Zhular Aljee: Unterschied zwischen den Versionen
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Aus dieser funktionellen Geometrie erwuchs bald die Idee der Verzierung. Die ersten "Bilder der fließenden Steine" waren noch direkt auf die bereits reparierten Lehm-Fassaden gezeichnete Malereien. Handwerker trugen dabei feingemahlenes Farbpulver und natürliche Harze auf die getrocknete Lehmoberfläche auf, um die funktionalen Fugen und Linien der Reparatur kalligrafisch und floral zu überhöhen. Dies war jedoch nicht von Dauer; Regen wusch die Farben schnell ab. Um die Kunstwerke haltbarer zu machen, begann man schließlich, die Motive nicht mehr auf, sondern in das Material zu bringen. Es wurden standardisierte, quadratische "Rohwerke" – unglasierte Tonquadrate – gefertigt, die als Vorlagen dienten. Die Muster wurden tief in den noch weichen Ton geprägt und erst danach gebrannt. Durch die anschließende Lasierung mit dem charakteristischen, tiefen Kalifatisch-Purpur und dem erneuten Brennen entstanden die stabilen und glänzenden Zierfliesen, die heute als Zhular Aljee al Issás in ganz Leändrien bekannt sind. | Aus dieser funktionellen Geometrie erwuchs bald die Idee der Verzierung. Die ersten "Bilder der fließenden Steine" waren noch direkt auf die bereits reparierten Lehm-Fassaden gezeichnete Malereien. Handwerker trugen dabei feingemahlenes Farbpulver und natürliche Harze auf die getrocknete Lehmoberfläche auf, um die funktionalen Fugen und Linien der Reparatur kalligrafisch und floral zu überhöhen. Dies war jedoch nicht von Dauer; Regen wusch die Farben schnell ab. Um die Kunstwerke haltbarer zu machen, begann man schließlich, die Motive nicht mehr auf, sondern in das Material zu bringen. Es wurden standardisierte, quadratische "Rohwerke" – unglasierte Tonquadrate – gefertigt, die als Vorlagen dienten. Die Muster wurden tief in den noch weichen Ton geprägt und erst danach gebrannt. Durch die anschließende Lasierung mit dem charakteristischen, tiefen Kalifatisch-Purpur und dem erneuten Brennen entstanden die stabilen und glänzenden Zierfliesen, die heute als Zhular Aljee al Issás in ganz Leändrien bekannt sind. | ||
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Die Zhular Aljee werden aus speziell aufbereitetem, tonhaltigem Schlamm aus dem Issás-Flussbett gefertigt. Dieser Ton wird gereinigt, in quadratische Formen gepresst, getrocknet und anschließend bei hohen Temperaturen gebrannt. Nach dem ersten Brand werden die Fliesen glasiert, wobei kalifatische Meisterbrenner eine einzigartige Mischung aus [[Mineralien|Mineraloxiden]] und Pigmenten verwenden, um die charakteristischen, tiefe Purpurtöne und erdigen Farben zu erzeugen. Diese Lasur verleiht den Fliesen ihren Glanz und ihre Beständigkeit. | Die Zhular Aljee werden aus speziell aufbereitetem, tonhaltigem Schlamm aus dem Issás-Flussbett gefertigt. Dieser Ton wird gereinigt, in quadratische Formen gepresst, getrocknet und anschließend bei hohen Temperaturen gebrannt. Nach dem ersten Brand werden die Fliesen glasiert, wobei kalifatische Meisterbrenner eine einzigartige Mischung aus [[Mineralien|Mineraloxiden]] und Pigmenten verwenden, um die charakteristischen, tiefe Purpurtöne und erdigen Farben zu erzeugen. Diese Lasur verleiht den Fliesen ihren Glanz und ihre Beständigkeit. |
Aktuelle Version vom 2. Oktober 2025, 14:58 Uhr
Die Bilder der fließenden Steine (kalifatisch: Zhular Aljee), auch Bilder der fließenden Steine des Issás (kalifatisch: Zhular Aljee al Issás), sind Zierfliesen kalifatischer Brennart. Die filigran gestalteten Quadrate aus lasiertem Ton sind ein beliebtes Gastgeschenk zu bedeutenden Anlässen wie Hochzeiten oder aussichtsreichen Verhandlungen. Eine Zhular Aljee anlässlich einer Beerdigung zu verschenken gilt hingegen als grobe Beleidigung, da ihre Übergabe mit Zuversicht, Heiterkeit und Wohlstand in Verbindung gebracht wird.
Entstehungsgeschichte
Zur Zeit des ersten südleändrischen Kreuzzugs lagen viele der Städte des Kalifat Al'bastra in Schutt und Asche. So auch das nahe am Issás gelegene Schattpur, wo insbesondere der Katapultbeschuss der deynistischen Ordensritter zu schweren Schäden an den Mauerwerken der Stadt geführt hatten. Die kriegsgebeutelten Einwohner des Kalifats behalfen sich bei den Reparaturen notdürftig mit tonhaltigen Schlammerden aus dem Flussbett des Issás. Als sich dieses Füllmaterial nach Trocknung an der warm aufragenden Sonne bewährte, begann die Nachfrage nach den "fließenden Steinen" stetig zu steigen. Mit dem Aufstieg der fließenden Steine begann sich auch das Ishtuler Zahlenwerk einen zunehmenden guten Ruf zu erarbeiten. Die dort gelehrten Rechenwege zur zielgenauen Berechnung von Flächeninhalten ermöglichten die symmetrische Aufteilung der mit fließenden Steinen reparierten Flächen. Diese symmetrische Aufteilung aufgrund geometrischer Lehren gilt bis heute als das wichtigste ästhetische Merkmal der Zhular Aljee.
Die anfängliche Nutzung der Schlammerde war von purer Notwendigkeit und Sparsamkeit diktiert. Die Lehmerde aus dem Flussbett ließ sich leicht verarbeiten, war sofort verfügbar und benötigte kaum Veredelung. Zwar sahen die notdürftig geflickten Fassaden der zerstörten Wohn- und Geschäftshäuser in Schattpur und Umgebung zunächst schmucklos und grau aus, doch die Methode ermöglichte den Bewohnern, schnell wieder ein Dach über dem Kopf zu haben. Der wichtigste Aspekt dieser frühen Anwendung war die Präzision der Bauarbeiter. Sie nutzten die vom Zahlenwerk erarbeiteten Formeln nicht primär aus ästhetischen Gründen, sondern um die Stabilität der Flickarbeiten zu gewährleisten. Hierzu setzten sie die Füllmaterialien mit exakt berechneten Fugenabständen und Flächenmaßen ein. Die dabei entstandene geometrische Klarheit und die harmonischen Proportionen wurden von den Überlebenden jedoch rasch als Zeichen von Ordnung und Widerstandsfähigkeit empfunden.
Aus dieser funktionellen Geometrie erwuchs bald die Idee der Verzierung. Die ersten "Bilder der fließenden Steine" waren noch direkt auf die bereits reparierten Lehm-Fassaden gezeichnete Malereien. Handwerker trugen dabei feingemahlenes Farbpulver und natürliche Harze auf die getrocknete Lehmoberfläche auf, um die funktionalen Fugen und Linien der Reparatur kalligrafisch und floral zu überhöhen. Dies war jedoch nicht von Dauer; Regen wusch die Farben schnell ab. Um die Kunstwerke haltbarer zu machen, begann man schließlich, die Motive nicht mehr auf, sondern in das Material zu bringen. Es wurden standardisierte, quadratische "Rohwerke" – unglasierte Tonquadrate – gefertigt, die als Vorlagen dienten. Die Muster wurden tief in den noch weichen Ton geprägt und erst danach gebrannt. Durch die anschließende Lasierung mit dem charakteristischen, tiefen Kalifatisch-Purpur und dem erneuten Brennen entstanden die stabilen und glänzenden Zierfliesen, die heute als Zhular Aljee al Issás in ganz Leändrien bekannt sind.
Die Herstellung einer Zhular Aljee: Vom Rohwerk zur letzen Farbschicht
Die Zhular Aljee werden aus speziell aufbereitetem, tonhaltigem Schlamm aus dem Issás-Flussbett gefertigt. Dieser Ton wird gereinigt, in quadratische Formen gepresst, getrocknet und anschließend bei hohen Temperaturen gebrannt. Nach dem ersten Brand werden die Fliesen glasiert, wobei kalifatische Meisterbrenner eine einzigartige Mischung aus Mineraloxiden und Pigmenten verwenden, um die charakteristischen, tiefe Purpurtöne und erdigen Farben zu erzeugen. Diese Lasur verleiht den Fliesen ihren Glanz und ihre Beständigkeit.
Die Filigranität der Gestaltung resultiert aus der Anwendung der Berechnungsformel, welche auf das Ishtuler Zahlenwerks zurückgeht. Dabei werden nicht-figürliche, symmetrische Muster und kalligrafische Elemente verwendet, die oft Symboliken aus dem Kirash darstellen. Das Hauptaugenmerk liegt auf der harmonischen Aufteilung der Fläche und der präzisen Linienführung, welche die fließende Natur des Ursprungsmaterials widerspiegeln soll.