Killat
Als Killat (plur.: Killat) werden humanoide mythologische Wesen beschrieben, die dem weidtländischen und kaledonischen Brauchtum entspringen sollen. Die sehr menschenverwandten Gestalten weisen Züge eines Rehs oder Hirsches auf, sind stets weiblich und sollen für ihre verspielten Wesenszüge bekannt sein. Ihre Existenz ist weder nachgewiesen, noch in irgendeiner Form gesichert. Im Brauchtum nehmen sie jedoch als Bestandteile der Naturgottheiten bzw. der Rituale eine wichtige Rolle als Verkörperung der Natur ein. Ihre Ursprünge liegen vermutlich in uralten Erzählungen der ersten Bewohner Weidtlands bzw. Kaledons, aus einer Zeit vor einer sorridianischen Besiedlung.
Beschreibung
Die meist als jung und durchaus ansehnlich dargestellten Killat weisen zu gewöhnlichen menschlichen Frauen nur geringe Unterschiede auf. Anstelle von Ohren besitzen sie Hirsch- bzw. Rehohren, die deutlich sichtbar am oberen Kopfende abstehen. Sie können diese Hörorgane, wie auch ihre tierischen Vertreter, nach eigenem Willen bewegen und so Geräuschquellen besser wahrnehmen, als es Menschen möglich ist. Daneben besitzen sie ein ausgeprägtes Geweih auf ihrem Oberkopf. Dieses befindet sich in aller Regel zwischen den Ohren, kann aber auch an der Stirn bzw. am Hinterkopf ausgewachsen sein. Einzelne Quellen und Sagen besagen darüber hinaus, dass Killat anstelle von menschlichen Beinen über zwei kräftige Rehbeine verfügen würden. Mithilfe dieser wären sie in der Lage ein enorm hohes Tempo zu erreichen. Die Killat sind dabei aber nicht nur durch ihre tierischen Merkmale von gewöhnlichen Menschen zu unterscheiden, sondern auch durch eine unnatürliche Anmut und Ausstrahlung. Ihre Haut hat oft einen leichten Schimmer und ihre Augen sind groß und ausdrucksstark. Diese besitzen entweder einen goldenen oder bernsteinfarbenen Glanz oder die grünliche Tiefe eines Waldes. Ihr Haar erstreckt sich in natürlichen Tönen von Braun, Schwarz oder sogar silbrigem Weiß. Der überwiegende Teil der Killat-Darstellungen weist entweder braune oder schwarze Haare auf, doch waren sich alle Künstler einig, dass das ungekämmte und natürliche Haar einer gewissen Wildheit entspringt.
Ihre Kleidung soll zumeist aus langen Gewändern in natürlichen Farben bestehen. Stellenweise wird eine so handwerklich feine Qualitätsarbeit erwähnt, dass diese menschliche Schneiderarbeiten deutlich übertrumpft. In ihren Haaren sind überdies Blumen oder natürliche Samen eingearbeitet. Geläufige Darstellungen zeigen Killat daher stets mit einem Blumen- bzw. Grünkranz um den Kopf. Ebenso sind Tätowierungen mit roter oder grüner Farbe im Gesicht bzw. an den Händen für Killat üblich. Einige der Wesen tragen auch Umhänge aus geflochtenem Gras oder Rinde, die mit Federn und kleinen Knochen geschmückt sind.
Mythologisches
Die meisten Erzählungen über die Killat stellen die jung wirkenden Wesen als verspielte Herrinnen von Wäldern dar. Oftmals sollen sie unter den Bäumen umherstreifen und nach neuen Opfern für ihre Späße suchen. Sie scheinen es zu mögen, durch die Wälder zu streifen, auf Lichtungen zu tanzen oder mit den Tieren des Waldes zu spielen. Ihr Lachen soll wie das Klingeln von Glocken und Rascheln der Äste zugleich ertönen. Hinter ihrer anmutigen und niedlichen Fassade verbirgt sich ein schelmischer und manchmal sogar grausamer Charakter. Die Killat sind bekannt dafür, Menschen in die Irre zu führen, sie in die tiefsten Dunkel der Wälder zu locken, wo sie sich verlaufen und stundenlang im Kreis laufen. Sie imitieren die Stimmen von Freunden oder Angehörigen, um ihre Opfer in gefährliche Situationen zu bringen, oder sie erschaffen illusionäre Pfade, die ins Nichts führen. Einige Geschichten erzählen von Jägern, welche von den Killat mit falschen Hirschrufen in die Irre geführt wurden. Am Ende führten diese Wege an einen Abgrund oder gar ein Sumpfloch.
Die Killat haben auch eine Vorliebe dafür, Menschen in peinliche oder demütigende Situationen zu bringen. Sie stehlen Kleidung, verstecken Werkzeuge oder manipulieren Gegenstände. Die Hauptsache bei ihren Aktionen scheint dabei zu sein, die Menschen zum Narren halten zu können. Ein Bauer, der sein Werkzeug sucht, findet es plötzlich hoch in den Ästen eines Baumes wieder. Ein Wanderer, der seinen Weg fortsetzen will, stellt fest, dass seine Stiefel mit Schlamm und Blättern gefüllt sind. Zumindest in den Legenden und Sagen stecken keine Lausbuben hinter diesen Aktionen, sondern Killat. Manchmal gehen ihre Streiche dabei jedoch über harmlose Späße hinaus und nehmen eine dunklere Wendung. Es gibt Berichte von Killat, die Menschen in tiefe Schluchten stießen, sie in Fallgruben lockten oder sie mit giftigen Beeren fütterten, nur um sie dann hilflos und verletzt zurückzulassen. In einigen Erzählungen sollen sie sogar die Gestalt von geliebten Personen angenommen haben. Anschließend manipulierten sie ihre Opfer und stürzten sie in tiefe Verzweiflung.
Trotz dieser manchmal grausamen Streiche sollen die Killat dabei vor allem auch die Fähigkeit haben, ihre Opfer wieder zu besänftigen. Wenn sie spüren, dass ihre Späße zu weit gegangen sind, offenbaren sie sich in ihrer vollen Schönheit und Anmut. Mit einem sanften Lächeln und einem beruhigenden Gesang nähern sie sich den Menschen, streicheln ihre Wunden und flüstern tröstende Worte. Ihr Gesang soll eine heilende Wirkung haben, die Schmerzen lindert und Ängste vertreibt. In diesen Momenten wirken die Killat so unschuldig und liebenswert, dass selbst diejenigen, die gerade noch wütend oder verängstigt waren, sich von ihrem Charme bezaubern lassen und ihnen beinahe vergeben müssen.
Einige Mythen erzählen auch von den Killat als Beschützerinnen der Wälder. Sie nutzen ihre schelmische Art, um Menschen zu lehren, respektvoll mit der Natur umzugehen. Wer den Wald missachtet, wird von den Killat auf die Probe gestellt. Erst wenn der Mensch wahre Reue zeigt, hat er eine Hoffnung doch von den meist nur vermeintlich harmlosen Späßen der Killat befreit zu werden. In manchen Regionen Weidtlands und Kaledons soll es sogar noch Menschen geben, die den Killat kleine Gaben wie Blumen, Beeren oder selbstgemachte Amulette darbieten. Sie erbitten mit diesen Handlungen den Schutz der mysteriösen Waldwesen oder vielleicht auch nur ein wenig Milde vor ihren Späßen.