Jeorgina
Jeorgina | |
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Name | Jeorgina |
Bewohner | 46.800 Einwohner |
Regentschaft | Erzherzog Philippo Adiquira la Maniero |
Garnisonen | Stadtwache, Sorridianisches Heer |
Tempel | Sorridianische Kirche |
Wirtschaft | Handel, Landwirtschaft, Pilgerfahrten |
Besonderheiten | Geburtsort des Propheten Jakobus |
Stimmung | Verehrt und vergebend |
Die Stadt Jeorgina ist eine Großstadt in der Region Granhojas des Königreichs Sorridia. Sie ist Teil des Erzherzogtums Adiquira la Maniero und liegt gemeinsam mit der Stadt Aironia auf einer kleinen Nebeninsel der Isla de la Riqueza, der Insel von Szemäa, benannt nach dem Wegbereiter der deynistischen Glaubensdoktrinen, Jakobus des Hühnerzüchters. In Jeorgina liegt die Geburtsstätte des Propheten Jakobus sowie ein großer Dom zu seinen Ehren. Weite Teile Jeorginas wurden im 34. Südleändischen Kreuzzug im Jahr 1346 AD zerstört. Durch die Investition massiver Geldsummen der Sorridianischen Kirche und des Gottkönigs wurden die Spuren des Krieges nach rund 15 Jahren beinahe abschließend beseitig.
Geographie
Jeorgina liegt im Südwesten der im äußersten Südosten des Königreichs Sorridia liegenden Insel von Szemäa, die weithin auch als Insel des Wegbereiters bezeichnet wird. Einige Tagesreisen gen Osten liegt das Nostrische Meer, etwa eine halbe Tagesreise nach Norden ein kleines Gebirge. Die anderen Küsten der Insel liegen weiter von der recht tief im Inland Szemäas gelegenen Stadt entfernt. Ihre Wasserversorgung bezieht Jeorgina aus einem unterirdischen Quellsystem, das aufgrund von Jakobus Wirken entstanden sein soll.
Der westliche Teil Jeorginas ist auf steinigem Untergrund errichtet, während der östliche Teil auf sandigem bis erdigem Boden begründet wurde. Durch den großflächigen Abbau von Steinen des Steinplateaus sind wesentliche Teile der westlicheren Stadtteile unterkellert oder sogar mit einem System aus undurchsichtigen und teilweise wild angelegten Gängen miteinander verbunden. Während des Kreuzzuges gegen die Kirche des Lebenden Gottes konnten in diesen Gängen vergleichsweise viele Bewohner Schutz vor den blutigen Kämpfen finden und so ihr Leben retten. Heute sind die Gänge noch immer intakt und werden teilweise als Lagerräume, manchmal sogar als Wohnquartiere verwendet. Viele von ihnen haben sicher auch einen Teil ihres Mysteriums bewahrt und sind vielleicht nicht einmal den darüberliegenden Bewohnern bekannt.
Im Umland befinden sich Viehzuchten und landwirtschaftliche Betriebe, die vor allem die sonnigen Olivenhaine und Plantagen bewirtschaften. Kornfelder sind eher selten anzutreffen und werden eher zur Gewinnung von Tierfutter genutzt, um die großen Schaf- und Ziegenherden Jeorginas zu ernähren; wenn diese nicht gerade wieder eine Wiese oder eines der wenigen verbliebenen Waldstücke abnagen. Die allermeisten Bäume sind dem Kreuzzug zum Opfer gefallen. Einfache Unterkünfte und Belagerungsgeräte wurden aus allen verfügbaren Materialien hergestellt. Der Waldbestand konnte sich bis heute kaum erholen, selbst wenn einige kirchliche Orden zumindest stellenweise Bäume angepflanzt haben.
Im Gebiet Jeorginas gibt es daher allenfalls größere Büsche und kleinere Gärten, die von den Bewohnern angelegt wurden. Selbst der städtische Friedhof gleicht eher eine braunen Erdlandschaft ohne Bepflanzung. Die Tierwelt hat sich in aller Regel nur auf den hohen Türmen durch Vögel und in den steinernen Tunneln und Gassen der Stadt wieder angesiedelt. Gerade Ratten sind für die Stadt im heißen Sommer ein Problem, wenn die Abfälle der Stadt mal wieder binnen Stunden von den hungrigen Nagern zerrissen werden.
Geschichte
Eine exakte Datierung der Gründung Jeorginas ist bis heute nicht möglich gewesen. Historiker gehen jedoch davon aus, dass sie eine der größeren Dörfer des Mittländischen Imperium auf der Insel von Szemäa gewesen sein muss. Vermutungen und Schätzungen deuten auf eine erste Ansiedlung menschlichen Lebens zwischen 800 bis 700 vor der deynistischen Zeitrechnung hin. Unbestritten ist jedoch, dass die dörfliche Gemeinschaft bis zur Geburt von Jakobus dem Hühnerzüchter eine eingeschworene Kommune gewesen sein muss. Die Landwirtschaft stand im Vordergrund und nur wenige Handelstreibende verschlug es in die abgelegene Region. Besonders die Zucht von Ziegen und später auch Hühnern sei manchmal hauptberufliche, manchmal nebenher betriebene Tradition in den meisten Familien gewesen.
Mit der Geburt von Jakobus im Jahre 20 AC wandelte sich die Rolle von Jeorgina in der Welt schlagartig. Der in eine bäuerliche Familie aus Hühnerzüchtern hereingeborene Mann heiratete seine ebenfalls aus dem Dorfe stammende Frau und bekam mit ihr ein Kind. Er erlebte mit der Erleuchtung durch Deyn Cador den ersten dokumentierten Kontakt zwischen einem Mensch und einer göttlichen Präsenz. Dieses Ereignis sorgte nicht nur für den Beginn des Vormarsches von Deyn Cador und den daraus entstehenden Kirchen auf der Welt Athalons sondern auch den Beginn der neuen Zeitrechnung. Über die ersten Jahre seines Wirkens vermochte Jakobus es viele Anhänger in Jeorgina und Umgebung um sich zu scharen und den neuen Glauben zu verbreiten. Bis zu seiner Wanderung nach Montebrillo wirkte er vor allem auf der Insel von Szemäa, oft im Gebiet der wachsenden Siedlung.
Auch nach dem Tod Jakobus und dem Ende des Mittländischen Imperiums sowie der Begründung des Heiligen Sorridianischen Reiches blieb Jeorgina Zentrum der Pilgerfahrten extrem gläubiger Anhänger des deynistischen Glaubens. Diese Eigenschaft kann die Stadt bis heute aufrecht erhalten. In ihrer Geschichte ist sie jedoch auch immer wieder von Angriffen des Kalifats Al'bastra gezeichnet worden. Manchmal wurden Teile der Stadt zerstört, einige Male sogar fast der große Dom, den die Sorridianische Kirche zu Ehren Jakobus im Herzen der Stadt errichtete. Jedes Mal wurde die Stadt wieder aufgebaut. Oft verstärkt und mit immer größeren Mauern und stärkeren Befestigungsanlagen ausgestattet. Über die annähernd zweitausend Jahre ihres Bestehens trug sie tiefe Narben davon, die auch heute noch sichtbar sind. Die Friedhofe sind alt und oft überfüllt, die Straßen abgenutzt und die Gebäude teilweise baufällig. Doch die Bewohner tragen vor allem ihren Glauben weiter hocherhoben im Herzen und trotzen diesen Widrigkeiten.
Einen großen Einschnitt in der Ausübung ihres Glaubens, und besonders der Festigung ebendieses, verschuldeten sich die Bewohner ab ungefähr 1340 AD. Die Kirche des Lebenden Gottes breitete sich mit rasanter Geschwindigkeit auf der Insel von Szemäa, besonders in den Städten Aironia und Jeorgina, aus. Die Bewohner der Stadt ließen sich von den herrlichen Versprechungen und auch plumpen Geldzahlungen in die Arme der Prediger des Lebenden Gottes locken. Innerhalb weniger Jahre verschafften sich so machthungrige Anhänger des Lebenden Gottes Schlüsselpositionen in der ganzen Stadt, wie auch auf der gesamten Insel. Durch ihre abgeschiedene Lage auf einem eigenen Eiland reagierten die sorridianischen Machthaber auf der Isla de la Riqueza schlichtweg zu spät. Zwar wurde die Kirche des Lebenden Gottes als deynwidrig und falsch deklariert, doch dauerte es bis in den Sommer des Jahres 1345 AD hinein, bis der immer mehr ihre Finger zur Macht streckende Kirche des Lebenden Gottes Einhalt geboten werden sollte. Es bedurfte eines Ausrufs des Hochmeisters des Sôlaner Ordens, Sir Walter Ripel, um einen Kreuzzug auf das Gebiet Sorridias zu organisieren. Das nach wie vor vom Krieg gegen Tasperin geschwächte Land benötigte Hilfe im Kampf gegen den falschen Glauben im eigenen Land. Sorridia gestattete es hierbei nicht, dass weltliche Truppen in diesem Krieg an seiner Seite agieren dürften. Um den schwierigen Weg nach Szemäa ausreichend Zeit einzuräumen, wurde der Beginn des Kreuzzuges auf das Jahr 1346 AD festgelegt.
Als Kriegsparteien des Kreuzzug nach Szemäa nahmen der Sôlaner Orden, der Orden des heiligen Mikael zu Patrien, die Revaniter, der Riedländer Orden, die Truppen der Silvanischen und Sorridianischen Kirche sowie die eigenen Heerestruppen gegen die Kirche des Lebenden Gottes teil. Zahlreiche weitere Kleinparteien versuchten ebenfalls dem Krieg beizutreten. Inmitten des Angriffs auf die Städte Aironia und Jeorgina im Herbst 1346 AD trat zusätzlich das Kalifat Al'bastra in den Krieg ein.
Jeorgina wurde während des Kampfes durch die Belagerungsgeräte sowie den Ansturm mehrere Angriffe massiv zerstört. Es gab Berichte von heidnischen Ritualen und einem von Blut erfüllten Boden. Manche Zeugen reden sogar von einem blutigen Regen, der auf einen blutbefeuerten und vom Mannsweibe Skrettjah ausgehenden Blutsturm des Todes zurückgehen soll. Teile der Stadt galten lange Zeit als unbewohnbar, viele Bewohner mussten in die unterirdischen Gänge flüchten. Wer nicht rechtzeitig die Flucht ergriff, fiel oft den Grauen des Krieges zum Opfer. Selbst in den Tunneln gingen Hunger und Krankheit mit dem Leben einher, bis viele hier versteckte Menschen ihr Leben unter ebenso schlimmen Bedingungen verloren. Erst in einem gewaltigen Ansturm mit unzähligen Toten auf beiden Seiten konnte die Stadt im Spätherbst bis Frühwinter 1346 AD von den Truppen Deyn Cadors befreit werden.
Die Stadt wurde kurz darauf zurück an das Königreich Sorridia zurückgegeben, nachdem sich die letzten Anhänger der Kirche des Lebenden Gottes ergeben haben. Die Kreuzritter hielten sich mit ihren Plünderungen aufgrund des heiligen Status der Stadt Jeorgina und ihrer Rolle im Deynismus weitgehend zurück. Vielmehr suchten sie ihre Erlösung und dachten ihrem Seelenheil nach den eigenen Missetaten und erlebten Geschehnissen im Kriege. Der Wiederaufbau dauerte, trotz massiver Geldspenden, über 15 Jahre an.
Politik und Wirtschaft
Jeorgina liegt politisch gesehen im Einflussgebiet des Erzherzogtums Adiquira la Maniero und untersteht dem Erzherzog persönlich, der die meisten städtischen Angelegenheit durch ein gleichwertig agierendes Konsortium aus weltlichen Statthaltern und Vertretern der Sorridianischen Kirche erledigen lässt. Er verlangt jedoch wöchentliche Berichte über die wesentlichen Abläufe in Jeorgina, die nach aktuellem Stand sogar an den Gottkönig höchstpersönlich weitergeleitet werden sollen. Besonders die Sorridianische Kirche und die Sorridianische Inquisition haben eine massive Präsenz um den großen Dom im Zentrum der Stadt aufgebaut. Gemeinsam mit Angehörigen des Sorridianischen Heeres werden die Aus- und Eingänge der Stadt sowie alle aus- und eingehenden Bewohner sowie Besucher ausnahmslos kontrolliert. Dennoch wird jedem redlichen Menschen, ohne Augenmerk auf Herkunft oder Anliegen, Einlass in die Heilige Stadt zum Besuche der Wirkungsstätten des Jakobus gewährt.
Wirtschaftlich fußt die Stadt vor allem auf den Einnahmen durch die unzähligen Pilger, die tagtäglich auf der Insel von Szemäa ankommen. Gasthäuser und Wirtsstuben liegen kreisrund um den großen Dom im Zentrum, die Ruine des Geburtshauses des Jakobus oder auch am Platz seiner ersten großen Rede. Die Hühner- und Ziegenzucht sowie die Landwirtschaft mögen zwar nicht ansatzweise so viel Münzen in die Kasse spülen, doch tragen auch sie einen wichtigen Teil zum Erhalt der Struktur der Stadt bei. Gerade die großen Schurhöfe und Ölpressen im Süden von Jeorgina sind für ihre gute Qualität und Handwerkstraditionen bekannt. Über die Handelshäuser werden die Waren dann bis zu den Küstenorten in großen Karren gebracht, wo sie oft mit der Markierung des Jakobus über die Welt verschifft werden. Das kleine Siegel steht auch heute noch dafür, dass die Ware aus der Geburtsstadt des Jakobus stammen muss; ein Faktor, der den Preis selbst minderwertigen Öls ordentlich in die Höhe treiben kann.
Gesellschaft und Kultur
Die Bürger und ihre Stadt sind tief durch den Glauben an Deyn Cador gezeichnet. Die Sorridianische Kirche ist das Leitbild der städtischen Gesellschaft, sie ist zugleich Antrieb und Leitkultur für das Wirken der meisten Menschen in Jeorgina. Viele Bewohner verdanken der Kirche und ihrem Glauben noch immer das Überleben, ihr ganz persönliches Verarbeiten und den Wiederaufbau nach den grausamen Geschehnissen des Kreuzzuges. Manche von ihnen sahen die Schuld sogar so tief in sich sitzen, dass sie dem ewigen Dienst an Deyn Cador dafür beigetreten sind. Die Sorridianischen Orden konnten daher insbesondere in den Jahren nachdem Kreuzzug enorme Zuströme von Personen aus und um Jeorgina feststellen.
Die Kirche nutzt ihren Einfluss in der Gesellschaft. Sie veranstaltet Feste, predigt große Messen mit farbenfrohen Umzügen und großartiger Musik. Sie unterstützt junge Geistliche bei ihrem Aufstieg. Sie sorgt sich um das Ansehen und Aussehen der Stadt, hilft weiterhin dabei die Massen an Pilgern in ansehnlichen Gasthäusern unterzubringen und anschließend geordnet zu den Pilgerstätten zu führen. Kritiker werfen dem Erzherzog vor, dass Jeorgina gänzlich Gebiet der Sorridianischen Kirche sei, so weit wie diese ihren Einfluss in der Stadt gefestigt hat. Für die gläubigen Bürger hat sich dies bisher als großer Segen bewiesen, für all diejenigen, die aufgrund ihrer Erlebnisse vom Glauben abgefallen sind, als Fluch. Sie wurden vertrieben, enteignet und verspottet. Oftmals wurden ihnen willkürlich Zusammenhänge und Verwurzelungen mit der Kirche des Lebenden Gottes vorgeworfen, wodurch sie nicht selten auf dem Scheiterhaufen landeten. Heutzutage passen die Menschen aus Jeorgina daher noch einmal mehr auf mit wem sie kritisch über Das Leben, die Kirche und den sorridianischen Staat sprechen. Manch einer mag sie deswegen, außerhalb des Glaubens, für verschlossen halten. Vielleicht ist es aber auch nur eine geordnete Vorsicht in dieser Stadt des Glaubens, die bereits so viel Leid erlebt hat.