Krokodilschlange
Die Krokodilschlange ist eine Reptielienart der Unbekannten Lande. Sie wird auch als Maulschlange oder im Sorridianischen als Boccaserpe bezeichnet. Bei ihr handelt es sich um eine eigenartige Mischung aus dem bekannten Krokodil sowie einer Schlange. Für viele Leändrier wirkt die Krokodilschlange wie ein besonders schuppiges Schlangentier mit einem etwas zu kurz geratenen Krokodilkopf. Sie wurde bisher nur auf dem Festland der Unbekannten Lande gesehen, soll aber auch in der Lage sein, weitere Distanzen mit ihrer rhythmischen Bewegung zu schwimmen.
Beschreibung
Die mit einem sehr festen grünlich-grauen bis bläulich-schwarzen Schuppenmuster gepanzerten Tiere wurden bisher mit einer maximalen Länge von rund dreieinhalb Metern im Unterholz des tropischen Urwalds entdeckt. Vermutungen gehen jedoch dahin, dass sie auch weitaus länger und damit erheblich gefährlicher werden können. Bereits die Köpfe der bisher gefundenen Exemplare hätten menschliche Gliedmaße ohne große Mühe mit einem Biss abreißen können, was vor allem an den spitzen Zähnen im kräftigen Kiefer der Tiere liegt. Am Kopf der Boccaserpes liegen neben diesem monströsen Maul auch seine zwei nach vorne ausgerichteten Augen. Ebenso sind zwei verschließbare Nasenlöcher am Kopfende des Reptils identifiziert worden. Unterhalb seiner schuppigen Panzerung soll eine weitere Lederhaut liegen, die das Tier stärker vor Einflüssen der Außenwelt schützt. Untersuchungen eines getöteten Exemplars haben ergeben, dass sie in ihrer inneren Physiologie eher Schlangen ähneln, ihre Nahrung aber beim Fressen in kleinere Einheiten zerkleinern und somit mehr in kürzerer Zeit verdauen können. Außerdem ist ihre Innentemperatur recht gering.
Krokodilschlangen sollen äußerst schwimmfähig sein und sich stellenweise in Tümpeln und Gewässern verstecken. Die geringere Temperatur im Wasser soll ihnen bei ihrem Verdauungsprozess helfen und zugleich Schutz vor anderen Urwaldbewohnern bieten. Zur Fortpflanzung lassen sich Weibchen während der ganzjährigen Paarungszeit von Männchen befruchten und legen dann rund ein halbes Dutzend Eier, die sie für mehrere Monate mit einer großen Aggressivität verteidigen. Die Jungtiere werden nach dem Schlüpfen vom Muttertier gefüttert, bevor sie nach rund einem Jahr alleine weiterziehen. In dieser Zeit wachsen sie auf eine Größe von rund einem Meter heran und bauen vor allem ihre Zähne und Gebissmuskulatur aus, um eigenständig lebensfähig zu sein. Krokodilschlangen sind weitgehend Einzelgänger, scheuen aber die Anwesenheit ihrer Artgenossen nicht. Unter Männchen kommt es in der Nähe von paarungsbereiten Weibchen immer wieder zu tödlichen Kämpfen um die Gunst der potenziellen Partnerin.
Die Boccaserpes ernähren sich von jeder Art von Fleisch und vertilgen ihre Opfer in Stücken zerteilt vollständig. Sie können dabei problemlos mehrere Tiere gleichzeitig in sich aufnehmen und dann über einen längeren Zeitraum nach und nach verdauen.
Verhalten
Die Reptilien sind zumeist als Einzelgänger im Urwald unterwegs, versammeln sich aber vor allem an Wasserstellen, wo sie überwiegend nebeneinander existieren. Gegenüber anderen Arten sind sie territorial verteidigend und aggressiv. Sie fressen und greifen dabei so ziemlich alles an, was ihnen in den Weg gerät. Die Krokodilschlange konnte bisher nicht bei einem Nestbau oder einer aktiven Reviermarkierung beobachtet werden. Ihnen wird jedoch eine besondere Nähe zu Wasser zugesprochen, sie sollen teilweise sogar auf dem offenen Ozean gesehen worden sein, obgleich sie eigentlich keine Salzwasserkreaturen sind.
Der Natur- und Tierkundler Nicolò Li Boni fasste die Krokodilschlangen wie folgt zusammen:
„Wir haben uns bis auf unsere Knochen erschrocken, als wir feststellen, dass es keine gewöhnliche Großschlange war. Auf dem Boden des tropischen Waldes zog sich ein mehrere Meter langes Wesen mit dem Kopf eines gewöhnlichen Krokodils entlang. Es hatte noch Blut an seinen Zähnen, einige Federn klebten an seinem Leibe. Das große Tier wand sich über den rutschigen Grund voller Schlamm. Wir hielten den Atem an, als wir seinen reißerischen Kiefer identifizierten. Die Boccaserpe ist eine gelungene Mischung aus Schlange und Krokodil, ein wahrlich grauenhafter Streich der Natur. Die Kreatur verzog sich zu unserem Glück so schnell, wie sie gekommen war. Sie tauchte mit dem Kopf voran in eine große Wasserquelle ab und vermieste uns damit unsere eingeplante Rast.
Selbst ihre Kotspuren ähnelten denen von Schlangen. Knochenbestandteile und auch Federn wurden wieder ausgeschieden. In den graubraunen Haufen großen Ausmaßes konnte ich zudem Klauen und Krallen anderer Geschöpfe identifizieren, die in den Weg der großen Boccaserpe gelangt waren. Eine Gelegenheit die hart wirkenden Schuppen genauer zu untersuchen, bot sich mir leider nicht.“ |
Nicolò Li Boni (Dokumentation der Tiere der Unbekannten Lande, Kolonie Apacista | 45, unterer Teil) - Original in Sorridianisch |
„Auszug aus "Dokumentation der Tiere der Unbekannten Lande, Kolonie Apacista, von Nicoló Li Boni“ |