Juegar Carlos
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Juegar Carlos war ein wichtiger Philosoph und Geschichtsgelehrter aus dem Heiligen Sorridianischen Reich. Er befasste sich in seinem Denken mit der Verbindung der Rolle des Menschen als Individuum mit dem Wirken Deyn Cadors. Gerade seine früheren Werke und Auslegungen gelten als von der Sorridianischen Kirche anerkannt, seine späteren Schriften wurden aber so abstrakt und unverständlich, dass er wenige Jahre vor seinem Tod für wahnsinnig erklärt und auf eine der kleinen Insel südlich von Guayall verbannt worden war. Seine Thesen verbinden grundlegend den Fortschritt des Menschen in seiner Gesellschaftsfunktion mit dem Entstehen von staatlichen Strukturen, wodurch er auch in der Geschichtsforschung zu einigen Ansehen gelangte.
Werdegang
Als dritter Sohn einer durchaus wohlhabenden Händlerfamilie kam Juegar Carlos irgendwann im Sommer des Jahres 1239 AD im Umland der Stadt Jevasqéz zur Welt. Er wuchs in guten Umständen auf, wenngleich eine Vaterrolle bei seiner Erziehung maßgeblich fehlte. Aufgrund der regen Handels- und Reisetätigkeiten seines Vaters war dieser über weite Teile seiner Kindheit unerreichbar für den heranwachsenden Jungen. Als Ersatz wählte er sich, wie er in Schriften später selbst beschreibt, teilweise seine Brüder, aber auch einfache Hilfsarbeiter als Vorbilder aus. Seine Mutter erzog die Kinder ebenfalls kaum. Vielmehr gab sie diese Aufgaben zum Wohl der Familie an Bedienstete ab, die die Brüder mitsamt ihrer Schwester so gut erzogen, wie es die eigenen Fähigkeiten hergaben. Juegar Carlos wurde schon früh bewusst gemacht, dass er als dritter Bruder keine große Aussicht auf einen Verbleib im Familienbetrieb haben würde. Da bereits der zweite und nur wenige Jahre ältere Bruder für einen Dienst an Deyn Cador vorgesehen war, blieben dem Drittgeborenen alle Türen offen. Sein Vater sicherte ihm im Alter von 14 Jahren jegliche Unterstützung zu, wenn er seinen Bruder allzeit beim Erhalt der eigenen Unternehmung unterstützen würde. Der zu dieser Zeit eher als Freigeist bekannte Juegar nahm das Angebot von seinem Vater an. Ohnehin hatte er, nachdem ihm jahrelang Einschränkungen hinsichtlich seiner Zukunft vorgelegt wurden, wenig Interesse das Gegenteil zu tun.
Der aus gutem Hause stammende Juegar Carlos entschied sich mit sechszehn Jahren an der Universität zu Patrien ein Studium der Rechtskunde und Kunstgeschichte zu beginnen. Die seinerzeit noch im großen Heiligen Sorridianischen Reich liegende Universität war und ist auch heute ein gefragter Anlaufpunkt für derartige Studien. Einen wirklichen Anschluss oder tieferes Interesse konnte der junge Mann innerhalb der sechs Jahre seines von seiner Heimat aus finanzierten Studium nicht entwickeln. Er langweilte sich schnell, suchte Ablenkung in den Gaststätten und anderen Etablissements der Stadt und erlitt einen durchaus schlechten Ruf innerhalb der Lehrstätte. Sein Vater setzte ihm daher 1261 AD ein letztes Ultimatum. Trotz aller Bemühungen schaffte er es kaum seine Studien wieder aufzunehmen. Eher durch einen Zufall begab es sich daher, zumindest wenn man den eigenen Erzählungen des Mannes Glauben schenkt, dass er wenige Wochen vor dem offiziellen Ablauf der Frist ein Buch in die Hand bekam. Das Wundersame Dasein des mittländischen Philosophen Erebastos de Peamera faszinierte Juegar Carlos derartig, dass er seine ausschweifenden Abende abrupt einstellte. Er erlag der Sinnfrage nach einem übergeordneten Ziel vollkommen.
Über Tage und Nächte soll er grübelnd und suchend an verschiedenen Orten des Universitätsgeländes gesehen worden sein, bevor er für mehrere Wochen verschwand. Im Nachhinein stellte sich fest, dass er sich auf einem abgelegenen Bauernhof einquartiert hatte, um dort in Ruhe über die Geschehnisse der Welt zu denken. Obgleich er die Frage nach dem Sinn des menschlichen Daseins bis zu seinem Tod zumindest nicht nach außen beantwortet hat, war dies der Beginn einer philosophischen Karriere sondergleichen. Juegar Carlos begann mit seinen Lehrenden über die aus seiner Sicht wahren Fragen der Existenz zu sprechen, bekam jedoch unbefriedigende und teilweise gar ausweichende Antworten. In der Folge beendete er seine Studien offiziell. Er kehrte jedoch nicht in seine Heimat zurück, sondern verblieb zunächst im heutigen Patrien. Vor allem in [[Corastella]9 suchte er nach tieferen Antworten, noch immer von seiner Familie finanziert. Im Alter von 24 Jahren begann er einen sehr kargen Lebensstil zu wählen, den er bis an sein Ende führte. Gekleidet in einfachste Stoffwickel schritt er durch die Stadt und sprach zu den Menschen. Über Jahre soll er gar gebettelt haben, um den wahren Kern von Personen sehen zu können. Seine genauen Aufenthaltsorte und selbst seine Tätigkeiten konnte seine Familie bis zu seinem 28. Lebensjahr kaum rekonstruieren. Mit seinem 28. Geburtstag erschien er jedoch wieder auf der Türschwelle seines gealterten und mittlerweile in den Ruhestand getretenen Vaters. Sein Sohn bat ihn um Geld, um seine Gedanken aufschreiben zu können. Bereitwillig akzeptierte der überraschte Vater, wenn sein Sohn wieder im eigenen Hause der Familie verbleiben würde.
In seiner langen, freien Zeit verfasste Juegar Carlos wichtige, einzelne Texte, die zeitweise als leitend in philosophischen Kreisen galten. Er zentrierte die Sicht in diesen Schriften entweder auf den Mensch als Körper des Handelns oder Deyn Cador als Körper des Wirkens. Beide Körper beeinflussen sich, seiner Ansicht nach, in ihren Sphären und erzeugen unweigerliche Wechselwirkungen, die zu trieb-, angst- und schutzgesteuerten Handlungen führen. Carlos unterscheidet dabei jedoch zwischen einer überbordenden Ordnung, die die Angst- und Schutzhandlungen zu sehr in den Fokus nimmt und damit letztlich die Freiheit versagen bis versiegen lässt sowie einer zu hohen Triebsteuerung zulasten einer funktionierenden Gesellschaft durch egoistische Individuen. In der Folge setzte er Deyn Cadors Wirken auf den Menschen als zentralen Bestandteil einer gesunden und für die Gesamtgesellschaft notwendigen Lebensweise fest. Zugleich ließ er aber auch nie außer Acht, dass Freiheit als Autonomie des Wirkens stets möglich sein muss.
Sein Vater half ihm seine Ansichten zu publizieren. Tatsächlich nahm sogar die Sorridianische Kirche zumindest einen Teil von Juegar Carlos Überlegungen auf, um die Wichtigkeit von Deyn Cadors Handeln und Macht in die Bevölkerung einzubringen. Gerade in höheren Gesellschaftsschichten, vor allem unter den Gelehrten, konnten durch Reden und Vorträge des Mannes eher kritischere Sichtweisen über die Kirche und ihren Gott zurückgedrängt werden. Im folgenden Jahrzehnt spannte ihn die Sorridianische Kirche für das Vertreten seiner Lehren immer mehr ein, ließ ihn sogar an Messen teilhaben und finanzierte ihn durchgehend. Carlos verstand jedoch, dass er weitgehend für die Zwecke einer großen Organisation benutzt wurde. Zudem langweilte er sich durch die mehr und mehr fehlende Neuheit, durch rückgängige Ideen in Verbindung mit seinen Thesen und vor allem ausbleibenden kritischen Meinungen. Er widmete sich daher zunehmen, aber immer noch neben seinen ursprünglichen Ansichten, der Geschichtsforschung.
Über fast fünfzehn Jahre hinweg untersuchte er den strukturellen und sich immer mehr verstetigenden Fortschritt des Menschen mit dem Entstehen von staatlichen Strukturen. Dabei griff er immer wieder auf seine Wirkungskörper in Zusammenhang mit Deyn Cador als Trieb- oder Bremskraft zurück und entwickelte daraus folgende Modelle. Gerade seine Ergebnisse zum Mittländischen Imperium und dem frühen Heiligen Sorridianischen Reich ergaben, dass das Vorliegen einer Gottheit einen enormen Faktor für anfängliche Stabilität und Wachstum darstellt. Wird die Anbetung dieser Gottheit jedoch zu groß oder die Gottheit in ihrem Eingriff in den menschlichen Körper zu mächtig, hemmt sie weiteren Fortschritt und Wachstum. Aufgrund dieser aus Sicht des sorridianischen Gottesstaates ungeheuerlichen Aussagen verlor Juegar Carlos seine Tätigkeit bei der Sorridianischen Kirche. Er wurde abhängig von der Funanzierung durch seinen Bruder, nachdem seine Eltern bereits verstorben waren.
Zunehmend entwickelte er immer wirrere, tiefergehende und krudere Thesen, die so gegen die fundamentalen Ansichten des Heiligen Sorridianischen Reiches verstießen, dass sie weitgehend verboten wurden. Fast alle Aufzeichnungen wurden verbrannt. Carlos steigerte sich im Laufe der Zeit mehr und mehr in die Publikation dieser für ihn wichtigen Aussagen an die Öffentlichkeit. Mehrfach wurde er zu Strafen im Arbeitslager verurteilt, die er nur widerwillig antrat. Selbst unter Gewaltanwendung war er kaum zur Erledigung der körperlich harten Arbeit anzutreiben. Als er fast fünfzig Jahre alt war und wiederholt in einige Strafverfahren verstrickt war, wurde ihm die Höchststrafe angedroht. Erst sein Bruder konnte durch einige gezielte Einsätze von Spendenzuweisungen ein mögliches Todesurteil abwenden. Stattdessen wurde Juegar Carlos auf eine nur von wenigen Dörflern bewohnte Insel verbannt, die er oder seine Worte nie wieder verlassen durften. Er soll beinahe ein ganzes Jahrzehnt unter ärmlichsten Bedingungen im Exil verbracht haben, bevor er 1282 AD unter einem großen Baum sitzend friedlich eingeschlafen sein soll.
Persönlichkeit
Schon während seiner Kindheit galt der junge Mann als etwas weit um die Ecke deckend. Er akzeptierte jedoch schnell die gegebenen Bedingungen seiner Lebensrealität und versuchte diese nicht wesentlich zu ändern. Im Laufe seines Lebens war sein Ansatz eher alle Umstände zu verstehen und in ein größeres Gesamtkonzept einzuordnen. Dabei ließ er seine eigene Meinung stets bekunden, akzeptierte aber auch kritische Stimmen und nahm diese manchmal sogar in seine Konzepte auf. Carlos suchte oft die Ruhe und Einsamkeit. Er galt nach seinen Studien als wenig geselliger Mann, davor war er Alkohol und Frauen zugeneigt. Im weiteren Verlauf seines Lebens ließ er von den Versuchungen jeglicher Genussmittel und anderer Störfaktoren ab. Stattdessen fokussierte er sich auf seine Gedanken und ließ diese als Zentrum seines eigenen Seins wirken.
Aufgrund seines eher frugalen Lebensstils war er oft kränklich und wirkte schnell eingefallen bis blass. Im Vergleich zu seinen Brüdern schien er deutlich schneller zu altern, verlor als erster die Haare und war schon vor seinem dreißigsten Lebensjahr mit grauem Haar angetroffen worden. Auf sein Äußeres achtete er kaum mehr, ebenso auf sein eigenes Wohlbefinden. Nur seine Gedanken schienen ihm eine wichtige Rolle zu spielen. Dem gealterten Juegar Carlos warf man einen ausgeprägten Wahnsinn vor, der ihn letztlich in den Ruin getrieben haben soll. Von seinem einst freien und klar strukturierten Geist, der neuartige Ideen vorbrachte, blieb nur wenig übrig.