Brauchtum
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Brauchtum ist eine Bezeichnung für die im Klanreich Kaledon sowie im Königreich Weidtland stellenweise verbreiteten Glaubensrituale, die sich mit der Anbetung von Ahnen und Natur befassen. Das Brauchtum ist dabei ein Sammelbegriff für verschiedenste unorganisierte Ausübungsmöglichkeiten einer offenen Religionsgemeinschaft, die sich teilweise überschneiden oder massiv unterscheiden können. Das Brauchtum geht auf gemeinsame Ursprünge zurück, die sich im Laufe der Zeit verlaufen haben. Es gibt dabei keine gemeinsamen Oberhäupter oder Götter, die dem Brauchtum zugeordnet werden, wenngleich in einzelnen Gemeinschaften derartige Strukturen vorhanden sein können.
Historie
Die ersten Menschen auf den Inseln vor dem leändrischen Festland orientierten sich in ihrer Glaubensfindung an greifbaren, lokalen Naturgottheiten. Diese konnten in Form von Bergen, Wäldern oder auch einzelnen natürlichen Gegebenheiten interpretiert werden. Die daraus entstandenen Götter waren nur den lokal ansässigen Stammesgemeinschaften bekannt, wurden von diesen verehrt und stellenweise mit Opfergaben um ihre Güte gebeten. Einige Jahrhunderte später kamen ein tiefer Ahnenkult und Glauben an Geister sowie Übernatürliches hinzu. Vor allem die alten Vorfahren wurden in tiefen Nächten um Rat ersucht, wenn die Not groß war. Die Verehrung von Verstorbenen wurde in mancher Gemeinschaft als zentraler Teil des Lebens erwählt. Mancherorts widmeten Dorfbewohner Stunden ihres Tages der Anbetung ihrer eigenen Urgroßeltern, welche die Dörfer begründet und somit das Leben als Gemeinschaft fernab von Wildnis und Hunger überhaupt erst ermöglicht hatten. Die darin ausgedrückte Dankbarkeit wandelte sich im Laufe der Zeit in einen tiefverwurzelten Aberglauben. Wenn Rituale nicht mehr richtig befolgt worden sind oder die Marotten der Verstorbenen aus ihrer Lebzeit nicht mehr beachtet wurden, fürchtete man sich vor Rache. Trafen dann zeitlich vielleicht zufällige Wetter- und Naturereignisse mit den eigenen Verfehlungen zusammen, erzeugte dies Angst. Zugleich aber wurde der Respekt dieser von besonderen Ereignissen überkommenen Menschen gegenüber ihrer religiösen Ausübung so intensiv, dass sie zu ersten Propheten, Weissagern oder Glaubensüberlieferern wurden.
Die Rituale dienten mit den Jahren nicht mehr nur dem Gedenken an die Vorfahren sondern auch der Harmonie mit der Natur. Wenn beide Seiten des Lebens gemäßigt sowie befriedigt waren, ging man lange Zeit von guten Ernten und einem milden Winter aus. Beides waren Grundvoraussetzungen für starke Nachfahren und dem Überleben von besonders harten Jahren. Über Jahrhunderte brannten sich die Rituale, weitergegeben durch die Alten, in die Gesellschaft und ihre Struktur ein. Abweichler wurden mitunter hart und so konsequent bestraft, dass alleine der Gedanke an ein Leben ohne das Brauchtum abwegig erschien.
Als sich bis über die 700er und 800er Jahre AD das Heilige Sorridianische Reich und damit die Sorridianische Kirche über das heutige Weidtland und Kaledon ausbreiteten, wurden die alten Traditionen des Brauchtums mit Gewalt unterdrückt. Die Bevölkerung wurde unter Gewaltanwendung zum Glauben an Deyn Cador herangeführt und schließlich bekehrt. Teilweise wurden durch die Sorridianische Inquisition Urteile mit Todesstrafe gefällt, wenn der Glauben nicht nach den Wünschen der neuen weltlichen und geistlichen Herren ausgeübt wurde. Doch im Schatten der Bauten der Sorridianischen Kirchengebäude wurden die alten Riten im Geheimen bewahrt. Die Traditionen wurden mündlich weitergegeben und in tiefster Nacht ausgeübt. Was in den tiefen Winkeln der Wälder passierte, entglitt den Sorridianern oft.
Mit Aufkommen der Silvanischen Kirche und dem Silvanos-Edikt entwickelten die von den Sorridianern weiterhin unterdrückten Menschen einen größer werdenden Freiheitsdrang. Als dann ab 873 AD Weidtland und Kaledon seine Unabhängigkeit von Sorridia errangen, konvertierten viele der gläubigen Deynisten zur Auslegung der Silvanischen Kirche. Der Aberglauben und damit das Brauchtum wurden von den Silvanern nicht unterdrückt, sondern eher als Teil des Glaubens angesehen. Viele Priester vermischten die Ideen der einzelnen Glaubenswege sogar über den Verlauf ihrer Predigten. Es entstand schlussendlich über Jahrhunderte ein Mischglauben aus Deynismus und Brauchtum.
Heutzutage ist diese Form des Glaubens stark und fest verwurzelt in Weidtland wie Kaledon. Er manifestiert sich in alltäglichen Schutzritualen, Praktiken und Symboliken. Mancher Historiker bewertet die gerade in Weidtland verbreitete Auslebung einer wilden Mischung aus Deynismus und Brauchtum als Bindeglied zwischen Tradition und Moderne. Alles hat seinen Ursprung in der Gesellschaft und hat sich dort so sehr verwurzelt, wie die Bäume in den jahrhundertealten Wäldern.
Auslebung des Glaubens in Kaledon
Der heutige Glaube in Kaledon ist ein vielschichtiges Geflecht aus alten schamanistischen Stammesritualen und den Lehren des Deynismus. Stellenweise prägen zahlreiche Naturreligionen das spirituelle Leben, wobei jedes Dorf seine eigenen Glaubensvorstellungen hat, die meist von Dorfältesten weitergegeben werden. Die Riten aus alter Zeit ehren nicht nur die Natur und spirituelle Wesen, sondern auch die Ahnen, die einen zentralen Platz im Glauben einnehmen. Nach dem Ende der sorridianischen Besatzung vermischten sich die Elemente des Deynismus mit dem Naturglauben. Auch Aspekte der Naturverehrung fanden Eingang in die deynistischen Lehren. In seiner Gesamtheit betrachtet zeigt sich der kaledonische Glaube als ein schwer durchschaubares Zusammenspiel aus Naturriten, deynistischen Traditionen und lokalem Brauchtum. Während ein Großteil der Bevölkerung der Silvanischen Kirche angehört, folgen einige Klans ausschließlich dem Brauchtum oder halten an den Ahnenriten und alten Glaubensformen fest. Viele Kaledoner bevorzugen es, die Glaubenspraktiken ihrer Vorfahren individuell zu bewahren, ohne sich strikt an eine einzige religiöse Richtung zu binden.
Die Silvanische Kirche operiert reichlich vorsichtig in Kaledon. Die Inselbewohner reagieren äußerst abweisend gegenüber der Beschneidung ihrer eigenen Freiheit und tendieren schnell dazu zum Schwert zu greifen. Nicht selten werden Silvanische Priester aus dem Land gejagt, wenn sie es wagen den Ansätzen der Ahnenverehrung und des Brauchtums zu großes Misstrauen zuzusprechen.
Auslebung des Glaubens in Weidtland
Auf der Insel von Weidtland vereint das Brauchtum die Züge alter Naturreligionen und der Ahnenverehrung. Diese ursprünglichen Bräuche der Weidtländer drehen sich um Naturgeister, Ahnenkulte und lokale Riten, die trotz der Unterdrückung durch die Sorridianische Kirche in Form von Liedern, Geschichten und Tänzen über Jahrhunderte überlebt haben. In abgeschwächter Form sind diese alten Traditionen noch heute vielerorts anzutreffen, vor allem in Dörfern und unter den Ältesten. Die Silvanische Kirche verband alte Riten mit neuen Glaubensinhalten und gewann starken Rückhalt in der weidtländischen Bevölkerung. Heute hat die Silvanische Kirche die Mehrheit der Gläubigen hinter sich, aber viele vermischen die kirchlichen Lehren mit ihren eigenen Traditionen. Alte Bräuche und Aberglaube prägen nach wie vor das Alltagsleben - von Schutzritualen bis hin zu spezifischen Vorsichtsmaßnahmen gegen Unheil und Geister. Ein kleiner Teil der Weidtländer hält noch am Deynismus der Sorridianischen Kirche fest oder folgt ausschließlich alten Naturreligionen.
Wichtige Rituale
Viele der Rituale und Traditionen befassen sich mit einfachen Symboliken und wiederkehrenden Aktivitäten. Vielerorts dienen diese der Besänftigung der Ahnen und der Natur als höhere Mächte. Stellenweise wird aber auch versucht durch Opfergaben die Gunst der als Gottheiten wahrgenommenen Träger zu erlangen. Grundsätzlich teilen sich die Ahnenkult-Praktiken vor allem das zentrierte Gedenken der Verstorbenen sowie die Darlegung wertvoller und mit Bezug zum Verstorbenen zusammenhängenden Opfergaben. Schutzrituale dienen der Behütung der nächsten Angehörigen sowie der eigenen Sicherheit.
- Caithslann: Das Werfen von Salz über die eigene oder fremde Schulter ist das mitunter bekannteste und am weitesten praktizierte Ritual. Es soll Schutz und Glück bringen, vor allem wenn Individuen auf Reisen gehen und potenzielle Gefahren drohen. Es wird jedoch auch mit allgemeiner Wohlfahrt verbunden.
- Hängende Schere: Das Aufhängen einer Schere über der Wiege eines Kindes ist ein Spiel mit der Gefahr, welches das Risiko in direkte Verbindung mit den Ahnen bringen soll. Sind diese dem Kind wohlgesonnen, bleibt die Schere durchgehend hängen. Ist das Kind jedoch mit einer Belastung auf diese Welt geboren worden, so wird die Schere ganz von selbst fallen.
- The Three C: Die Abkürzung steht für Coin - Cloth - Craft (Kupferling - Stoff - Werkzeug). Heute haben die Menschen vor allem den Kupferling im Kopf, der im Schuh bei sich getragen wird. Das alte Dreigespann soll Gefahren aus der Anderswelt und des Aberglaubens abwehren. Gemeinsam mit dem Werkzeug und einem Stück Stoff sollen die Menschen geschützt werden vor fremden Einflüssen. Auch böse Gefahren sollen mit den drei Gegenständen in der Einigkeit vertrieben werden können.