den Händen mit sich. Wagen verstopften zentrale Straßen. An einer Stelle kam es aufgrund einer gebrochenen Achse eines Karren zu einer großen Menschenansammlung, die schnell in Panik geriet. Das Feuer selbst forderte nur etwa ein Dutzend menschliche Opfer und brachte etwa einhundert abgebrannte Hütten mit sich. In der Massenpanik wurden zusätzlich jedoch noch über dreißig Menschen zu Tode getrampelt.

Kaum hatten sich die Bürger Lötzens von den Verwüstungen der Feuernacht erholt, traf eine weitere Katastrophe die Stadt. Auch dieses Mal konnte das Desaster weder durch Mauer noch Schwert abgewehrt werden. Vermutlich eine Handelskarawane brachte Ratten in die Stadt, die den schwarzen Tod mit sich trugen. Innerhalb von nur zwei Jahren raffte die Seuche fast ein Viertel der Bevölkerung dahin. Ganze Straßenzüge lagen verlassen, und die einstmals lebendigen Minen und Schmieden verstummten zeitweise. Lötzen wurde vom Sôlaner Orden für die Zeit von 1246-1247 AD unter Quarantäne gestellt. Nur wer sich einer wochenlangen Sicherheitsinspektion unterzog, durfte die Stadt verlassen. Die Ordensritter gingen dabei allerdings mit einer so immensen Grausamkeit vor, wie sie es sonst nur bei ihren Feinden tun. Die eigene Bevölkerung wurde mit Abscheu, Argwohn und Brutalität behandelt. Vor allem aus der Angst einer eigenen Infektion wurden vorschnelle Urteile gefällt und Leichen ohne Rücksicht auf die Bestattungsriten verbrannt. Erst nach einer Hilfeleistung durch einer Einheit des Tasperiner Heeres konnte die Seuche durch systematische Abschirmung unter Kontrolle gebracht und beendet werden. Während dieser düsteren Zeit zeigte sich jedoch auch die bemerkenswerte Widerstandskraft der Lötzener. Die Priesterschaft der Sôlaner sorgte in der Stadt für einen bemerkenswerten Zusammenhalt, selbst mit den Kranken. Unter Vorsichtsmaßnahmen wurden selbst entstellte Leichen ihrer letzten Ruhe bedacht. Familien wurden unterstützt und jede gesunde Seele sorgte füreinander.

Die Entdeckung einer gigantischen Eisen- und Silberader im Zandiger Ostwall bei Lötzen im Jahr 1287 AD brachte der Stadt enormen Wohlstand. Neue Bergwerke und Schmelzhütten entstanden, und die Sôlaner investierten kräftig in die Infrastruktur. Weitere Schmelzen und vor allem auch Betriebe der Rüstungsindustrie wuchsen auf. Bis 1330 AD umfasste Lötzen schon weit mehr als 20.000 Einwohner, die sich auf den immer weniger werdenden Platz innerhalb der Mauern verteilen musste. Alte Bauwerke wurden ersetzt oder mit neuen Stockwerken aufgestockt. Wo einst noch Höfe innerhalb des sicheren Bereichs standen, wurden weitere Arbeitsstätten und Kaschemmen errichtet.

Als sich im Jahr 1342 AD die Kurmark gemeinsam mit dem Riedländer Orden dazu entschloss den 51. Nordleändischen Kreuzzug gegen die Haldaren zu eröffnen, wurde Lötzen wieder zum Ausgangspunkt eines Angriffs auf die Haldaren. Versammelt unter der Ordnung Deyn Cadors zogen die Ordenskrieger in den kalten Norden. Sie rechneten jedoch nicht mit der vereinten Gegenwehr der Haldaren, welche sich nach langen Streitigkeiten gegen den gemeinsamen Feind zusammengetan hatten. Die Haldaren konnten die wesentlichen Angriffe aus dem Süden abwehren und die Stützpunkte des Riedländer Ordens vernichten. Sie zogen gegen Lötzen und schafften es die Stadt zu isolieren. Jedoch ohne ausreichende Belagerungswerkzeuge verschanzten sich die Verteidiger und ihre Bewohner innerhalb der großen Festung von Lötzen. Über Wochen und Monate konnten die dank der ohnehin großen Vorräte der Stadt wartenden Verteidiger ausharren. Das eigentliche Ziel der Angriff blieb Zandig. Obgleich Hunger und Krankheit wieder einmal in Lötzen zu grassieren begannen, besannen sich die Lötzener auf die ihren Zusammenhalt und Glauben. Vereint hielten sie stand. Dank der aus Tasperin zur Hilfe eilenden Truppen wurde Lötzen 1343 AD von den verbliebenen Haldaren befreit. In der Zwischenzeit zogen viele der verbliebenen Stämme ohnehin bereits ab. Bei Zahlung von Bestechungsgeldern war ein Warenaustausch seit dem Winter 1342 AD bereits wieder möglich geworden. Den Haldaren waren schlichtweg selbst die Vorräte ausgegangen. In Lötzen sprach man daher nur noch von einer Belagerung der Nordtore, der Süden stand zeitweise über eine Woche unbekümmert der Belagerer offen.

Auch die Schäden aus diesem Angriff hielten sich stark in Grenzen. Der Sôlaner Orden reagierte mit dem Aufbau einer eigenen Großeinheit als Wachmannschaft von Lötzen sowie dem weiteren Aufbau von Rüstungs- und Erzindustrie. Daneben wurde das kalte Klima noch intensiver für das Einlagern von Nahrungsmitteln verwendet. Gerüchte besagen, dass in den Minen von Lötzen Nahrung für Monate für abertausende Menschen schlummern soll, falls es jemals wieder zu einer Katastrophe für die Lötzener kommen sollte.

Politik und Wirtschaft

Dunkle und schäbige Gasse der Stadt

Das politische und wirtschaftliche Leben in Lötzen wird durch die Vorgaben und Doktrinen des Solaner Ordens bestimmt. Als Vertreter der Ordensspitze steht Abtpräses Kacper Jastrzębski an oberster Stelle der lokalen Ordensniederlassung. Die in der Stadt stationierten Ordenskrieger sind vor allem dem militärischen und extremen Teil der Sôlaner zuzurechnen. Aufgrund der ständigen Angriffe und Operationen gegenüber den Haldaren wird ein hohes Maß an die kämpferische Streitfähigkeit gelegt. Hohe Positionen in der Verwaltung der Stadt werden somit auch überwiegend über den erworbenen Rang und den durch die eigenen Fähigkeiten ausgedrückte Anerkennung des restlichen Ordens verteilt. Eben jene Verwaltungsorgane sind gänzlich an die Verteidigung der Stadt angepasst, wenn nicht sogar gänzlich übereinstimmend mit ihr. Die zivile Bevölkerung hat daraus begründet kein Mitspracherecht bei offiziellen Entscheidungen über den Fortgang innerhalb von Lötzen. Der amtierende Abtpräses steht für eine extreme Auslegung der Strafverfolgung sowie die Anwendung von Leibesstrafen bei allen Vergehen. Kritiker betiteln Lötzen daher auch als diejenige Stadt mit den meisten Verstümmelungen in der ganzen Kurmark. Dabei ist selten ersichtlich, ob diese als Konsequenz einer Missetat oder als Andenken an die Haldarfahrten der Ordensbrüder erlitten wurden.

Die extreme Auslegung des Glaubens wirkt sich auch auf die wirtschaftliche Organisation der Stadt aus. Die meisten Betriebe gehören mittelbar dem Orden oder einem seiner Strohleute. Gerade die großen Minen und Erzschmelzen sind attraktive Betriebe, selbst für Handwerker aus Übersee. Aufgrund ihrer hohen Anforderungen an die Materialien sowie die Qualität der Arbeit verdienen sich die Arbeiter in Lötzen manchmal eine wirklich goldene Nase; oder zumindest ein überdurchschnittliches Einkommen. Besonders im Westen der Stadt sind über den Lauf der Zeit mehrere große Industrieanlagen entstanden, die mithilfe moderner Schienensysteme eine Verarbeitung großer Mengen Metall zu Rüstungsgütern ermöglichen. Die anfallenden Nebenprodukte werden in aller Regel nach Tasperin verkauft und dort durchaus geschätzt. Im Westen werden dagegen aus dem Horntannwald immense Mengen Nadelholz gewonnen. Zumeist wird dies nur für den eigenen lokalen Bedarf weiterverarbeitet, der überwiegende Teil wird ebenfalls nach Süden gebracht. Lötzener Holz gilt als relativ dicht und wetterbeständig, was es zu einem guten Bauholz macht. Ebenso sind mehrere Fassbindereien mit der Herstellung von großen Fässern betraut worden. Abseits dessen haben sich mehrere kleine Schnapsbrennereien von Rang und Namen in der Siedlung niedergelassen. Sie produzieren aus winterlichen Beeren, teilweise sogar Kiefern- und Tannennadeln hochprozentige Spirituosen, um diese dann im ganzen Land zu verteilen. Frauen und Kinder arbeiten und führen sogar die kleineren Produktionsbetriebe. Auch Läden, Bäckereien, Fleischereien und sogar die ein oder andere Taverne ist fest im Hand der weiblichen Bevölkerung. Sie wird allgemein zu fein für die dreckige Arbeit in den Minen, Stollen, Gießereien, Schmieden und Werkstätten von Lötzen angesehen. Ein Umstand, der manchmal zu starken Zerwürfnissen führt; oder auch einem begünstigenden Privileg entspricht.

Größter Arbeitgeber bleibt jedoch der Orden des Hl. Sôlerben. Der Dienst für den Heiligen und Deyn Cador schafft Ordnung und zugleich auch die bitter benötigte Sicherheit in der Region, so zumindest nach dem offiziellen Tenor der Ordensritter. Über Dutzende Kirchen, Kapellen und Wachstuben sind die Glaubensmenschen verteilt auf Lötzen. Zumeist bereiten sie sich oder andere auf den Einsatz im kalten Norden vor bzw. bilden weitere Rekruten als Nachwuchs aus. Lötzen gilt daneben als Drehkreuz für die gesamte Besetzung der vielen Wachtürme, die an der Nordgrenze der Kurmark verteilt stehen. Wöchentliche bis monatliche Versorgungszüge mit Pferd, Esel oder Maultier brechen mit Vorräten im Gepäck aus den Warenlagern im Süden der Stadt auf. Nach absolvierter Ausbildung werden die Ordensritter zumeist dazu eingesetzt die aus den Minen geförderten Silbervorräte in die Hauptstadt Zandig zu geleiten. Gerade im Winter sollen diese auch als Schlittenrunden bezeichneten Lieferungen einen Großteil der heiligen Dienste ausmachen.

Gesellschaft und Kultur

Die gesellschaftliche Grundstruktur wird ebenso wie das politische und wirtschaftliche Bild der Stadt durch den Sôlaner Orden vorgegeben. Nach außen hin sind alle Einwohner Anhänger Deyn Cadors sowie des Heiligen Sôlerben. Tägliche Gebetsrunden in den Betrieben gehören ebenso zum Alltag wie der Gang zur Messe. Als Gegenleistung für ihre Sicherheit erwarten die Mitglieder des Sôlaner Ordens die aktive Unterstützung und Teilnahme am Glauben, der durch die große Verbundenheit der Stadtbevölkerung miteinander durchaus auch ausgelebt wird. Gemeinsame Gesänge erklingen mit den Worten der Heiligen Schrift oder anderer religiöser Texte durchaus aus dem ein oder anderen Minenschacht, wenn man genau hinhört. Junge Kinder werden in den Kirchen vor der anhaltenden Kälte bewahrt, solange die Eltern ihrer Arbeit nachgehen. Zeitgleich erzählen ihnen die Priester und Laienschwestern Geschichten über die heroischen Taten ihres Ordens. Der Glaube an Deyn Cador sei eine menschliche Pflicht, die jeder Lötzener wie auch die Menschen in der gesamten Kurmark einhalten müssen. Nur dann würde ihr Herr sie erneut über den Winter bringen, was er Jahr für Jahr wieder beweist. Aus diesem Grund werden die Feiertage der Silvanischen Kirche in erhabenem Maße ausgelassen zelebriert. Monatliche Rituale prägen die Abendstunden, die manchmal gesäumt sind von öffentlichen Lesungen oder auch kleinen Kerzenmärschen entlang der Stadtmauern, um einen erneuten Segen zu spenden.

Ureigene Lötzener gibt es kaum. Viele der hier lebenden Menschen sind zugezogen oder nur mehr seit einer Generation vor Ort. Nach den großen Katastrophen zog es einige Menschen wieder vor Ort, doch gelockt von einem gutem Auskommen kamen sogar mehr neue Bewohner in die Stadt. Ihr gemeinsames winterliches Leid hat viele Leute zusammengeschweißt. Gerade die in der Heimat wartende Armut sorgte dank der höheren Löhne zu einer Gastfreundschaft und Geselligkeit, die die Lötzener untereinander an den Tag legen. Man gönnt einander und das auch gern, sofern man eben auch eine entsprechende Gegenleistung zurückerhält. Im Wesen sollen die winterharten Einwohner als belastbar und stur gelten. In ihrer Meinung und vor allem auch ihren Ansichten lassen sie sich ungern belehren. Diese Eigenschaft haben auch die Priester bereits aufgenommen und sorgen daher eher mit gemeinsamen Aktivitäten zur Glaubensbildung bei. Das Wort Deyn Cadors wird zum Glück als so allmächtig akzeptiert, dass es nahezu nie in Frage gestellt wird. Gegenüber ihren Nachbarn und dem Orden sind die Lötzener aufgeschlossen und freundlich. Selbst Fremden wird in der eigenen, oftmals kleinen, Behausung die Gastfreundschaft angeboten. Besonders in der Kälte des Winters zeigen die Lötzener eine wirklich dankbare Nachsicht gegenüber all denjenigen, die des nachts an der eigenen Tür klopfen und einen Moment der Wärme benötigen.

Die Küche der Stadt gilt als schlicht, aber nahrhaft. Eintöpfe, die mit den reichlich verfügbaren Knollenfrüchten, Pilzen und gepökeltem Fleisch angereichert sind, gehören zum täglichen Brot. Besonders beliebt sind dunkle Brotscheiben, die mit starkem Tee genossen und darin eingeweicht werden. In der Zeit der Feiertage werden traditionelle Speisen wie gesüßter Winterbrei in der Gemeinschaft zubereitet und geteilt. Viele Einwohner widmen sich in ihrer Freizeit kleineren Kunsthandwerken, wie der Holzschnitzerei oder sogar der Herstellung filigraner Kerzen, die oft religiöse Szenen oder Motive aus der Heiligen Schrift darstellen. Besonders erwähnenswert sind auch die regelmäßigen Abendlichterfeste, bei denen die Bürger ihre Häuser mit selbstgefertigten Laternen schmücken und gemeinsam durch die Straßen ziehen, um die Dunkelheit symbolisch zu vertreiben.